Das Landleben

 

Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lebte auf dem Lande. Dort lebten sie in kleinen Siedlungen entlang des Nils. Sie waren ständigen Gefahren ausgesetzt, wie etwa dem Krokodil im Fluss. Da im Nilwasser allerhand Krankheitserreger- und Überträger wie Fliegen umherschwirrten, waren Seuchen keine Seltenheit. Dieser Bevölkerungsanteil war ungebildet und von dem kulturellen Niveau der städtischen Zentren weit entfernt. Für sie war der Pharao so unerreichbar wie die Welt der Götter. Sie erarbeiteten zwar den Reichtum des Landes,
zwei junge Hirten treiben eine Rinderherde zur neuen Weide, Grab des Ti, 5. Dynastie

aber ihr Ansehen war gering und ihr Leben verlief eintönig und anspruchslos. Besonders schlimm wurde es für sie, wenn die Steuereintreiber des Pharao kamen und die von ihnen geforderten Abgaben verlangten. Ein erhaltener Text berichtet folgendes:

 

"Die Beamten tragen Stöcke und die Neger (Polizisten stammten häufig aus dem südlichen Nubien) tragen Palmruten.
Sie sagen: 'Gib Korn her'. Ist keines da, so schlagen sie ihn,... er wird gebunden und in den Kanal geworfen und er versinkt kopfüber. Seine Frau wird vor ihm gebunden und seine Kinder werden gefesselt.  Seine Nachbarn fliehen, um ihr Korn in Sicherheit zu bringen."

 

ägyptische Bauern mit der Hacke, dem  typischen Gerät zur Bodenbearbeitung, Grab des Nacht, um 1400 v. Ch.

 

Die Bauern waren sicherlich heilfroh, wenn sie so wenig wie möglich mit den Schreibern des Pharao zu tun hatten. Eigentlich hieß es für die ägyptische Landbevölkerung immer kräftig anzupacken und harte Arbeit zu verrichten. Selbst wenn der Nil sein Hochwasser führte und die Bauern auf den Feldern eigentlich nichts mehr zu tun hatten, wurden sie für die Arbeit an den königlichen Bauten herangezogen. Dann mussten sie oft fern von ihren heimatlichen Siedlungen leben.