Religiöse - und Jenseitsliteratur

 

Die über das Jahr herausgehenden Tage
Die Reise der Sonne durch die Unterwelt
Klagen der Isis und Nephthys
Rechtfertigung vor dem Totengericht

 

 

 

 

Klagen der Isis und Nephthys

Der folgende Auszug handelt vom Tod des Osiris und wie beide oben benannten Göttinnen über ihn klagen. Dieser Text ist in zahlreichen Papyri enthalten. Die Geschichte wird singend von zwei Sängerinnen mit Tamburins erzählt. 

Beginn des Rituals und der Lieder anlässlich der Feste des Osiris im Monat Choiak in den Tempeln 
von Dendera, Edfu in Philae. Man weihe das ganze Haus und bringe zwei Jungfrauen reinen Leibes ohne Körperhaar,  Lockenperücken auf ihren Häuptern, Tamburine in ihren Händen.  Auf ihre Arme sei als ihre Namen ISIS und NEPHTYS geschrieben.  Sie sollen aus den Liedern dieses Buches singen.  Sie sollen viermal rufen:

"Oh mein Herr Osiris!"

Der oberste Festpriester rezitierte viermal:

"Vereinigt ist der Himmel mit der Erde."

Die Klagefrauen rufen:

"Ich reinigte meinen Mund. Ich kaute Natron. Ich räucherte mich mit Weihrauch auf der Flamme. 
Ich bin rein, geläutert und geräuchert mit Natron, der aus Elkab kam, 
mit Weihrauch, der aus Punt kam, mit dem süßen Duft, der aus dem Horusauge kam. 
Wie schön sind die Verklärungen des Osiris. wie festlich sind die Verklärungen des Osiris [...]."

Der Festpriester des Festes rezitierte viermal:

"Vereinigt sind Himmel und Erde."

Die große Klagefrau rufe viermal:

"Jubel vom Himmel zur Erde!" [...]

Isis ruft:

"[...] Komm zu Deinem Hause. Du hast keinen Feind. O schöner Knabe. 
Komm zu Deinem Hause, das Du mich siehst. Ich bin Deine Gattin, die Dich liebt. 
Trenne Dich nicht von mir, schöner Jüngling. Komm gleich zu Deinem Hause. 
Ich sehe Dich nicht. Mein Herz beschwört Dich. Meine Augen begehren Dich. 
Ich suche Dich, um Dich zu sehen. Ach, das ich Dich sehe. Schöner Gebieter. 
Ach, das ich Dich sehe. Herrlich ist es, Dich zu sehen. Komm zu der, die Dich liebt! 
Wennofer, komm zu Deiner Gattin. Komm zu Deiner Frau, Ohnmächtiger. 
Komm zu Deiner Hausherrin. Ich bin Deine leibliche Schwester,
Entferne Dich nicht von mir. 
Götter und Menschen haben ihr Gesicht Dir zugewandt
und beweinen Dich vereint,  weil sie mich sehen. 
Ich rufe nach Dir weinend bis zur Höhe des Himmels. 
Hörst Du meine Stimme nicht? Ich bin Deine Gattin, die Du liebst auf der Erde. 
Du liebst keine andere außer mir, mein Gatte!" [...]

 

Die Rechtfertigung im Totengericht
übersetzt von Erich Hornung aus seinem Buch "Altägyptische Dichtung"

Was zu sprechen ist, wenn man zu dieser Halle der Vollständigen Wahrheit gelangt. (Zweck:) Den Verstorbenen von allen bösen Handlungen zu befreien, die er begangen hat, das Angesicht der Götter zu schauen. Der Verstorbene sagt:

Gruß dir, du größter Gott, Herr der Vollständigen Wahrheit!
Ich bin zu dir gekommen, mein Herr, ich bin geholt worden, um deine Vollkommenheit zu schauen.

Ich kenne dich und ich kenne deinen Namen, ich kenne die Namen dieser 42 Götter, die mit dir sind in dieser Halle der Vollständigen Wahrheit, die von denen leben, die zum Bösen gehören, und sich von ihrem Blut nähren, an jenem Tag, an dem Rechenschaft abgelegt wird vor Wennefer. (Osiris)

"Der, dessen beide Augen seine Töchter sind, Herr der Vollständigen Wahrheit" ist dein Name. Ich bin zu dir gekommen, ich habe Dir das Recht gebracht und habe dir das Unrecht vertrieben. (Var.: Ich habe das Recht dem gegeben, der es tut, und das Unrecht dem, der mit ihm beladen kommt.)

Ich habe kein Unrecht gegen Menschen begangen, und ich habe keine Tiere misshandelt. Ich habe nichts "Krummes" an Stelle von Recht getan. Ich kenne nicht, was es nicht gibt und ich habe nichts Böses erblickt. (Var.: getan)

Ich habe nicht am Beginn jedes Tages die vorgeschriebenen Arbeitsleistung erhöht, mein Name gelangte nicht vor den "Leiter der Barke" (Sonnengott?). Ich habe keinen Gott beleidigt. Ich habe kein Waisenkind an seinem Eigentum geschädigt. Ich habe nicht getan, was die Götter verabscheuen. Ich habe keinen Diener bei seinem Vorgesetzten verleumdet.

Ich habe nicht Schmerz zugefügt und (niemanden) hungern lassen, ich habe keine Tränen verursacht. Ich habe nicht getötet und ich habe (auch) nicht zu töten befohlen, niemandem habe ich ein Leid zugefügt.

Ich habe die Opferspeisen in den Tempeln nicht vermindert und die Götterbrote nicht angetastet, ich habe die Opferkuchen der Verklärten (Toten) nicht fortgenommen. Ich habe nicht geschlechtlich verkehrt und keine Unzucht getrieben an der reinen Stätte meines Stadtgottes.

Ich habe am Hohlmaß nichts hinzugefügt und nichts vermindert, ich habe das Flächenmaß (Arure) nicht geschmälert und am Ackerland nichts verändert. Ich habe zu den Gewichten der Handwaage nichts hinzugefügt und das Lot der Standwaage nicht verschoben.

Ich habe die Milch nicht vom Mund des Säuglings fortgenommen, ich habe das Vieh nicht von seiner Weide verdrängt. ich habe keine Vögel aus dem Sumpfdickicht der Götter gefangen und keine Fische aus ihren Lagunen. Ich habe das (Überschwemmungs)wasser nicht zurückgehalten, ich habe dem fließenden Wasser keinen Damm entgegengestellt, und ich habe das Feuer nicht ausgelöscht, wenn es brennen sollte.

Ich habe keine Fleischopfer versäumt an den Tagen des Festes, ich habe nicht die Viehherden des Tempelbesitzes zurückgehalten, ich bin nicht dem Gottesbild bei seiner Prozession in den Weg getreten.

Ich bin rein, ich bin rein, ich bin rein, ich bin rein!
Meine Reinheit ist die Reinheit jenes großen Benu-Vogels (Phönix), der in Herakleopolis ist, denn ich bin ja jene Nase des Herrn des Lebensatems, der alle Leute am Leben erhält, an jenem Tage, an dem das heilige Auge in Heliopolis gefüllt wird, am letzten Tag des zweiten Monats der Peret-Jahreszeit vor dem Herrn dieses Landes (Jenseits). Ich bin es, der das Füllen des heiligen Auges in Heliopolis gesehen hat. Nichts Böses kann mir zustoßen in diesem Land, in dieser Halle der Vollständigen Wahrheit, denn ich kenne die Namen dieser Götter, die in ihr sind.

Anruf an die 42 Totenrichter

o Weitausschreitender, der aus Heliopolis hervorgeht; ich habe kein Uunrecht getan
o du, der die Flamme umarmt, der aus Alt-Kairo hervorgeht; ich habe nichts gestohlen
o du mit dem Schnabel (Thot als Ibis),
der aus Hermopolis hervorgeht; ich war nicht habgierig
o Schattenverschlinger, der aus der Grube hervorgeht; ich habe mir nichts angeeignet
o Schreckgesicht, der aus Rasetjau hervorgeht; ich habe keinen Menschen umgebracht
o Löwenpaar, das aus dem Himmel hervorgeht; ich habe das Hohlmaß nicht verletzt
o du, dessen Augen Messer (Var.: Feuer) sind, der aus Letopolis hervorgeht;
ich habe nichts "Krummes" getan
o Brennender, der umgedreht hervorgeht;
ich habe mir keinen Tempelbesitz angeeignet
o Knochenzerbrecher, der aus Herakleopolis hervorgeht: ich habe keine Lüge gesagt
o Flammenreicher, der aus Memphis hervorgeht; ich habe keine Nahrung gestohlen
o Grubenbewohner, der aus dem Westen hervorgeht; ich habe kein Geschrei gemacht
o Weißzahn (Krokodil), der aus dem Fajum hervorgeht;
ich bin nicht aggressiv gewesen
o Blutfresser, der aus der Schlachtstätte hervorgeht; ich habe kein Gottesvieh getötet
o Eingeweidefresser, der aus dem Dreißiger-Gerichtshof hervorgeht;
ich haben keinen Kornwucher? begangen
o Herr der Wahrheit, der aus dem Ort der Vollständigen Wahrheit hervorgeht; ich habe die zugeteilten (Rationen) nicht veruntreut
o Abgewendeter, der aus Bubastis hervorgeht; ich habe nicht unüberlegt geredet
o Glänzender, der aus Heliopolis hervorgeht; ich habe nicht unüberlegt geredet
o Üble Schlange, die aus Busiris hervorgeht; ich habe nur um meinen Besitz gestritten
o Wamemti-Schlange, die aus der Schlachtstätte hervorgeht; ich habe nicht die Frau eines (anderen) Mannes beschlafen
o du, der schaut, was er gebracht hat, der aus dem Tempel des Min hervorgeht; ich habe keine Unzucht getrieben
o Höchster der Ältesten, der aus Imau hervorgeht; ich habe keinen Schrecken erregt
o Umstürzender, der aus Xois hervorgeht; ich habe keinen Schaden gestiftet
o du mit gewaltiger Stimme, der aus dem Heiligtum hervorgeht;
ich bin nicht hitzig gewesen
o Kind, das aus dem Heka-Anedj-Gau hervorgeht,
ich bin nicht taub gegen gerechte Rede gewesen
o du mit verkündender Stimme, der aus Wensi hervorgeht;
ich habe keinen Streit entfacht
o Basti, der aus der Schetit hervorgeht; ich habe nicht (einem anderem) zugeblinzelt
o Hintersichschauer, der aus der verschlossenen Grube hervorgeht;
ich habe nicht gleichgeschlechtlich verkehrt (?)
o Heißfuß, der aus der Dämmerung hervorgeht; ich bin nicht nachlässig gewesen
o Verhüllter, der aus der Verhüllung hervorgeht; ich habe mich nicht gestritten
o du, der sein Opfer holt, der aus Sais hervorgeht; ich bin nicht gewalttätig gewesen
o Vielgesichtiger, der aus Nedjefet hervorgeht; ich bin nicht jähzornig gewesen
o Ankläger, der aus Utjenet hervorgeht; ich habe nicht meine
Natur überschritten und einen Gott angegriffen (?)
o Herr des Doppelhornes, der aus Siut hervorgeht;
ich habe nicht viel Gerede gemacht, wegen einer Sache
o Nefertem, der aus Memphis hervorgeht; ein Vergehen
von mir gibt es nicht, ich habe nichts Schlechtes getan
o du, der nichts übrig lässt, der aus Busiris hervorgeht;
ich habe den König nicht beleidigt
o du, der nach seinem Willen tut, der aus Antaiopolis hervorgeht,
ich habe mich nicht auf Wasser gestützt
o Ihi, der aus dem urozean hervorgeht; ich habe nicht meine Stimme erhoben
o du, der den Leuten befiehlt, der aus seinem Schrein hervorgeht;
ich habe keinen Gott beleidigt
o Neheb-Nefret, der aus seinem Tempel hervorgeht; ich habe mich nicht aufgeblasen
o Neheb-Kau, der aus seiner Grube (Var.: Stadt) hervorgeht;
ich habe mich nicht über meinen Stand erhoben
o hochgereckte Schlange, die aus ihrer Kapelle (Var.: Grube) hervorgeht; meine Ansprüche gingen nicht über das hinaus, was ich besaß
o du, dessen Arm herbeiholt, der aus dem Totenreich hervorgeht; ich habe meinem Stadtgott keine Schande bereitet

Schlussrede:

 Zu sprechen vom Verstorbenen:
Seid gegrüßt Ihr Götter! Ich kenne euch, ich kenne eure Namen. Ich soll nicht eurem Gemetzel verfallen, und ihr sollt das Schlechte an mir nicht aufsteigen lassen zu diesem Gott, in dessen Gefolge ihr seid.

Meine Verfehlung wird nicht vor euch kommen, und ihr sollt Recht
über mich sprechen vor dem Allherrn.
Denn ich habe im Diesseits das Recht geübt, ich habe keinen Gott beleidigt, und kein Vergehen von mir gelangte vor den regierenden König.
Seid gegrüßt, o Götter, die ihr in dieser Halle der Vollständigen Wahrheit seid, in deren Leibe keine Lüge ist, (sondern) die von Wahrheit leben in Heliopolis, die sich von Wahrheit nähren vor Horus in seiner Scheibe (Sonnengott).
Rettet mich doch vor dem Baba, der von den Eingeweiden der Ältesten lebt, an jenem Tag der "Großen Prüfung" (Totengericht)!
Seht, ich bin zu euch gekommen - keine Sünde, keine Schuld ist an mir, nichts Böses ist an mir, kein Zeugnis liegt gegen mich vor, und niemanden gibt es,
gegen den ich mich vergangen hätte.
(Denn) ich lebe von Wahrheit, ich nähre mich von Wahrheit.

Ich habe getan, was die Menschen raten und womit die Götter zufrieden sind.
Ich habe den Gott zufrieden gestellt mit dem, was er möchte:
Brot gab ich dem Hungrigen, Wasser dem Dürstenden, Kleider dem Nackten, ein Fährboot dem Schifflosen, Gottesopfer habe ich den Göttern, Totenopfer den Verklärten (seligen toten) dargebracht.

So rettet mich doch, schützt mich doch, macht keine Anzeige gen mich beim Größten Gott.
Ich bin einer mit reinem Mund und reinen Händen,
den (alle) willkommen heißen, die ihn sehen.
.........

 

Die Reise der Sonne durch die Unterwelt

Dieser Mythos erzählt davon, wie sich der Sonnengott Re jeden Tag auf die Reise über den Himmel und jede Nacht durch die Unterwelt begab. Früh am Morgen begann er seine Fahrt im Osten und endete im Westen. Während dieser 12 Tagstunden kontrollierte er seine 12 Provinzen In der Nacht jedoch musste mit der Nachtbarke in die Unterwelt reisen, während das Land in Dunkelheit lag.
Nachdem nun Re am Abend den westlichen Horizont erreichte, machte er sich bereit für die nächtliche Fahrt. Es war alles vorbereitet für die Fahrt auf dem Fluss Wernes, welche ebenfalls 12 Stunden dauern sollte. In der ersten Nachtstunde schiffte sich Re mit einer mannschaft von Göttern ein. Unter anderem "waren mit dabei" "Der Öffner der Wege" und der "Führer des Bootes". Des weiteren waren zwei Gruppen zu je 9 Pavianen mit an Board, welche für Re sangen sowie 12 Schlangengöttinnen, die für die Beleuchtung zuständig waren. In der 2. Nachtstunde segelte Re in die Gegend des Wernes, wo er den Korngöttern Landrechte garantierte. Die 3. Stunde war einem wichtigen Ritual vorbehalten: Re brachte Osiris, dem Gott der Unterwelt, ins Leben zurück, indem er ihm 2 göttliche Kräfte schenkte. In der 4. Stunde erreichte den Weg, der durch ein Tor zur Unterwelt führte. Diese Einfahrt war von Toten eingenommen und der Weg führte direkt zum Körper des Begräbnisgottes sokar und zum Grab des Osiris. Diese Passage wurden von seltsamen Schlangen bewacht, von denen manche Menschenköpfe und kurze Beine hatten, andere widerum hatten mehrere Schlangenköpfe und Flügel.
In der 5. Stunde wurde die Barke über einen Hügel geschleppt, den man "Hügel des Sokar" nannte. In Wahrheit jedoch handelte es sich um das Grab des Osiris. Neben diesem Hügel/ Grab standen die beiden Schwestern Isis und Nephthys in form von Milanen. Das Schleppseil der Barke wurde von einem Skarabäus gehalten, Symbol für das baldige Auftauchen des Sonnengottes aus der Nacht in Form der Gottheit Chepri. Die Einfahrt in den Hügel wurde von 4 feuerspeienden Köpfen bewacht. In der 6. Stunde reiste Re zum Gott des Mondes, der Weisheit und der Schriftt - zu Thot, der als Pavian erschien und seine andere Erscheinungsform, den Ibis, in der Hand hielt. Die Aufgabe von Thot in diesem Mythos war es, eine Stadt für die Götter und Herrscher Ägyptens zu finden. Nun traf Re auf ein Bild seiner selbst - den Mistkäfer, der im tode als Chepri im Körper einer fünfköpfigen Schlange eingesperrt war.
In der 7. Stunde segelte Re an den Feinden des Osiris vorüber und stand schließlich SEINEM ärgsten Fein gegenüber: dem Schlangendämon Apophis, welcher die Sonne verschlucken wollte. Res Zauberkraft und der Umstand, das im Körper von Apophis Messer steckten, erlaubten ihm, unbehelligt am Schlangendämon vorbeizusegeln. Aber in der 8. Stunde der Nacht warteten noch mehr Feinde auf das Auftauchen von Re. Menschenköpfige Diener, die mit Messern bewaffnet und auch an Board der Barke waren, konnte jedoch die dämonischen Feinde vernichten.
In der 9. Stunde traf Re auf 12 bedrohliche Wächter von Osiris. Es waren feuerspuckende Kobras, die sich vom Blut ihrer Gefangenen ernährten. Weiter ging es vorbei an Gottheiten der Baum- und Pflanzenschnitter, die weniger bedrohlich waren. Ganz im Gegenteil schwangen sie ihre Palmzweige vor dem Gott, als dieser an ihnen vorüber fuhr.
In der 10. Stunde begann Re sich auf den Sonnenaufgang vorzubereiten. Während er sich langsam in einen Skarabäus verwandelte, befahl er seinen Dienern, die letzten Feinde aufzuspüren. In der 11. Stunde überwachte Horus das blutrünstige letzte Gemetzel, welches in brennenden Abgründen stattfand.
Nun hatte Re alle Gefahren der Unterwelt überstanden und es war nur noch eine Stunde bis Sonnenaufgang. In der letzten Nachtstunde, der 12., wurde die Barke des Sonnengottes in den Körper einer riesigen Schlange geschleppt. Als Chepri tauchte er am Morgen aus dem Maul der Schlange wieder auf. Nun versiegelte der Luftgott Schu den Eingang zur Unterwelt und der Sonnengott begann wieder seine schöne ;o) Reise durch den Tag in seiner Barke.

Diese Version des Mythos findet sich im "Amduat" wieder. Im Grab von Thutmosis III. und Amun-Hotep II. finden sich die vollständigsten Varianten der Fahrt von Re durch die Unterwelt. hier wurde jeder Text mit mehreren bizarren und wunderbaren illustriert.
Ähnliche Versionen dieses Mythos findet man auch im Büchern, wie im "Buch der Pforten" und im "Buch der Höhlen". Desweiteren fand man die Geschichte auf dem Sarg von Sethos I., welcher heute im Sir John Soane Museum in London zu sehen ist.

 

Die über das Jahr herausgehenden Tage

Dieser Mythos erzählt eine Geschichte, die zur Zeit der Schöpfung stattfand, als die kosmischen Gottheiten stattfanden. Nut war schwanger - nach einem unerlaubten Zusammensein mit dem Erdgott Geb. Der oberste Gott Re allerdings war darüber verärgert und fühlte durch die Anwesenheit weiterer Götter seine Vorherschat bedroht. Also ergriff er Maßnahmen, indem er Nut dazu verfluchte, das sie an keinem Tag im Jahr Kinder zur Welt bringen dürfte. Damals bestand der ägyptische Kalender aus nur 360 Tagen. Der Gott Thot allerdings hatte Mitleid mit Nut. Er forderte den Mond zu einem Brettspiel heraus und gewann. Sein Gewinn bestand darin, das er - Thot - dem Mond abverlangte, so viel Licht zu spenden, das es jedes Jahr 5 zusätzliche Tage geben konnte. An diesen 5 Tagen konnten nun Osiris, Isis, Nephthys und Seth geboren werden. Von den Ägyptern wurden diese Tage "über das Jahr hinausgehende" bezeichnet. Heute nennt man sie "Epagomene". Es mag einem aufgefallen sein, das es ja nun 5 zusätzliche Tage gab, Nut aber nur 4 Kinder gebar, also an jedem Tag eines. Um die Existenz dieses eigentlich überflüssigen 5. Tages zu rechtfertigen, sprach man Nut deshalb zu, das sie ebenfalls die Mutter von Horus dem Älteren gewesen war.

Diesen Mythos findet man in den Werken des griechischen Dichters Plutarch (um 46 - 126 n. Ch.) und hat dort in dem Buch "Peri Isidos kai Osiridos" überlebt. Die Ägypter waren übrigens die ersten, die das Jahr auf 365 Tage ausrichteten. Mehr zum Kalender und auch den Jahreszeiten findet Ihr im Bereich "Das Land" auf dieser Webseite.