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Mythologie: Atum ist der heliopolitanische
Urgott und Weltschöpfer - der "Allherr" ist einer der
ältesten Gottheiten des ägyptischen Pantheon und wird als
solcher an die Spitze z.B. der "Neunheit" gestellt. Außerdem
gehört Atum zu den am häufigsten erwähnten Göttern
in den Pyramidentexten. In alten verschiedenen Überlieferungen
heißt es, daß der Gott durch seinen Speichel oder auch
Samen die ersten Götter erschuf. Doch Atum beinhaltet noch einige
andere Aspekte seiner Persönlichkeit: Der "Schöpfer": In der Neunheit - auch heliopolitanische Kosmogonie - war Atum derjenige Gott, der die Welt aus dem Urchaos heraus erschuf. Laut den Pyramidentexten war Atum zwar der "Selbstentstandene", aber er galt auch als jener der alles vollendet und alles beendet. Er konnte also nicht nur die Welt erschaffen, sondern sie auch - am Ende aller Zeiten - wieder zerstören. Somit kann man ihn auch sowohl als "Schöpfer", wie auch als "Nichtschöpfer" sehen. Der "Vater der Götter und des Königs": In Gestalt eines Schöpfungsgottes war Atum der Vater von Schu und Tefnut, jenem ersten göttlichen Paar aus der "Neunheit" und galt deshalb auch als "Vater der Götter". Als Gott sowohl mit männlichen als auch weiblichen Kräften begattete sich Atum hier einfach selbst. Da aus Schu und Tefnut wiederum auch die Götter Osiris und Horus entstanden, sah man in Atum auch einen indirekten Vater des ägyptischen Königs. In den Pyramidentexten wird klar hervorgehoben, daß diese "Vater-Sohn-Beziehung" schon seit alters her bestand: "O Atum, hebe diesen König auf Deine Höhe, schließe ihn in Deine Umarmung ein, denn er ist für immer Dein Sohn von Deinem Leib." Der "Urhügel": Atum wurde auch als "Urhügel" bezeichnet, weil er nicht nur als Schöpfergott angesehen wurde, sondern sogar als die Schöpfung selbst. In dieser Form wurde er als sog. Benben-Stein dargestellt, der seit frühester Zeit in Heliopolis verehrt wurde. Die "Sonne": Diese, als wichtigstes Element im Prozeß der Schöpfung, wurde als Gottheit Atum in Form eines "selbst entstehenden Skarabäus" symbolisiert und auch eng mit der Sonnenreligion verknüpft. So wissen wir aus bestimmten Sarg- und Pyramidentexten, daß Atum mit dem Sonnengott verschmelzen konnte und somit zu Atum-Re wurde. Wenn man diese beiden Gottheiten getrennt betrachtet, so ist Re für gewöhnlich die aufgehende Sonne, während Atum die untergehende Sonne verkörpert - allerdings ist dies nicht in allen Fällen so. In manchen Sargtexten heißt es sogar, daß Atum "aus dem östlichen Horizont auftaucht" und "im westlichen Horizont ruht" - was soviel bedeutet, daß er auch den vollständigen Sonnenlauf bzw. die Sonne selbst symbolisiert. Auch in den Totenbüchern spielte Atum daher eine wichtige Rolle: Als alternde Form der Sonne, die jeden Abend untergeht und durch die Unterwelt reist, um am folgenden Tag wiedergeboren zu werden. Der "Erdgott": Durch seine Charaktäre als Urgottheit und Abendsonne wurden Atum auch starke Verbindungen zu Erde und Unterwelt nachgesagt. In vielen Unterweltszenarien wird daher seine Macht beschworen. Im Neuen Reich zeigen an die Wände der Königsgräber im Tal der Könige gemeißelte Totenbücher, wie Atum als betagte widderköpfige Gestalt nicht nur die Bestrafung von Missetätern und Feinden des Sonnengottes überwacht, sondern auch feindselige Mächte der Unterwelt, wie z.B. die Schlangen Apophis und Neheb-kau, bezwingt. Doch auch in den Totentexten von "Normalsterblichen" bietet Atum den Verstorbenen Schutz vor den Gefahren der Unterwelt.
Kult: Atum war vielleicht der höchste und wichtigste Gott in seiner ursprünglichen Gestalt als der in Heliopolis verehrte Schöpfergott. Obwohl sein Kult schließlich vom Sonnengott Re verdrängt wurde, behielt Atum eine beträchtliche Bedeutung und wird noch immer als "Herr von Heliopolis" verehrt. Dies deutet darauf hin, daß er - trotz des Machtwechsels an Re - immer noch in Heliopolis Einfluß besaß. Auch beschränkte sich seine Bedeutung keineswegs nur auf den Norden oder das alte Reich: Auf Darstellungen des Königs im Neuen Reich geleitet er zusammen mit dem thebanischen Gott Month diesen in den Amun-Tempel von Karnak. Seine enge Beziehung zum ägyptischen Pharao zeigt sich in vielen Ritualen und in einem aus der Spätzeit stammenden Papyrus wird die Bedeutung des Gottes beim Neujahrsfests belegt, bei dem er die Rolle des Königs neuerlich bekräftigt. Ob das gewöhnliche Volk Atum eine ebensolche Bedeutung zumaß, kann man leider nicht nachvollziehen, aber man fand Amulette und kleine Reliquien in Form von Eidechsen, die man auf die Spätzeit datiert und welche wohl zu Ehren des Gottes getragen wurden. |