ISIS

Tochter von Geb und Nut, Schwester und Gattin von Osiris

Universalgottheit im Reich der Lebendem wie in dem der Toten, Schutzgöttin der Verstorbenen

Hauptkultort: Philae

Verkörperung: Frau mit Kopfschmuck in Form eines Thrones

Quelle: "Die Welt der Götter im Alten Ägypten" von R. H. Wilkinson

Mythologie: Leider ist die Herkunft dieser Göttin, die einmal zu den wichtigsten des Pharaonenreiches zählen würde, relativ unklar. Es ist keine Stadt bekannt, die es für sich in Anspruch nehmen würde, Herkunftsort der Isis zu sein und es ist eine Tatsache, daß sie vor der 5. Dynastie nirgends erwähnt wird. Doch bereits in den Pyramidentexten wird Isis mehr als 80 Mal als Helferin des verstorbenen Königs belegt, was ihre Bedeutung zweifellos feststellt. In den Totentexten wurde ihre beschützende Rolle sogar noch auf Adelige und Bürgerliche ausgeweitet, was wesentlich dazu beitrug, daß ihre Beliebtheit zunahm und irgendwann sogar ihren Gemahl Osiris überflügelte und von jedem Ägypter gekannt und geschätzt wurde. Mit der Zeit und wachsender Bedeutung, verschmolz Isis auch mit vielen anderen Göttinnen, wie z.B. Astarte, Bastet, Nut, Renenutet und Sothis – die wichtigste Verschmelzung war jedoch die mit Hathor, von der sie auch einige Attribute und Charaktereigenschaften übernahm, so daß die beiden Göttinnen häufig kaum zu unterscheiden waren. Die mythologischen Rollen von Isis sind zwar nicht so komplex wie die anderer ägyptischer Göttinnen, aber dennoch sehr wichtig, denn die Göttin hatte große Macht inne und erhielt die Beziehung zwischen sich und ihren Anhängern vom Leben bis in den Tod.

Obwohl keine Tochter des Sonnengottes, so übernahm Isis dennoch auch die Rolle als „Auge des Re“ und wurde scheinbar sogar als Mondgöttin verehrt. Ebenso wurde sie gleichgesetzt mit dem Stern Sirius, so wie Osiris mit dem Orion. Dabei verschmolz Isis mit der Göttin Sothis und wurde zu Isis-Sothis.

Schwester und Gattin des Osiris: Im heliopolitanischen Sonnenkult waren Isis und Osiris ja bekanntlich die Kinder von Geb und Nut. Dennoch wurde Isis auch zur Gattin ihres Bruders und regierte mit ihm während seines mythologischen Königtums. Die Mythen über diese beiden Götter sind vielfältig und unterscheiden sich oft erheblich. Nach dem Tod des Osiris, in dem er von seinem Feind Seth zerstückelt wurde, trauerte Isis zusammen mit iherer Schwester Nephthys um ihn und begannen nach ihm zu suchen. Letztlich fanden die beiden Göttinnen die verstreuten Teile des Osiris und setzten seinen Leichnam wieder zusammen. Durch Zauberkraft belebten sie das Geschlechtsteil des Gottes wieder und bewirkten, daß Isis von ihm schwanger wurde und den Gott Horus zur Welt brachte.

Mutter und Beschützerin des Horus: In einigen Mythen wird erzählt, wie Isis vor Seth in die Sümpfe flüchtete und ihren Sohn Horus gebar. Nun bedrohten aber einige Gefahren den jungen Gott, aber Isis kümmerte sich sorgfältig um ihn und hielt alles Böse von ihm fern. Einmal heilte sie ihn von einem normalerweise tödlichen Skorpionbiß und wurde bekam dadurch zusätzlich Heilkräfte zugeschrieben. Isis nährte und schütze Horus weiter, bis er alt genug war, um seinen Vater zu rächen und rechtmäßiger König von Ägypten zu werden.

Mutter des Königs: Durch ihre Mutterrolle zu Horus war Isis auch die symbolische Mutter des Königs und daher hieß es in den Pyramidentexten auch, daß der König von den Brüsten seiner Mutter Isis Milch trinke. Da der Name der Göttin mit den Hieroglyphenzeichen für „Thron“ geschrieben wurde, ist es sehr gut möglich, daß Isis auch ursprünglich die Macht des Thrones verkörperte.

Die „Zauberreiche“: Auch die Eigenschaft der Zauberei war für Isis von zentraler Bedeutung, denn sie belebte dadurch Osiris wieder, empfing Horus und beschützte den Verstorbenen. Daher wurden in vielen Zaubersprüchen die Heil- und Zauberkräfte der Göttin Isis beschworen und diese angefleht, zu helfen. Viele Mythen betonen die magischen Fähigkeiten der Isis und in einem – in dem sie den wahren Namen Res erfährt – wird sie sogar über alle anderen Götter erhoben, was ihr magisches Wissen und ihre Macht betrifft.

Schutzgöttin: Zusammen mit ihrer Schwester Nephthys galt Isis Schutzgöttin und Helferin der Verstorbenen im zukünftigen Leben. Laut den Pyramidentexten sorge sie für den Verstorbenen, so wie für ihren eigenen Sohn Horus. In späterer Zeit wurde Isis in dieser Eigenschaft sogar zur höchsten Göttin, wenn sie sich ihrer Rolle als Mutter entsprechend um den Verstorbenen kümmert.


Ikonographie: Für gewöhnlich stellte man Isis in Gestalt einer Frau mit langem, enganliegendem Kleid und mit dem Hieroglyphenzeichen für Thron auf dem Kopf, dar. Als sich die Göttin nach und nach immer mehr mit Hathor identifizierte, übernahm sie auch deren Kopfschmuck und trug demnach auch Hörner und Sonnenscheibe. Oftmals hält sie zwar auch noch die ebenfalls von Hathor übernommenen Attribute Sistrum und Menat-Halskette, aber auch nur das Ankh_zeichen und den Papyrusstab, so wie viele andere Göttinnen.

Am häufigsten sieht man Isis in aufrecht stehender Pose, manchmal aber auch knieend mit der auf dem Schen- bzw. Ewigkeitszeichen ruhenden Hand. Dabei kann sie auch jedes Mal als Trauernde mit der Hand zum Gesicht und ausgestreckten Armen abgebildet sein. Diese Stellung sieht man daher auch fast immer an den Seiten oder Ecken der Sarkophage der 18. Dynastie dargestellt und soll damit verdeutlichen, wie sie Osiris beschirmt und unterstützt – als fürsorgliche Natur der Göttin.

In weiteren Darstellungen kann man Isis auch als Skorpion oder in Vogelgestalt – hier als Gabelweihe – und in ihrer Funktion als Muttergöttin in Form einer Sau oder einer Kuh finden. Im Grab des Thutmosis III. im Tal der Könige tritt die Göttin gar als Baumgöttin auf, die den König, der aus einem der Zweige des Baumes hinabsteigt, an ihrer Brust stillt. Den Toten gab man in Form von Amuletten, wie z.B. den Isisknoten oder auch tjet-Symbol ab dem Neuen Reich somit auch den Schutz der Isis mit ins Jenseits. Aber auch die Lebenden versicherten sich der schützenden Macht der Göttin, indem sie ihre Amulette trugen.

Kult: Lange Zeit scheint die Göttin an keinen bestimmten Ort gebunden gewesen zu sein und wurde eher in den Tempeln anderer Gottheiten verehrt, die man mit ihr verband. Erst während der 30. Dynastie wurde ihr erster wichtiger Tempel in Behbeit el-Hagar im östlichen Delta unter Nektanebos II. begonnen und schließlich unter Ptolemaios III. vollendet und fand dort zusammen mit Horus und Osiris ihre Verehrung. Auch in Dendera sowie der Insel Philae entstanden nun Heiligtümer ihr zu Ehren und die dort befindlichen Hymnen setzen Isis mit vielen anderen Göttinnen gleich und zeigen auf, daß diese von Isis sozusagen einverleibt wurden. Daher wurde die Göttin auch in vielen Zaubersprüchen und Beschwörungen angesprochen, wie z.B. in Liebeszauberformeln.

Der Einfluß von Isis reichte sogar so weit, daß sie in alter Zeit in Byblos mit der Göttin Astarte gleichgesetzt wurde. Später brachte sie es zu einer weitreichenden Verehrung in der griechisch-römischen Welt und sogar im Irak sowie in England fand man Zeugnisse ihres Kultes.