In der 5. Dynastie brachten die damaligen Könige ihre Bevorzugung
des Sonnengottes Re durch den Bau spezieller Tempel zum Ausdruck. Bis
heute sind von diesen Tempeln zwei durch Archäologen lokalisiert
worden, aber in altägyptischen Texten ist sogar die Rede von insgesamt
sechs solcher dem Sonnenkult geweihter Heiligtümer.
Als beispielhafte Anlage eines solchen Tempels gilt die Anlage des Sonnenheilgtums
von Ni-user-Re in Abu Gurab. In seiner allgemeinen Form lehnt es sich
an die gleichzeitigen Pyramidenkomplexe an, denn seine Hauptachse verläuft
hier ebenfalls von Ost nach West und seine einzelnen Bestandteile sind:
ein Taltempel, der an einem Kanal gelegen war, dann ein Aufweg sowie ein
oberer Tempel. Wie man auf dem unten abgebildeten Bild sehen kann, bildet
im oberen Tempel ein weiträumiger offener Hof mit einem Altar und
einem aufgemauerten Obelisken den wichtigsten Teil. Den offenen Hof umgab
im Inneren ein korridorartiger Gang, der mit Reliefszenen des Königs
beim Sed-Fest geschmückt war. In der sog. Weltenkammer finden sich
ungewöhnliche Szenen, die das Wirken des Sonnengottes in der Natur
veranschaulichen sollen. Derartige Naturdarstellungen sind bei königlichen
Denkmälern des Alten Reiches äußerst selten.
Frühen Reisenden ist das Sonnenheiligtum des Ni-user-Re als "Pyramide
von Rigah" geläufig. Es wurde in den Jahren 1898-1901 von den
Archäologen Ludwig Borchardt, Heinrich Schäfer und F. W. Bissing
freigelegt. Viele Fragmente des Bauwerks sind in Museen in ganz Deutschland
verstreut, wobei leider einige von ihnen während des 2. Weltkrieges
zerstört wurden.
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