Wo sich heute unzählige Touristen und Besucher versammeln, um die Schönheit und Erhabenheit dieses Bauwerks zu bewundern, da schlug einst jahrhundertlang das religiöse Herz des Alten Ägypten. Der gesamte Tempelbezirk besteht aus drei eigenen Komplexen. Zum einen ist das das im Inneren gelegene Areal des Amun-Bezirkes, welches ca. 123 ha groß ist. Unmittelbar im Norden gelegen ist der wesentlich kleinere Bezirk des Month. Dieser Gott war einst die Ortsgottheit von Theben gewesen. Der dritte Tempelbezirk ist der Göttin Mut geweiht und befindet sich im Süden des Amun-Bezirkes. Beide sind mit einer Sphingenallee miteinander verbunden. Jeder der drei Bezirke ist mit einer Umfassungsmauer aus ungebrannten Nilschlammziegeln begrenzt. Insgesamt kann man ca. 2000 Jahre Baugeschichte für den Komplex veranschlagen und begonnen hat alles im frühen Mittleren Reich. Die Anlage besitzt zwei Achsen, wobei eine in ost-westlicher Richtung als Hauptachse dient. Diese führt vom Allerheiligsten bis zum ersten Pylon Dann gibt es noch eine Nebenachse, der sog. Kultweg zum Mut-Bezirk. Dieser Weg führt vom vierten Pylon nach Süden und umfasst ebenfalls die Pylone sieben bis zehn. In seinem Inneren beherbergt der Amun-Bezirk viele weitere Heiligtümer und Kapellen, die von verschiedenen Pharaonen zu ehren der Götter errichtet wurden. Darunter befindet sich der Tempel des Month aus der 20./ 21. Dynastie und der kleine Ptah-Tempel an der nördlichen Umfassungsmauer. Dessen Kern entstand einst unter Thutmosis III.. Durch die ständige Vergrößerung des Tempelbezirkes im Laufe der Zeit wurden immer wieder ältere Bauten abgerissen. Das daraus gewonnene Steinmaterial wurde dann für den Bau von neuen Heiligtümern verwendet. Die enorme Größe von Karnak erhielt der Komplex unweigerlich durch die großen Bauleistungen der Pharaonen der 18. Dynastie. Übersetzt hieß der Tempelkomplex Ipet-sut "der die Kultstätten zählt". Karnak war ebenfalls Verwaltungszentrum des gesamten Amun-Besitzes.

 

Der Alabasterschreien von Amun-Hotep I.

Dieser Barkenschrein mit einer Höhe von 4,50 m besteht aus fein gemasertem Kalzit und war dem Amun geweiht. Ursprünglich besaß er hölzerne Türflügel, die mit Bändern aus Edelmetall versehen waren. Auf beiden Seiten der Eingänge heißt es:

"..er (König) machte als Denkmal für seinen Vater Amun, dem Herrn der Throne der beiden Länder: er machte für ihn eine Schrein (mit dem Namen) 'Amun dauerhaft an Denkmälern' aus Kalzit-Alabaster von Hatnub (Steinbruch in Mittelägypten), die Türflügel beschlagen mit Metallblech aus Schwarzkupfer, die Reliefbilder mit Gold ausgestattet..."

In dem schmalen Innenraum zieren Reliefs die Wände, die den Herrscher bei Opferhandlungen zeigen. Dabei erscheinen die Gesichtszüge von Amun-Hotep I. in portraithafter Ausführung.

 

Der Aton-Tempel in Karnak

Vom wem sonst, wenn nicht von Amun-Hotep IV., später Echnaton, sollte der Aton Tempel in Karnak stammen? Er begann mit dem Bau mehrerer Heiligtümer für "seinen" Gott im Osten des Amun-Tempels in Karnak. Von der Architektur unterscheiden sich die neuen Tempel stark von dem sonst "herkömmlichen" Stil des Tempelbaus.
hier huldigen ausländische Gesandte dem Pharao, aus dem Aton-Tempel

So gab es keine geschlossenen Sanktuare, sondern nur eine Abfolge von offenen Höfen,die mit Altären als Verehrungsstätten versehen waren. In einem der Heiligtümer wurde der Ben-Ben Stein aufgestellt. Das war ein stelenförmiges Steinmal, das schon seit ältesten Zeiten als Kultsymbol für den Sonnengott galt. "Gem-pa-Aton" hieß der Haupttempel des Gottes in Karnak und bedeutet übersetzt "Finden des Aton".

Von der ehemaligen Sandsteinanlage sind uns heute nur noch die Fundamente erhalten geblieben, da von den späteren Herrschern der 18. und 19. Dynastie fast alles niedergerissen wurde, um das Andenken an den "Ketzer" auszulöschen. Erhalten geblieben sind lediglich Zehntausende von kleinen Blöcken, die in späteren Heiligtümern in Karnak verbaut wurden. Ursprünglich war der Bau des Tempels nach Osten ausgerichtet und hatte eine Grundfläche von 130 x 200 m. Er bestand unter anderem aus einem langgezogenen Hof, der von Pfeilerumgängen umgeben war. Stauen von 5 m Höhe, die den König darstellen,  sind vor den Pfeilern platziert worden. Der König war mit einem Prunkschurz bekleidet. Seine Hände waren über der Brust gekreuzt und hielten die königlichen Insignien - den Krummstab und den Wedel. Die Dekoration der Tempelwände lässt sich mit Hilfe der gefunden Blöcke annähernd rekonstruieren.

Alle Darstellungen des Echnaton sind in versenkten Reliefs gearbeitet worden und zeigen den König unter anderem zusammen mit seiner Gemahlin Nofretete und seinen Töchtern beim Opfer vor Aton. Andere Szenen stellen Vorbereitungen von Opfergaben, das Erneuerungsfest, die Palastanlagen oder den Aufmarsch von Soldaten dar.
dieser Reliefblock aus dem Aton-Tempel zeigt Nofretete mit zum gebet erhobenen Händen

 

Der Chons-Tempel

Während der Ramessidenzeit entstand in der Südwestecke des Amun-Bezirkes ein eigener Tempel für den Mondgott Chons. Chons war in der thebanischen Götterfamilie der Sohn von Amun und Mut. Begonnen wurde der Bau von Ramses III., beendet wurde er allerdings erst unter Ramses IV., Ramses XI. und schlussendlich durch den Priesterkönig Herihor, die die Dekorationen am Tempel anbringen ließen.

Hinter dem Eingangspylon, der eine Breite von 32 m hat, erstreckt sich der Säulenhof mit einer erhöhten Rückhalle. Diesem folgt dann das quer gelagerte Hypostyl. Dem Barkensanktuar schließen sich der hintere Kultbildraum mit seinen Nebenkammern an. Der kioskartige Anbau, der mit dem Allerheiligsten in Verbindung stand, wurde während der 29. Dynastie errichtet. Er diente wohl der Orakeltätigkeit der dort ansässigen Priesterschaft.

 

Der Festtempel von Thutmosis III.

Hinter dem Hof des Mittleren Reiches erbaute Thutmosis III. seine Festtempel, das Ach-Menu. Das Bauwerk liegt quer zur Hauptachse und betreten werden konnte es ausschließlich über einen Eingang an der Südostecke. Die Festhalle mit den Maßen 44 x 16 m bildet mit ihrem basilikialem Zuschnitt eine Besonderheit. Zwei Reihen von je zehn monumentalen Zeltstangensäulen tragen das höhere Mittelschiff. Durch diese Architektur erhält die Halle den Charakter eines
Festzeltes. Das "Haus der Millionen Jahre" war ganz allein dem Königskult vorbehalten und Schauplatz der Erneuerungsriten beim Krönungs- und Regierungsjubiläum des Pharao. Sogar noch Alexander der Große ließ die Wände einer Raumeinheit mit seinen Reliefbildern dekorieren.

 

Die Heilige Barke des  Amun-Re

Auf dem Weg vom Karnak-Tempel nach Luxor standen damals sechs Stationsheiligtümer, in denen die Barken nacheinander anhielten. Zwischen diesen einzelnen Stationen wurde die Barke des Amun-Re auf den Schultern von Priestern und unter Begleitung des Herrschers getragen. Die Gelegenheit, bei der dies geschah, war das Opet-Fest. Die "Rote Kapelle" der Hatschepsut liefert uns die bislang älteste Bildversion dieses Festes und gibt uns wichtige Hinweise über den Ablauf des
Geschehens. Hier ist die Götterbarke abgebildet, wie sie samt den Tragholmen auf ihrem Sockel ruht. Erkennbar ist sie an den Widderköpfen am Bug und am Heck. Das Abbild des Gottes befand sich in einem Schrein, der wiederum von einem Tuch umhüllt war. Flankiert wird das Gebäude von Osiris-Pfeilern. Die Königin hat die Gestalt eines männlichen Pharao und tritt von außen heran, wo sie die Weihrauchopfer vollzieht. Einzig die Titulatur neben der Darstellung der Hatschepsut deuten auf eine Frau als Herrscher hin.

 

Der heilige See

Mit den Maßen 120 x 77 m erstreckt sich parallel zum hinteren Tempelbereich der Heilige See. Er ist der größte Tempelsee Ägyptens und wurde unter Thutmosis III. angelegt. In der 25. Dynastie wurde er dann nochmals erweitert. In der Antike versorgte eine Zuleitung zum Nil das Becken mit dem nötigen Wasser, heute wird er vom Grundwasser gespeist. Zum See führen zahlreiche Zugangstreppen hinab. Hier fanden rituelle Bootsfahrten statt und er diente den Reinigungsriten der Priesterschaft.
Außerdem wurde er als Reservoir für das im Kult verwendete Spendenwasser genutzt. Hier im Gelände des Sees wurden Wirtschaftsanlagen entdeckt, unter denen sich auch eine Geflügelfarm befindet. Denn nicht nur der Widder galt als das heilige Tier des Amun, sondern auch die Gans wurde als sein heiliges Tier verehrt. An der Nordweststrecke des Sees wurde ein kolossaler Skarabäus von Amun-Hotep III. aufgestellt und auch ein Teil eines umgestürzten Obelisken der Hatschepsut liegt unweit davon.

 

Der große Säulensaal (Hypostyl)

Diese Säulenhalle, die sich zwischen dem II. Pylon des Haremhab und dem III. Pylon des Amun-Hotep III. befindet, sollte der größte Säulensaal der ägyptischen Architekturgeschichte werden. Die Gesamtfläche der Halle beträgt über 5.400 qm und besteht aus 134 Papyrussäulen. Vollendet wurde dieses Meisterwerk unter Sethos I. und seinem Sohn Ramses II. Zwei Reihen aus je sechs Säulen mit geöffnetem Kapitell (Höhe 21 m) tragen drei überhöhte Mittelschiffe. Die 14 Seitenschiffe liegen tiefer (Höhe 13 m) und stellen den Typus mit

geschlossenem Kapitell dar. Den Höhenunterschied überbrücken riesige Fenstergitter, die den darunterliegenden Prozessionsweg mit Licht versorgen. Die Sandsteinsäulen wurden auf Halbtrommeln gemauert und als oberer Abschluss dienten rechteckige Steinquader. So eine Säule konnte ein Gewicht von bis zu 70 t haben. Die Säulen und Wände sind mit zahlreichen Darstellungen versehen und haben auch teilweise ihre originale Bemalung bewahrt. Anhand unterschiedlicher Stile der Reliefs lässt sich die unterschiedliche Entstehungszeit ablesen. So hat etwa Sethos I. im nördlichen Teil des Saales ein erhabenes Relief anfertigen lassen, wogegen man im südlichen Abschnitt die vertieften Reliefbilder von Ramses II. findet. Die Außenwände der Halle sind voll von Kriegsdarstellungen der beiden Herrscher.


 


Im Laufe der Zeit hatte das Hypostyl unter kleineren Erdbeben zu leiden aber auch der Zahn der Zeit haben ihm schwer zu schaffen gemacht. Den heutigen Zustand verdanken wir nicht zuletzt jahrzehntelanger Restaurierungsarbeiten.

 

Obelisk der Hatschepsut

Die beiden gewaltigen Obelisken zwischen dem IV. Pylon und dem V. Pylon zählen zu den wichtigsten Stiftungen dieser Frau auf dem Thron der Pharaonen. Heute steht nur noch das nördliche Exemplar aufrecht im Tempel, Teile seines umgestürzten Gegenstücks liegen am Heiligen See.  Das Aufstellen des 29, 50 m hohen Monolithen war so ein herausragendes Ereignis, das es auf den zahlreichen Denkmälern der Herrscherin dokumentiert wurde. Auf dem Barkenschrein der Hatschepsut lesen sich dazu folgende Worte: "Seine Majestät selbst ließ zwei große Obelisken für seinen Vater Amun-Re vor der herrlichen Säulenhalle errichten: beschlagen mit reinem Gold, sehr viel."

In Wirklichkeit wurde nur das Pyramidon, also die Spitze des Obelisken vergoldet und mit einer Krönungsszene verziert. Die vier Seiten des Obelisken weisen lange Titulaturkolonnen auf. Das obere Drittel ist wetterbedingt verfärbt, da Thutmosis III. nach seinem Machtantritt alle Andenken der Hatschepsut verfolgte und beide Obelisken bis zur Dachhöhe vollständig ummantelte. Dadurch ist in dieser Zone die Farbe des roten Granits erhalten geblieben.

 

Der Ptah-Tempel

Den Tempel des memphitischen Schöpfergottes erreicht man durch das nördliche Tor des großen Säulensaals. Dieses bescheidene Heiligtum entstand unter Thutmosis III.. Der Torweg und der Eingang dagegen entstanden beide erst in der ptolemäischen Zeit. Hinter dem Hof und der winzigen Vorhalle mit zwei 16-kantigen Säulen sind die Sanktuarräume zu finden. Wenn die Tür geschlossen ist, erkennt man eindrucksvoll die antike Beleuchtungssituation einer Kultstatue. Die Standfigur der Sachmet in einem anderen Nebenraum ist wahrscheinlich erst später dort aufgestellt worden. Ein interessantes tiefes Relief befindet sich auf der äußeren Rückwand des Tempels.
links sieht man Ptah und hinter ihm schreitet Imhotep

Es zeigt den Gott Ptah, hinter dem Hathor und zwei Beamte dargestellt wurden. Imhotep, der Baumeister unter Pharao Djoser, steht gleich hinter dem Gott an erster Stelle und trägt eine Haarkappe, sowie ein Zepter und das Ankh in den Händen. Eine kurze Inschrift bezeichnet ihn als "Sohn des Ptah". Gleich hinter ihm schreitet Amun-Hotep, Sohn des Hapu. Dieser war am Hof des Amun-Hotep III. eine herausragende Persönlichkeit und weiser Ratgeber des Königs gewesen. Gekleidet ist er mit einem brusthohen Gewand, und in der rechten Hand hält er  eine Schreiberpalette. Das ganze Reliefbild war mit einem Vorbau aus Holz ausgestattet und diente den Tempelbesuchern als persönliche Gebetsstelle.

 

Die "Rote Kapelle" der Hatschepsut

Auch diese Kapelle erhielt ihren Namen durch das verwendete Baumaterial, einem braunroten Quarzit. Einzig die Basislagen der Wände sind aus schwarzem Granit hergestellt worden. Das 15 m lange Barkensanktuar stammt aus ihrem 16./ 17. Regierungsjahr und heißt übersetzt "Herzenssitz des Amun". Das Monument genoss nur einen kurzen Aufenthalt in Karnak, denn ihr Neffe und Nachfolger Thutmosis III. ließ es für einen seiner Neubaue abreißen. Unter Amun-Hotep III. landeten die Blöcke nach einer Zwischenlagerung
in die Fundamente des III. Pylonen. Französische Ausgräber konnten dort rund 300 Blöcke sicherstellen. Das sind ungefähr zwei Drittel von dem Baumaterial, welches damals verwendet wurde. Die zahlreichen Bilder an den Wänden zeigen Opferszenen, Darstellungen des Königsrituals und der größeren thebanischen Feste, so das Talfest und das Opet-Fest.

 

Die Widdersphingenallee

Die Sphingenallee begann ursprünglich beim zweiten Pylon, der von Haremhab errichtet wurde und verlief bis zur Kaianlage und war wohl von Ramses II. angelegt worden. Auf der gepflasterten Prozessionsstraße liegen zu beiden Seiten auf Sockeln die Sphinxfiguren. Die Figuren haben den Leib eines Löwen und den Kopf eines Widders, welcher das heilige Tier des Amun war. Zwischen den Vorderpfoten der Sphingen stehen königliche Statuetten die den Schutz- und Erwählungsgedanken seitens der Gottheit symbolisieren. Unterbrochen wurde die Allee von dem größten Pylonen aller Zeiten, dem I. Pylon, der in der 30. Dynastie errichtet wurde.

 

Die "Weiße Kapelle" von Sesostris I.

Da die Kapelle aus weißem Kalkstein gebaut wurde, erhielt sie auch ihren Namen. Errichtet wurde die Stationskapelle anlässlich eines

Sed-Festes von Sesostris I. Ihr ehemaliger Standplatz wird vor dem jetzigen IV. Pylon vermutet, das ist aber bis heute nicht 100%ig geklärt. Die Kapelle hat die Maße 6,54 x 6,54 m. Die zwei Rampen, die zur Plattform mit dem Barkensockel führen, sind mit zwei niedrigen Balustraden versehen. Die Plattform wird von 16 Pfeilern eingenommen. In der 18. Dynastie wurde der Kiosk abgerissen und die Blöcke in den Fundamenten des dritten Pylonen verbaut.