Der Pyramidenbau

 

Material und Transport

Damit der reibungslose Ablauf des Pyramidenbaus garantiert war, da das Bauwerk noch zu Lebzeiten des Pharao fertiggestellt werden musste, musste dafür Sorge getragen werden, das fortlaufend Baumaterial in recht umfangreichen Mengen herangeschafft wurde. Für die Pyramiden von Gizeh zum Beispiel wurde der Stein größtenteils am Plateau selbst, hügelabwärts geschlagen. Der Kalkstein kam jedoch woanders her: aus den Steinbrüchen östlich des Nils aus Mokattam, Massara und vor allem aus Tura. Granit wurde aus Assuan, Gips und Basalt wurden aus dem Faijum importiert. Kupfer erhielt man aus dem Sinai.
Es wurden jedoch nicht nur Baumaterialien gebraucht, sondern für verschiedene andere Tätigkeiten, wie etwa Schmieden, Kalkbrennen, Brotbacken und Bierbrauen wurden Unmengen an Brennmaterial benötigt. Dieses bestand aus kleinen Bäumen und Büschen, das in der ägyptischen Landschaft gesammelt wurde. 
Zur Nahrungsversorgung gehörten Korn und Datteln, Fisch und Geflügel, Schafe und Rinder, die wahrscheinlich aus den Provinzen zum Pyramidenkomplex gebracht wurden.


Schlittentransport der Statue eines Adligen, 172 Mann ziehen die 
auf 58t geschätzte Statue des Djehuti-Hotep

Brennstoff und Lebensmittel wurden auf kleineren Lastkähnen transportiert. Mit den größerem und schwerem Material sah die Sache schon komplizierter aus. Ein Relief vom Unas-Aufweg zeigt, wie auf einer großen Barke gewaltige Granitsäulen und Palmkapitellen transportiert werden. Die Säulen liegen der Länge nach auf Schlitten, welche selbst auf einem Gerüst von Balken oder Stützen stehen. Wahrscheinlich sollte diese Konstruktion die Belastung des Decks verringern .
Der Weg vom Kanal zum Bauplatz wurde mit Schlitten zurückgelegt, welche sich auf sogenannten Schleifpisten bewegten. Solche Pisten sind in Lischt zum Beispiele 11 Meter breit und bestehen aus einer Kalkstein-Mörtelfüllung, in die Holzbalken eingelegt wurden. Nilschlamm wurde wohl als Schmiermittel genutzt. Unter die Kufen wurde regelmäßig Wasser gegossen, während der Schlitten mal von Menschen, aber auch von Rindern gezogen wurde.

 

Werkzeuge Techniken und Abläufe

Die ägyptischen Bauleute benutzten ihre einfachen Werkzeuge, so zum Beispiel Senkblei, Fäden, Seile, Holz, Steinhämmer, Schlegel, Kupfermeißel und Sägen zum Messen, Ausrichten, Meißeln, Hebeln, Schneiden, Polieren usw. Das Ausrichten der Pyramide fand wahrscheinlich mit einfachen Werkzeugen statt. Rechte Winkel wurden mit dem Zeichendreieck angelegt und nachgeprüft. 
Eine der verwirrendsten Fragen, die sich die Wissenschaft heute stellt, ist die, wie die Arbeiter in den harten Stein eindringen konnten. In vielen Monumenten der 4. und 5. Dynastie sind Bohrlöcher mit deutlichen Riefen erhalten geblieben. Höchstwahrscheinlich wurde ein Kupferbohrer oder eine Kupfersäge in Verbindung mit einem Schleifgemisch aus Wasser, Gips und Quarzsand benutzt. Die Kupferklinge diente anscheinend nur zur Führung, wobei der Quarzsand das eigentliche Schneiden besorgte.

 Der Pyramidenmantel, der aus weißem Tura-Kalkstein bestand, musste natürlich geglättet werden, so dass eine schöne glatte Oberfläche entstehen konnte. Dies wurde mit 8 mm breiten Meißeln bearbeitet. Um den Granit in den Steinbrüchen in Assuan zu schlagen, verwendete man Dolerittschlegel.  Diese Hammersteine hatten eine birnenähnliche Form, welche durch die Hammerschläge jedoch immer runder wurde. Da so ein Schlegel ca. 4 - 7 kg wog, musste mit beiden Händen zugefasst werden. 
Teile von Äxten und Meißeln

 

Die Arbeiterschaft

Natürlich stellt sich auch die Frage, wie viele Arbeiter überhaupt für ein solches Vorhaben benötigt wurden. Nehmen wir als Beispiel die Große Cheops-Pyramide. Sie soll aus ca. 2.300.000 Blöcken bestehen und die Wissenschaftler gehen davon aus, das 23 Jahre an ihr gebaut wurde, bis sie fertiggestellt war. Am Tag mussten also 340 Blöcke bewältigt werden, das sind in der Minute 34 Blöcke, da die Zeit der Nacht nicht mitgerechnet werden kann, weil es an Licht mangelte. 
Geschickte Bauleute und Arbeiter standen dem Pharao wahrscheinlich permanent zur Verfügung. Generell geht man von einer Zahl zwischen 20.000 und 30.000 Leuten aus. Die verpflichteten Bauern wurden in Kolonnen zu je 2.000 Mann aufgeteilt. Jede dieser Kolonnen bestand aus zwei Mannschaften von 1.000 Mann, welche wiederum in 5 Gruppen aufgeteilt wurden. Diese Gruppen setzten sich aus 10 Abteilungen zu je 20 Mann zusammen. 

Folgende Berufsgruppen standen dem Pyramidenbau zur Verfügung: Steinmetze, welche die Steine zurechtschnitten und an Ort und Stelle setzten, dann natürlich die Steinschlepper, Zimmerleute für die Herstellung von Schlitten und Werkzeugen, Metallarbeiter für das Herstellen von Metallwerkzeugen, Töpfer für die Gefäße zum Kochen und zum Holen des Wassers für den Mörtel, Bäcker, Bierbrauer und noch andere mehr. 

 

Priester und Wächter

Grabtexten zufolge war die Tempelorganisation im frühen Pyramidenzeitalter recht einfach. Verwaltet wurde die Pyramide von einem Aufseher, dem Imy-Ra - "Der im Mund ist", dann gab es einen Reinigungspriester - Wa-Ba und einen sog. Cheri-Heb, den Lektorenpriester, welcher die Rituale vorlas. in der 5. und 6. Dynastie wies die Tempelverwaltung eine religiösere Organisation auf. Aus den Abusir-Papyri ist zu schließen, das das Tempelpersonal des Raneferef in zwei große Gruppen aufgeteilt wurde - die Hemu-Netjer "Diener Gottes" und die Chentiu-Sche "Die vor dem Sche".

Die Chentiu-Sche und die Hemu-netjer dienten gemeinsam in Phylen (Gruppen). Jede davon zerfiel in zwei Abteilungen, so dass eine Halb-Phyle jeden zehnten Monat Dienst hatte. Andere waren die Lektoren- und Reinigungspriester und verschiedene Bedienstete, welche nicht an dieser Rotation teilnahmen. Im Nefer-ka-Re Tempel unterstanden die Phylen einem Inspektor der Priester und dessen Vertretern. Die Parasiten-Phylai werden deshalb so genannt, weil sie wohl an den Tempeleinnahmen teilhatten.


Organisation des rotierenden und permanenten Tempeldienstes im Nefer-ka-Re Tempel
 anhand von Papyri, gefunden in seinem Totentempel

Die Chentiu-Sche wohnten in der Pyramidenstadt. Viele Inhaber dieses Titels ergänzten diesen Titel durch den des Königs, in dessen Tempel sie dienten. Die jüngeren waren vor allem mit dem Transport von Fisch und anderen Vorräten zum Tempel beschäftigt, während die älteren Wachdienste leisteten. 
Die Hemu-nejter schienen nicht an eine einzige Pyramide gebunden zu sein. Sie waren wohl den Chentiu-Sche rangtechnisch überlegen und mussten keine Transport- oder Wachdienste "schieben". Sie erhielten ihre Zuteilungen von Opfergaben im Allerheiligsten der Opferhalle und hatten gelegentlich Titel von mittlerem und höheren Rang inne. 

 

Täglicher Dienst

Offenbar kreisten die Morgen- und Abendriten um ein rituelles Mahl, denn in den Pyramidentexten heißt es, das der König jeden Tag fünf Mahlzeiten - drei im Himmel und zwei auf Erden - einnimmt. Für die irdischen Mähler musste an den Königsstauen in den fünf Nischen eine Mundöffnungszeremonie vollzogen werden. Die Chentiu-Sche reinigten, kleideten und schmückten die Staue während die Hemu-netjer weihräucherten. Danach folgte die Opferzeremonie, welche aus Trankopfern,
dieses Relief zeigt Opferträger, die Erzeugnisse der Güter zu einem Grab bringen

dem Abwischen des Opfertisches, Reinigungen und Weihräuchern bestand. Nach den Raneferef-Papyri vollzog man folgendes Tagesritual. Ein Krug mit Natronwasser wurde unter vierfacher Aufrufung des Pharao zur Hälfte ausgeleert und anschließend von einem Chentiu-Sche weggebracht. Jeden Morgen und jeden Abend ging dann ein Hemu-netjer und ein Chentiu-Sche mit diesem Krug um die Pyramide herum und besprengte sie mit dem heiligen Natronwasser. Beide gingen durch die Südtür des Innentempels hinaus und durch die Nordtür kehrten sie wieder zurück. Dieser Rundgang im Uhrzeigersinn versinnbildlichte den Lauf der Sonne.