Jenseitsvorstellungen

 

Alles für den Tod

Bisher haben sich alle Völker mit dem Tod auseinandergesetzt - doch niemand tat dies mit solch einer Inbrunst und auf diese künstlerische Art, wie die alten Ägypter. Der Tod galt als "Der Feind der Lebenden" und war auch Feind der Götter. Die Bauten, Rituale und Gebete sollten das Leben und den Status einer Person auch nach dem Tod erhalten. Ich glaube, die erste Amtshandlung eines neu gekrönten Pharao war, sich einen geeigneten Standort für sein Grabmal zu suchen, und dann alles für eine perfekte Umsetzung des geplanten Baus zu sorgen. Natürlich konnte sich ein armer Mensch nicht annähernd solch ein Grab leisten wie der Pharao. Aber ein bescheidenes tat es auch und wenn er vielleicht noch ein paar Sachen aus seinem Leben, an denen er gehangen hatte, mit ins ewige Leben nimmt, dann ist sein Fortbestand im Jenseits gesichert. Unvorstellbar war es jedoch und ein jeder, der sich solch eine Vorstellung machte, packte das Grauen, wenn der verstorbene keine Ruhestätte bekommt, z. Bsp. indem er verbrennt oder einsam in der Wüste stirbt, wo sein Leichnam von niemandem gerettet wird. Das würde nämlich bedeuten, das der Tote nicht in das Reich des Osiris eingehen könnte, sondern einfach ausgelöscht sein würde. Deshalb war ein jeder darauf bedacht, für seine Angehörigen eine letzte Ruhestätte zu bekommen um auch im Tod noch fortbestehen zu können.

 

Die Mumifizierung

Der Begriff Mumie leitet sich aus dem arabischen und bedeutet soviel wie "Pech oder Bitumen", was aber eigentlich falsch ist, da die Ägypter keinen dieser beiden Stoffe für ihre Einbalsamierungen benutzten. Ab der Zeit um 747 - 323 v. Ch. wurden des öfteren Leichname so schlecht einbalsamiert, das sie schwarz und brüchig wurden, was anscheinend später den Anschein weckte, sie wurden mit Pech behandelt. Die Untersuchungen heutiger Wissenschaftler beruhen hauptsächlich auf den Untersuchungen an gefundenen Mumien, da aus pharaonischer Zeit keine genaue Anleitung des Einbalsamierens erhalten blieb.

Zwar verfasste der griechische Geschichtsschreiber Herodot um 450 v. Ch. einen ausführlichen Bericht über die Mumifizierung, dieser stellt sich jedoch als fehlerhaft heraus. Desweiteren existieren noch zwei Papyrusrollen, die die Endphase des Vorgangs beschreiben.Die Entwicklung der Mumifizierung zog sich über Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende hin,
dieser Leichnam eines Mannes ist nicht mumifiziert worden, aber dank des heißen trockenen Wüstenklimas blieb er bis auf eine Fingerspitze erhalten, ca. 3200 v. Ch,

bis sie im Neuen Reich eine Vollkommenheit erreichte. Anfänglich in der archaischen Periode um 3100 - 2686 v. Ch. wurden die Toten fest mit Streifen aus mit Harz durchtränktem Leinen umwickelt. Die Bandagen wurden zwar hart, aber der Körper verweste trotzdem. Somit war dies also keine zufriedenstellende Vorgehensweise. In der 3. Dynastie muss man schließlich erkannt haben, das, um den Körper des Verstorbenen wirklich haltbar zu machen, ihn von außen als auch von innen austrocknen lassen musste. Also begann man, die inneren Organe zu entfernen, um eine innere Trocknung zu ermöglichen. Bis zu dieser Zeit waren die Toten in fötalen (siehe Bild) Positionen begraben worden.Nun wurden sie in gestreckter Form bestattet, da es einfacher war, die Organe aus einem gestreckten Körper zu entnehmen. Die älteste erhaltene Mumie stammt aus der 5. Dynastie (um 2400 v. Ch.). Allerdings weiss man, das schon ab der 4. Dynastie die Organe entnommen wurden, denn es wurden solche in einem Kanopenschrein der Königin Hetep-Heres gefunden - die Mutter des Cheops/ Chufu.

Die Methoden zur erfolgreichen Mumifizierung wurden im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, bis man es schließlich zu einer zufriedenstellenden Einbalsamierung geschafft hatte. Deren Ablauf dürfte wie folgt ausgesehen haben:

 

Nachdem der Tod eingetreten war, wurde der Leichnam an einen Ort der Läuterung gebracht, der sich möglichst weit von bewohnten Gebieten befand, aber auch in der Nähe des Nils gelegen haben muss, da für den Vorgang hohe Mengen an Wasser gebraucht wurden. Diesen Ort nannte man "Ibu" - "Ort der Läuterung". Im Handwörterbuch von R. Hannig habe ich unter Ibu (jbw) die Übersetzung "Reinigungszelt" finden können. Ein bestimmter Ausspruch war hier: "semesch r tep ibu n heru tepi jaut neferet cher netjer f" (sms r tp jbw n hrw tpj j3wt nfrt hr netr=f), was soviel heisst wie "direkt zum Reinigungszelt geleiten am ersten Tag nach einem sehr schönen Alter bei seinem Gotte" Hier wurde der Körper gewaschen, welches auch eine rituelle aber auch eine praktische Bedeutung hatte. So wurde zum Beispiel auch jeden Morgen die Kultstatue des Gottes in seinem Tempel gewaschen oder der Gott Re jeden Morgen vor seiner "Auferstehung" im Urwasser Nun. Zum Waschen benutzte man eine Natronlösung, die breits die Konservierung einleitete. Natron ist ein Salz, genauer eine Mischung aus Natriumkarbonat und -bikarbonat. Dieses Salz bargen die Ägypter in Seen im Wadi Natrun. Es hatte eine antiseptische und dehydrierende Wirkung, so das es den Körper austrocknete, dieser aber dennoch beweglich blieb. Das Natron aus diesem Wadi wurde "netjeri mehu" (netrj mhw) genannt.
Nachdem der Körper nun gewaschen war, brachte man ihn zum "per-nefer" (pr-nfr), also in die Balsamierungsstätte, welche ursprünglich nur ein Zelt war. Der dort ansässige Einbalsamierer trug vermutlich eine Schakalmaske, die den Totengott Anubis symbolisieren sollte und wurde "hery seshta" (hrj sst3) "Der in das Geheimnis Eingeweihte" genannt. Sein Stellvertreter hieß "Chetemu netjer" (htmw-ntr) "Gottessiegelbewahrer", welches ursprünglich ein Titel der Priester des Osiris war. Denn der Mythologie zufolge war Osiris der Erste, der jemals einbalsamiert wurde.Der Körper wurde nun auf einen langen Tisch gelegt und ausgestreckt. Als erstes ging es daran, den Kopf zu konservieren,
welcher deshalb mit geschmolzenem Harz bestrichen wurde. Ab der 18. Dynastie wurde vorher das Gehirn entfernt und entsorgt, da man es lediglich als Füllmasse des Schädels ansah. Man stopfte nun Sägemehl, Harz oder in Harz getränktes Leinen in den Kopf, um dessen Form zu erhalten. Da die Ägypter das Herz als Sitz der Gedanken und Gefühle sahen, wurde dieses nie aus dem Körper aus dem Körper entfernt, da bekanntlich das Herz später vor dem Totengerich (siehe weiter unten) auf der Waagschale gegen die Feder der Maat gewogen wurde. Aber andere wichtige innere Organe wurden entfernt und jedes für sich einbalsamiert und aufgehoben.

 


Diese Malerei aus dem Grab des Sennedjem zeigt einen Priester des Anubis beim Einbalsamieren

Der Magen und die Eingeweide wurden durch einen Schnitt am Bauch entfernt, dann wurde das Zwerchfell durchstoßen um an die Lunge und die Leber zu gelangen. Man verwendete hierfür Messer aus äthiopischem Stein oder aus Obsidian. Diese Organe wurden nun ihrerseits mit Natron getrocknet, mit duftenden Salben eingerieben, dann mit geschmolzenem Harz überzogen und schließlich in die Leinenbandagen gewickelt. Die so konservierten Organe wurden in eigens dafür vorgesehene Gefäße gelegt, die sog. Kanopen. Ab der 21. Dynastie legte man sie jedoch wieder in die Körper zurück und in der Ptolemäerzeit wurden sie meistens zwischen den Beinen des Leichnams mit diesem zusammen einbalsamiert.
Nun konnte der Leichnam, ausgehöhlt wie er war, ausgestopft und 40 Tage lang mit Natron bedeckt werden. Nach Ablauf dieser Zeit war der Körper dunkel und um etwa 75 % leichter als vorher. Anschließend wurde das Füllmaterial entfernt und der Körper wurde gründlich ausgespült. Wie auch schhon beim Kopf, wurde der Körper mit teilweise in Harz getränktem Leinen, Natronbeutelen, Sägemehl und anderem gefüllt. In der Spätzeit füllte man ihn oft vollständig mit Harz aus. Nun wurde der Körper aus rituellen Gründen noch einmal mit Zedernöl, bienenwachs, natron, GEwürzen, Milch und Wein eingesalbt und der Bauchschnitt wurde wieder zugenäht. Die Nase, die Ohren und der Mund wurden meist mit Leinen und Wachs geschlossen, manchmal auch mit Zwiebeln. Nachdem der Leichnam ein letztes mal komplett mit harz bestrichen wurde, um hart und wasserfest zu bleiben, begann man nun, den Körper für das Leben im Jenseits zu verschönern. Man färbte mit Henna die Handflächen und Fußsohlen, rötete die Wangen, evtl. auch die Lippen und färbte die Augenbrauen nach. Manchmal wurde der Leichnam sogar eingekleidet und bekam Sandalen an die Füße und eine Perücke auf den Kopf gesetzt. Die Verstorbenen, die aus wohlhabenen Familien stammten wurden vor der Umwicklung mit den Bandagen noch mit Juwelen geschmückt.


Szenen vom Wickeln der Mumie und Vorbereitung des Sarges
Theben-West, aus dem Grab des Tjai, 19. Dynastie um 1250 v. Ch.
links: Wickeln der Mumie durch die Priester, rechts: Vorbereitung des Sarges

 

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, den Körper von speziellen Bandagisten mit Leinenbinden einzuwickeln. Dazu sprach ein Priester, der "hery-heb" (hrj hbt) - "Vorlesepriester/ Beschwörungspriester" - Zaubersprüche. Gewöhnlich bestanden die Bandagen aus Leinen, jedoch waren Bandagen aus abgelegten Kleidungsstücken göttlicher Statuen aus Tempeln und Schreinen am begehrtesten. Für eine Mumie konnten schon einmal 375 m² Leinen verbraucht werden.
Man versuchte stets, den Körper so vollkommen wie möglich aussehen zu lassen. Fehlte dem Verstorbenen zum Beispiel eine Hand, hatte er im Jenseits auch nur eine Hand zu Verfügung. Um dies zu verhindern, wurden Nachbildungen von fehlenden oder beschädigten Körperteilen angefertigt und mit eingewickelt. Männer wurden für gewöhnlich mit ausgestreckten Armen und über dem Genitalbereich liegenden Händen bandagiert, wogegen man bei Frauen die Hände auf die Oberschenkel legte.
Ab dem Neuen Reich kreuzte man die Arme der Könige vor der Brust nach der Art von Osiris. Der bandagierte Körper wurde nun in ein oder mehrere, meist rot gefärbte, Tücher eingewickelt, die oben und unten verknotet wurden, und mit weiteren Bandagen befestigt wurden. So waren beispielsweise Mumien aus der 21./ 22. Dynastie mit zwei roten, über der Brust gekreuzten, Lederbändern geschmückt. Zuletzt wurde der Mumie eine Maske aufgesetzt,
Mumienbinden der Prinzessin Nesit-ta-neb-aa-scheru aus dem Versteck der Königsmumien in Deir el-Bahari, 21. Dynastie um 1000 v. Ch.
die in der Regel aus versteiftem Leinen oder Papyrus bestand. Natürlich war das Material der Maske bei Angehörigen der Oberschicht erlesener, hier wurde die Maske vergoldet. Die Masken der Könige bestanden aus reinem Gold. Der ganze Vorgang der Mumifizierung dauerte ab der Ankunft im Ibu 70 Tage. Wahrscheinlich wurde diese Periode deshalb gewählt, weil der Hundsstern Sirius vor seinem heliakischen Aufgang 70 Tage lang unsichtbar blieb. Dieses sich jährlich immer wiederholende Ereignis kündigte die Überflutung des Nils an und mit ihr begann für die Ägypter ein Neues Jahr.

 

Hapi
Pavian
Lunge

Amset
Mensch
Leber

Duamutef
Hund
Magen

Kehbehsenuef
Falke
Eingeweide

 

Bestattungen

Anhand von Darstellungen an Grabwänden aus der Zeit des Neuen Reiches, kann man heute recht gut die damaligen Bestattungsabläufe- und Rituale nachvollziehen. Die ausführlichsten Darstellungen finden sich in Privatgräbern.

Die Mumie wurde nach Ablauf der Balsamierungszeit vom Balsamierungshaus zum Grab getragen, wobei die dabei begleitende Prozession vom Statur und vom Reichtum des Verstrobenen abhing. Die Mumie lag lag dabei von Blumen bedeckt in einer Art offenem Schrein, der wiederum auf einer einer Barke nachgebildeten Bahre lag, und mithilfe eines von Ochsen gezogenen Schlittens fortbewegt wurde. Vor dieser Bahre schritt ein Priester, der den Weg mit Milch besprenkelte und Weihrauch verbrannte. Dahinter wurde der Kanopenschrein mit den einbalsamierten Eingeweiden gezogen bzw. getragen. Nun folgten die jeweiligen Grabbeigaben, bestehend aus verschiedenen Stücken aus dem ehemaligen Besitz des Verstorbenen und Opferspeisen. Ein bisher ungeklärtes Objekt - das "Tekenu" (tknw) wurde ebenfalls in der Prozession mitgeführt. Es handelt sich hierbei um ein sackartiges Gebilde mit menschlichem Kopf, der auf Wandmalereien und reliefs meist auf einem zweiten Schlitten transportiert wurde. Man geht heute davon aus, das es vielleicht Körperteile enthielt, die zwar nicht einbalsamiert wurden, für die Widergeburt des Verstorbenen aber dennoch als wichtig erachtet wurden, so das sie mit ins Grab gegeben wurden.


Prozessionszug, Wandmalerei aus dem Grab des Ramose

Bei jeder Bestattung waren die sog. Klageweiber, die hellblau gekleidet waren, von großer Bedeutung. Sie bildeten einen eigenen Berufszweig und wurden von den Angehörigen für das Begräbnis angestellt und dementsprechend entlohnt. Die Frauen trugen ihre Haare bei der Prozession offen, zogen sich daran, entblößten ihre Brüste und schlugen sich darauf, weinten, jammerten und bewarfen sich mit Erde als Ausdruck der Trauer. Die Grupper der klageweiber wurde von zwei Frauen angeführt, die oft mit den Göttinnen Isis und Nephthys gleichgesetzt wurden. Auch sog. Muu-Tänzer (mww) nahmen an der Zeremonie teil, welche Röcke und hohe weisse Kopfbedeckungen trugen, die der Krone von Oberägypten ähnelten.Und natürlich durften die Priester nicht fehlen, die man sehr gut an ihren kahlrasierten Köpfen erkennen konnte.



Klageweiber, aus dem Grab des Ramose, 18. Dynastie  

Am Grab angekommen, waren die wichtigsten Bestattungsrituale die Reinigung des mumifizierten Körpers mit Wasser und Weihrauch, die Salbung der Mumie mit heiligen Ölen und die sog. Mundöffnungszeremonie. Mit dem letzt genannten Ritual wurden dem Verstorbenen all seine Sinne wiedergegeben, denn nur so konnte er im Jenseits wiedergeboren werden. Anfänglich war dieses Ritual dem ältesten Sohn des/ der Verstorbenen vorbehalten. Im Neuen Reich wurde schließlich das Amt des Sem-Priesters eingeführt. Auf Grabmalereien und Vignetten von Totenbüchern ist er mit einem Leopardenfell dargestellt, wie er die Mundöffnungs-Zeremonie durchführt. Im Neuen Reich bestand dieses Ritual aus 75 Einzel-Handlungen, zu denen das Berühren des Mundes, der Augen, der Ohren, der Nase und anderen Körperteilen mit einer Anzahl der unterschiedlichsten Geräte gehörte. Zu diesen Geräten zählt das "Pesesch-kaf" (pss-k3=f) - ein Feuersteinmesser in Form eines Fischschwanzes, dann ein Meißel, ein Breitbeil, eine Netjeri-Klinge aus Meteor-Eisen hergestellt, eine Rute die in einem Schlangenkopf endet und der rechte Fuß eines Ochsen, der extra für diesen Anlass geschlachtet wurde.


Darstellung der Zeremonie der Mundöffnung aus dem Totenbuch des Hu-nefer, 19. Dynastie

Alle speziellen Handlungen, die Teil des Begräbnisses waren, wurden von Rezitationen eines Vorlesepriesters begleitet, der auch schon während der Mumifizierung aus Totentexten rezitiert hatte. Das Kernthema dieser Texte war die erfolgreiche Wiedergeburt des Verstrobenen im Jenseits. Als letzte Grabbeigaben wurden dem Geist des Verstorbenen Natron, Weihrauch, Augenschminke, Leinen, Essen und Trinken sowie ein Vorderbein und das Herz eines Stieres mit ins Grab gegeben. Nun war es soweit und die Mumie wurde in ihren Sarg - manchmal auch mehrere in einander verschachtelte Särge - gelegt und zusammen mit den Kanopenschreinen und allen anderen Grabbeigaben in das grab getragen. Um den Sarg wurden sog. "Zauberziegel" platziert und das Grab wurde dann schlussendlich von aussen versiegelt. Nun wurden noch die Abfallprodukte der Einbalsamierung in der Nähe des Grabes begraben, da man sie nicht als rein erachtete, mit dem Leichnam bestattet zu werden. Nach dem Begräbnis setzten sich die Famile des Verstrobenen und andere Gäste an mitgebrachten Tischen vor dem Grab zusammen und feierten ein Fest mit Essen, Wein und Bier zu Ehren des Toten.

 

Grabbeigaben
In der prädynastischen Zeit (um 5000 v. Ch.) wurden dem Toten soviele Beigaben mit ins Grab gegeben, wie man sich leisten konnte. Ab der archaischen Periode (ab 3100 v. Ch.) gehörte dazu der persönliche Besitz des Toten und eigens für die Bestattung hergestellte Gegenstände, Totentexte, Figurinen, Statuen, Särge, Sarkophage, Amulette, Nahrung und Getränke. Die Menge war natürlich wieder von der finanziellen Situation der Angehörigen abhängig. Was den Toten nun genau mitgegeben wurde, weiss man heute von Totentexten und von an Grabwänden gemalte Szenen von Begräbnisprozessionen hauptsächlich aus dem Neuen Reich.Zu den Gegenständen, die ein Toter mit ins Grab bekam zählte ein Bett mit Matratze und Kopfstütze, Stühle,
Hocker mit Kissen, Tische und Ständer plus die dazugehörigen Krüge und Gläser, Kisten und Truhen, Leinenkleidung, Perücken, Gehstöcke und Amtsstäbe, Sandalen, Steingefäße, Schmuck, Spiegel, Fächer und Brettspiele. Hinzu kamen manchmal noch die Gegenstande, die der Verstorbene in seinem Beruf benutzt hatte. So etwa bekam ein Schreiber seine Schreibgeräte mit, ein Maler seine Pinsel und Farben und für einen Soldaten gab es seine Waffen, sein Schild und evtl. sein Streitwagen. Wie wir gesehen haben, sind viele der Grabbeigaben ganz normale Gebrauchsgegenstände.
Grabbeigaben in einem prädynastishen Grab
Daneben gab es aber auch noch ein ganz beträchtliche Zahl von magischen und rituellen Dingen. So legte man etwa ab der Spätzeit unter den Kopf der Mumie eine Hypocephalus genannte flache Scheibe aus Bronze oder versteiftem Leinen. Darauf waren Vignetten mit verschiedenen Göttern und der Text von Kapitel 162 des Totenbuches abgebildet. Dieser sollte sicherstellen, das der Verstorbene im Jenseits nicht fror. Bei Theben fand man am Eingang einiger Gräber aus dem Neuen Reich bis zu 300 "Totenkegel", die 10 - 15 cm hoch sind und in deren Fuss Hieroglyphen, die den Namen, Titel und manchmal eine ganz kurze Geealogie enthielten, eingraviert waren.
bisher wurden etwa 30 solcher "Ersatzköpfe" entdeckt, alle in Mastaba-Gräbern in der Nekropole von Memphis, vor allem aus der 4. Dynastie
Die verschiedenen Typen der Grabbeigaben variierten von Epoche zu Epoche. So platzierte man etwa im Alten Reich am Eingang der Grabkammer einen lebensgroßen Steinkopf, der dem Verstorbenen wahrscheinlich als Ersatz dienen sollte, für den Fall das sein Kopf nach der Bestattung tatsächlich einmal zerstört werden sollte. Im Neuen Reich war es üblich, das ein Kasten in Form von Osiris mit Nilschlamm und dann mit Saatgut gefüllt ins Grab gegeben wurde, in der Hoffnung, das die eingesäten Samen aufgingen. Dieser sog. "Kornosiris" unterstrich noch einmal deutlich die Funktion des Osiris als Gott der Toten, der Wiedergeburt und Fruchtbarkeit, während das sprießende Korn die Wiedergeburt des Toten im Jenseits symbolisierte.

 

Beim Thema "Bestattungen" war schon einmal die Rede von den Zauberziegeln. Davon wurden 4 an der Zahl an die Seiten des Grabes gestellt. Jeder dieser Steine enthielt ein Amulett: der an der Westseite einen Fayence-Djed-Pfeiler, derjenige an der Ostseite eine nicht gebrannte Tonfigur des Gottes Anubis, der an der südlichen Wand ein Schilfrohr mit einem Docht, ähnlich einer Fackel und schließlich der nördliche eine Uschebti-Figur in Form einer Mumie. Auf die Ziegel waren zusätzlich Texte aus Kap. 151 des Totenbuches geschrieben worden. Die Positionierung der Zauberziegel sollte dazu dienen, den Verstorbenen vor Angriffen aus allen Himmelsrichtungen zu schützen:

Der Du kommst, um mit dem Lasso zu fangen, ich lasse dich nicht fangen!
Der du kommst, um mich anzugreifen, ich lasse dich nicht angreifen!
Ich werde dich angreifen, ich werde dich mit dem Lasso fangen, (denn) ich bin der Schutz des NN.
Zu sprechen über einem Tonziegel, auf den dieser Spruch eingeritzt ist, dieser Vorlage entsprechend.

Der du kommst und meine Schritte zu hemmen suchst, du mit bedecktem Gesicht, der sein Versteck erleuchtet - ich bin es, der hinter dem Djed steht, ich bin es ja, der hinter dem Djed steht m Tag, an welchem das Unheil abgewehrt wird.
Ich bin der Schutz des NN.
Zu sprechen über einem Djed aus Fayence, dieser Vorlage entsprechend.

Ich bin es, der den Sand daran hindert, das Verborgene zu versperren, und der den zurückweist, der sich (selber) zur Brandfackel der Wüste zurückweist.
Ich habe die Wüste in Flammen gesetzt, ich habe den Weg (des Feindes) in die Irre geleitet.
ich bin der Schutz des NN.
Dieser Spruch ist zu rezitieren, wie er schriftlich formuliert wurde.

Es spricht Anubis, Gebieter der Gotteshalle,
der auf seinem Berg ist, der Herr des Erhabenen Landes:
"Wache auf, du, der auf seinem Berg ist - dein Angriff ist zusammengebrochen, denn ich habe deinen angriff abgewehrt, du Wütender!
Ich bin der Schutz des NN."
Zu sprechen über einem Anubis aus Ton, der vermischt ist mit Wasser und Weihrauch,
herzustellen entsprechend dieser Vorlage.

.........

Der Aufseher (?) NN, er sagt:
O ihr Uschebti,
wenn ich verpflichtet, wenn ich eingeteilt werde, irgendeine Arbeit zu leisten, die dort im totenreich geleistet wird - als Mann, der zu seiner (Arbeits)leistung (verurteilt) wird, um die Felder zu bestellen und die Ufer zu bewässern, und den "Sand" (Dünger) des Osten und des Westens überzufahren -
"ich will es tun, hier bin ich!" sollt ihr sagen.

Eine andere aussergewöhnliche Grabbeigabe wurde im Grab des Tut-Ankh-Amun gefunden. Es handelt sich um das Modell eines Imiut und war ein Fetisch des Anubis-Kultes. Es bestand zumeist aus einem Katzenfell ohne Kopf, welches aufgeblasen oder ausgestopft an einer Stange in einem Topf gebunden wurde.

Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, gehörten zu den Grabbeigaben zweifelsohne auch besondere Amulette, die zum Beispiel während des Einbalsamieren mit den Bandagen an bestimmte Stellen des Leichnams fixiert wurde. An einer Mumie wurden sogar mehrere 100 Amulette gefunden. Es existiert sogar eine Liste von 104 Grabamuletten - eingemeißelt in die Wände des der Hathor geweihten Tempels in Dendera. Die Anzahl der Amulette, die an die Mumie angebracht wurden, hing stark vom Zahlungsvermögen der Familie ab. Wo genau die speziellen Amulette angebracht wurden, wurde detailliert im Totenbuch beschrieben. Desweiteren wurde in den entsprechenden Kapiteln auch genau beschrieben, aus welchen Materialien das Amulett bestehen sollte, ob es eingewickelt
werden sollte und in welchem Stadium der Mumifizierung es angebracht werden sollte. So sollten einige Amulette in die Bandagen eingearbeitet werden, ander wiederum sollten direkt mit dem Körper in Kontakt kommen, damit sie ihre magischen Kräfte, die ihnen zugesagt wurden, voll entfalten konnten. Es konnten auch Amulette oder Schmuckstücke verwendet werden, die der Verstorbene schon zu seinen Lebzeiten getragen hat.
lins: Djed-Amulett; rechts: Isis-Knoten
Die bedeutendsten Amulette in der damaligen zeit waren zweifelsohne der Herz-Skarabäus, das Horus-Auge (Udjat) und der goldene Geier-Brustkragen, von dem es in Kapitel 157 des Totenbuches heisst:

 

" ... um auf den Hals des Verstorbenen ein Amulett zu heften, das einen Geier darstellt."

 

Hier noch einige Beispiele zu anderen Amuletten aus dem Totenbuch:

Spruch 155

Spruch für ein Goldenes Djed-Amulett, das an den Hals dieses Verstorbenen gelegt wird
Richte dich auf Osiris, dein Rücken gehört dir, du Herzensmatter,
deine Wirbel gehören dir, du Herzensmatter,
Wende dich auf deine Seite, damit ich dir Wasser gebe.
Schau doch, ich habe dir das goldene Djed-Amulett gebracht,
damit du darüber jubelst!
Nachschrift:
Dieser Spruch ist zu rezitieren über einem Goldenen Djed-Amulett
aufgenäht auf Sykomoren-Bast (?),
angefeuchtet mit dem Saft der Anch-imi-Pflanze und dem
Verstorbenen an seinen Hals gelegt am Tag der Bestattung.
Wenn ihm dieses Amulett an den Hals gelegt ist,
Dann wird er ein trefflicher Verklärter im Totenreich sein
am Tag des Jahresanfangs, wie die im Gefolge des Osiris.
Ein wahres Heilmittel, Millionen Mal (erprobt).

Spruch 156

Spruch für ein Isis-Blut aus rotem Jaspis,
das an den Hals des Verstorbenen gelegt wird.
Dein Blut gehört dir, Isis, deine Zaubermacht gehört dir, Isis,
deine Zauberkraft gehört dir, Isis.
Das Amulett ist der Schutz dieses Großen und behütet (ihn vor) dem,
der Verbrechen an ihm begeht.
Nachschrift:
Dieser Spruch ist zu rezitieren über einem Isis-Blut aus rotem Jaspis,
angefeuchtet mit Saft der Anch-imi-Pflanze
aufgenäht an Sykomoren-Bast und diesem Verstorbenen an seinen Hals gelegt
am Tag der Bestattung.
Wenn dies für ihn ausgeführt ist, dann wird die Zaubermacht der Isis der Schutz seines Leibes sein,
un Horus, Sohn der Isis, jubelt, wenn er ihn sieht.
Kein Weg ist ihm verschlossen, ob er zum Himmel oder zur Erde (möchte).
Ein wahres Heilmittel, Millionen Mal (erprobt?).
Laß es nicht irgendeinen Menschen sehen,
denn wahrlich, es gibt nichts, was ihm gleichkommt!

 

Der Herz-Skarabäus war das Schutzamulett für das Herz, denn es war Symbol neuen Lebens und der Auferstehung. Das Amulett wurde aus verschiedenen grünen oder dunklen Materialien hergestellt, so etwa aus poliertem Speckstein, Schiefer, Feldspat, Hämamit oder Obsidian und wurde über dem Herzen des Verstorbenen einbalsamiert. Zusätzlich konnten auch andere herzförmige Amulette mit einbandagiert werden, um sicherzustellen, das das Herz immer im Körper des Toten verblieb - ausser natürlich beim Wiegen des Herzens vor dem Totengericht.
Das zweite wichtige Amulett - das Horus-Auge, oder auch Udjat genannt, wurde ursprünglich über den im Unterbauch gemachten Schnitt angelegt, aus dem bei der Einbalsamierung die Innenorgane entnommen wurden. Das Udjat ist ein Symbol der Heilkraft und des Ganzwerdens und stand ausserdem für Kraft und Vollkommenheit. In einer Version des Osiris-Mythos heisst es nämlich, das Horus seinem Vater Osiris sein geheiltes anbot und durch dessen starke Zauberkraft Osiris wieder zum Leben erweckt wurde.
das Horus-Auge
Das Djed-Amulett wurde mit Osiris assoziiert, da es als sein Rückgrat angesehen wurde und symbolisierte Stabilität. Mit Osiris wurde auch das sog. Treppenamulett assoziiert - es symbolisierte ein Podium, auf dem der Thron des Totengottes stand.


In dem Zitat aus dem Totenbuch (oberer Kasten) war auch vom Isis-Blut die Rede. Dieses Amulett hatte die Form eines Knotens und symbolisierte vielleicht den geknoteten Gürtel der Göttin. Dies sollte eine Fehlgeburt verhindern aber auch ihren bösartigen Bruder Seth davon abhalten, ihr etwas zu Leide zu tun.
Das "wadj-Amulett" hatte die Form eines Papyrusstengels und sollte dem Verstorbenen ewige Jugend garantieren. Erwähnt wird es im Kapitel 159 und 160 im Totenbuch.
Es gab noch viele andere Amulette. So waren dies Amulette in Form von Kopfstützen, das tierköpfige Was-zepter-Amulett, das Wohlergehen und Reichtum versprach, dann das Maurer-Senkblei-Amulett für ewiges gleichgewicht und dann gab es noch das Zimmermann-Quadrat-Amulett für ewige Rechtschaffenheit. Andere Amulette wurden Götterbildern nachempfunden, es wurden Tiermodelle als Vorlage für Amulette verwendet und auch kleine Nachbildungen von menschlichen Körpern wurden als Amulett mitgegeben, und konnten als Ersatz dienen, falls die echten Teile am Körper fehlten.

hier sieht man eine Auswahl verschiedener Amulette:
* oben, zweites von links: Nachbildung eines Beines
* oben, Mitte: ein Djed-Amulett
* unter dem Djed: eine Kopfstütze
* unten, drittes von links: ein Herz-Amulett
* unten, zweites von links: Bes-Amulett
* über dem Herz-Amulett: Nachbildung einer Hand
* unter dem Udjat: das Zeichen für "Millionen von Jahren"

 

Uschebtis

Uschebtis sind kleine Statuen, welche dem Verstorbenen ab der Zeit des Mittleren Reiches mit ins Grab gegeben wurden. Übersetzt wird der Begriff, dessen ursprüngliche Form "Shawabti oder Shabti" ist, mit der "Antwortgeber. Zumeist waren sie mumienförmig und aus Fayence, Stein, Hlz, Ton, Wachs oder Glas hergestellt worden. Im Totenbuch, Kap. 6 gibt es einen Spruch, der sicherstellen sollte, das im Jenseits nicht der Verstorbene die dort anfälligen Arbeiten erledigen musste, sondern der Uschebti:

"O Uschebti, wenn ich gerufen und verpflichtet werde, um irgendeine Arbeit zu tun,
die im Totenreich getan wird, ... dann sollst du sagen: 'Hier bin ich, ich will es tun!'"


Uschebti-Behälter mit doppelt gewölbtem Deckel, erhöhten Seitenteilen und Mitteltei
aus dem Neuen Reich, 19. Dynastie

Solche schweren Arbeiten waren etwa die Feldarbeit, Bewässerung und "den Sand des Ostens und Westens überzufahren". Um der Funktion eines Uschebtis noch mehr Ausdruck zu verleihen, wurden die Figuren manchmal mit einer kleinen Hacke oder einem korb ausgestattet. Später wurden diese Gerätschaften direkt mit der Figur modelliert. Ab dem Neuen Reich gab man den Toten bis zu 365 solcher Figuren mit ins Grab, also für jeden Tag des Jahres einen "kleinen" Arbeiter. Hinzu kamen noch 36 Aufseher. Aber der 3. Zwischenzeit wurden diese Aufseher sogar mit einer kleinen Peitsche ausgestattet, damit die Arbeiter-Uschebtis auch wirklich rasch und befriedigend ihre Aufgaben erfüllten. Oft wurden die Uschebtis in extra hierfür gebaute Behälter gestellt.

 

 
Seelenvorstellungen

Die alten Ägypter sahen den menschlichen Körper als ein komplexes Gefüge physischer und spiritueller Aspekte an. Ein Wort für "Seele" im eigentlichen Sinne gab es damals nicht, eher unterschieden die Ägypter in drei Aspekten - KA, BA und ACH. Aus mehreren Inschriften und Bildern ist ersichtlich, das die Ägypter daran glaubten, der Schöpfergott von Elephantine - Chnum - schuf  Leib und Ka auf seiner Töpferscheibe. Beim Einsetzen der Frucht in den Leib der Mutter, gestaltete Chnum den Ka des frisch gezeugten Menschenkindes. Es war der geistige Doppelgänger des eigentlichen Menschen und sah in dieser Hinsicht auch genauso aus. Es war die leitende Kraft des Leibes, und so konnte es durchaus vorkommen, das sich ein Ka manchmal schlecht benahm und zu Handlungen verleiten konnte, die man normalerweise nicht ohne weiteres tun würde.
Begräbnisstatue mit dem Ka-Symbol auf dem Kopf des Awibre Hor

Wenn Chnum es für richtig hielt, konnte ein Mensch auch mehr als ein Ka erhalten. So behauptet Hatschepsut in ihrem Tempel in Deir-el-Bahari, das sie gleich neun Ka's hatte, von denen acht männlich waren. Ein Ka konnte im Wach- und Schlafzustand aus dem Körper befreit werden. Eine Inschrift aus der Spätzeit berichtet, das das Ka eines Königs eines Nachts den Leib seines Menschen verließ, und eine Reise nach Nubien machte. Der Zeitpunkt des Todes wurde für den Ka als ein schreckliches Erlebnis geschildert, da es auf schmerzhafte Art und Weise von seinem Leib getrennt wurde. Anschließend blieb das Ka für immer an die Erde gebunden und deshalb bereiteten ihm die Menschen noch zu Lebzeiten ein Grab, das "Haus für die Ewigkeit", vor, indem alle Bedürfnisse des Ka erfüllt wurden. Ob das Ka fortdauern bzw. weiter"leben" durfte, hing vollständig davon, ob ihm mit Speisen, Getränken und Gebeten auch geopfert bzw. gehuldigt wurde. Essen und Trinken konnten aber auch durch Bildnisse im Grab ersetzt werden, falls im Laufe der Zeit die Erinnerung an den Verstorbenen verblassen sollte.

 

"Oh du, der du noch auf Erden lebst und auf deiner Reise nach
Norden oder Süden an den Eingang dieses Grabes kommst, tritt ein und sage: Tausend Laibe Brot, tausend Krüge Bier, tausend Krüge Wein für den Ka von ..."

typische Grabinschrift, um die Menschen zu ermuntern, das Grab zu betreten

 

Das zweite spirituelle Element war das Ba, welches mit einem Vogelkörper dargestellt wurde, auf dessen Hals sich ein Menschenkopf befand. Die Hieroglyphe für das Ba war der Jabiru-Storch. Damals behauptete man, zum Zeitpunkt des Todes verlässt das Ba den Körper durch das linke Ohr des Menschen. Der Ba scheint die Fähigkeit gehabt zu haben, sich

frei zu bewegen und verschiedene Gestalten annehmen zu können. Auf Grabmalereien sieht man den Ba um den Grabstein fliegen, auf einem Baum sitzend oder an einem Teich, wo er seinen Durst löscht. Der Plural vom Ba war "Bau", was auch soviel wie Macht bedeutet.


Bildnis des Ach durch die Darstellung des Ibis, 19. Dynastie, Luxor

 

Die dritte Form, das Ach, war eine geistige Kraft von übernatürlichem Wesen. Dargestellt wurde es durch einen Ibis mit Haube oder durch eine einem Uschebti ähnelnde mumienförmige Gestalt.. Bei der Bestattung des Toten wurde der Körper bei der letzten Berührung in ein Ach, ein leuchtendes vollkommenes Wesen, verwandelt. Diese Verwandlung schrieb man der Verschmelzung von Ka und Ba zu. Dieses nun entstandene Ach war der auferstandene Leib und dazu bestimmt, sich ähnlichen Wesen in einer parallelen Welt anzuschließen. Es gehörte nicht länger der Erde sondern dem "Himmel". Das Ach begleitete die untergehende Sonne über den westlichen Horizont und reiste ins Reich des Osiris, wo das Totengericht auf ihn wartete.

 

Seelenwanderung oder die Reise ins Reich des Osiris

Durch das Ritual der Mumifizierung belegen die Ägypter eindeutig, das sie davon ausgingen, die Toten lebten auf irgendeine Art und Weise weiter. Deshalb musste der Körper auch für ein Leben nach dem Tode erhalten bleiben. Von den verschiedenen komplexen Jenseitsvorstellungen war die, die sich Mittleren Reiche herausbildete, wohl die häufigste. Hier verbanden sich die Sonnenlaufkonzeption von Heliopolis und die osirianischen Unterweltsvorstellungen zu einer Einheit. Dabei  lebte die Seele nach dem Tode weiter, während der Ach zum Himmel stieg. Der Ba lebte selbständig weiter. Die Alten Ägypter stellten sich das Leben nach dem Tod wie ein perfektes Duplikat des Diesseitigen vor,

indem es allerdings immer alles im Überfluss gab.Oft zeigen Grabmalereien Szenen aus dem jenseitigen Leben, so in etwa Mann und Frau bei der Arbeit auf dem Feld. Man ging aber eigentlich nicht davon aus, das man nach dem Tode auch tatsächlich arbeiten müsste. Um diesem vorzubeugen, wurden Vorkehrungen getroffen, wie man schwerer Arbeit entgehen konnte. Man nannte damals das Paradies "Feld von Hetep".
Darstellung aus dem Grab des Pashedu, die ihn an einem Wasserbecken und unter einer Dattelpalme zeigt, durch die er sich erhoffte, auch im Jenseits die Kühle des Schattens genießen zu können, 19. Dynastie, Theben

Im Kapitel 110 des Totenbuches wird es mit dem westlichen Horizont in Verbindung gebracht und galt als Ort der Freuden. Seine Felder wurden durch volle Kanäle bewässert, alles gedieh bestens und die Obstbäume trugen reiche Ernten an Datteln und Feigen.  Im Gegensatz dazu stand das "Feld von Iaru", die Binsengefilde.Dies war ein Ort der Läuterung und wurde mit dem östlichen Horizont in Verbindung gebracht. Des weiteren tauchen in den Texten des Totenbuches auch Begriffe wie "Duat" und "Imhet" auf. Duat bezog sich auf den östlichen, Imhet auf den westlichen Horizont. Man könnte die Begriffe auch mit Nachwelt oder Unterwelt wiedergeben. Ein weiterer Name für das Jenseits war "Rosetau" - "Passage des Schleppens" und bezog sich ursprünglich auf den abschüssigen Gang eines Grabes. Später wurde die Nekropole von Memphis und schließlich die von Abydos danach bezeichnet.

War der Verstorbene mumifiziert und die letzten Rituale an der Mumie vollzogen, so begab sich die "Seele" des Verstorbenen auf den Weg zum Totengericht des Osiris. Damit die Seele sich nicht verirrte, wurden ihr Karten mitgegeben, die den Weg dorthin beschrieben. Im Mittleren Reich nannte man solche Wegbeschreibungen "Zweiwegebuch". Die "Seele" betrat nun wie ein Pilger die Westwüste und traf dort auf eine Sykomore, die von einer Gottheit bewohnt wurde. Im Allgemeinen war diese Gottheit Hathor. Der Seele wurde Essen und Trinken angeboten und nahm der Verstorbene diese Gaben an, so gab es für ihn kein Zurück mehr. Nun begannen die Prüfungen auf den geheimnisvollen Wegen des Westens. Die "Seele" traf auf Dämonen mit Krokodilköpfen, Schlangen, auf den Dämon Apophis und die Dämonen Am-au, Hai und Haas, die sie zu zerfleischen und zu beißen versuchten.Anschließend musste ein Fluss überquert werden, dessen Wasser kochte und von dem der Verstorbene trinken musste. Schließlich kam er an die Sümpfe, an denen Affen heimlich Netze auswarfen um Dämonen und verirrte Seelen einzufangen. Mit Hilfe der magischen Formeln und Zaubersprüche des Totenbuches gelangte die Seele schließlich an einen See, an dessen anderem Ufer das Königreich des Osiris lag.

Zur Überquerung des Sees gibt es zwei Überlieferungen, die schon in den Pyramidentexten beschrieben wurden. Entweder brachte der Gott Thot in Gestalt eines Ibis den Toten auf die andere Seite oder ein Dämon setzte den Toten in einer Barke über. Zuvor musste man sich aber einer gründlichen Befragung des Fährmanns über jeden Teil des Bootes unterziehen. Bei dieser Befragung musste der Tote den Namen jedes gefragten Objektes nennen. War die Seele nun auf der anderen Seite angekommen, fand sie sich im Königreich des Osiris wieder, wo sie sich Osiris und seinen Richtern stellen musste.
Einblick in die Iaru-Gefilde - 1. Reihe: Verneigung vor den Göttern, Reise in einem Boot evtl. mit dem dämonischen Fährmann - 2. Reihe: Ernte auf den Feldern, Opfertisch, Benu-Vogel vor einem Gott der Unterwelt - 3. Reihe: Pflügen der Felder des Diesseits und jenseits des Flusses 4. Reihe: zwei Flüsse mit zwei Benu-Vögeln, vier Götter, ein Boot mit einer Treppe

Hatte die Seele diese letzte Prüfung bestanden und war für würdig befunden worden, begann die Seele ihr Leben außerhalb ihres Grabes. Den Tag verlebte sie in ihrem Grab, wo sie Opferdienste mit Nahrung versorgten. Ging die Sonne im Westen unter und die Nacht begann, so nahm sie ihren Platz in der Sonnenbarke ein, um mit ihr in der Unterwelt umherzufahren. Während dieser zwölfstündigen Fahrt war es der Seele möglich, die Sonnenbarke anzuhalten, um ein- oder auszusteigen. Am liebsten verbrachte die Seele die Nachtstunden im Reich des Osiris, im Iaru-Gefilde. Bei Sonnenaufgang kehrte sie wieder in ihr Grab zurück. Für die Seele war es weiterhin wichtig, ihre Familie und Freunde besuchen zu können. Hier spricht man vom "Herausgehen des Tages". In einer Inschrift wird zur Seele gesagt:


"Eilig öffnest du die Türen der Unterwelt und du besuchst deinen Wohnort
der Lebenden, wo du Gesänge und Musik hören wirst.

Das Kapitel 17 des Totenbuches nennt Formeln, um in den "Schönen Amenti" ein- und wieder auszutreten und sein Text erklärt, das bei Tageslicht die Seele jede beliebige Erscheinungsform annehmen könne.


Das Totengericht
Auf dem Weg zu den Richtern passierte die Seele zunächst die Schwelle zur "Halle der beiden Gerechtigkeiten" Um aber diese Schwelle übertreten zu können, musste sich der Verstorbene einer weiteren Prüfung unterziehen:

"Ich lasse dich nicht bei mir eintreten", sagt das Tor, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst." "Das Lot an der richtigen Stelle der Waagschale ist dein Name." "Ich lasse dich nicht bei mir eintreten", sagt der rechte Pfosten des Tores, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst." "Waagschale, mit der Wahrheit und Gerechtigkeit gewogen werden, ist dein Name." "Ich lasse dich nicht bei mir eintreten", sagt der linke Pfosten des Tores, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst." "Richter aller Dinge ist dein Name." "Ich lasse dich nicht über mich schreiten", sagt die Schwelle des Tores, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst." "Ochse des Geb ist dein Name." "Ich werde dir nicht öffnen", sagt der Riegel des Tores, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst". "Fleisch seiner Mutter ist dein Name". "Ich werde dir nicht öffnen", sagt das Schloss des Tores, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst." "Das Lebensauge des Sobek, Herrn von Bachu, ist dein Name." "Ich werde dir nicht öffnen", sagt der Türhüter des Tores, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst." "Arm des Schu zum Schutze des Osiris ist dein Name." "Wir lassen dich nicht bei uns eintreten", sagen die Querstreben des Tores, "wenn du uns nicht unseren Namen nennst." "Kinder der Schlange Renenutet ist euer Name." "Du sollst nicht auf mich treten", sagt der Fußboden der Halle, "wenn du mir nicht meinen Namen nennst." "Ich bin still, ich bin rein." "Du kennst die Namen deiner Füße nicht, mit denen du auf mich trittst. So nenne sie mir." "... eingeführt vor Min ist der Name meines rechten Fußes und Trauer der Nephthys der Name meines linken Fußes." "... so tritt auf uns, da du uns kennst."


Wägung des Herzen aus dem Totenbuch des
königlichen Schreibers Hunefer (um 1285 v. Ch.)

War diese Prüfung überstanden, so wurde die Seele von Anubis in Empfang genommen und dieser führte sie an der Hand in die Halle, die auch in der ägyptischen Malerei oft dargestellt ist. In der Mitte der Halle befindet sich die Waage der Gerechtigkeit, auf der im Anschluss das Herz des Verstorbenen gegen die Feder der Maar gewogen wird. Osiris, oberster Richter sitzt unter einem Baldachin, zu seiner Linken und Rechten Isis und Nephthys. Vor ihm hocken 42 weitere Richter. Thot steht in der Nähe der Waage, bereit das Urteil auf einer Schreibtafel festzuhalten. Anubis steht nun wieder an der Waage, wo er das Gewicht am Balken der Waage führt. Nun beginnt die Rechtfertigung des Verstorbenen vor dem Totengericht. Sind seine Worte wahr, bleibt das Herz, das nicht lügt, in Gleichgewicht mit der Feder der Maat, wenn nicht, wird es mit dem Gewicht der Sünden des Verstorbenen beladen. Sollte das Gewicht der Sünden größer sein als das der Gerechtigkeit, so stürzte sich ein dämonenartiges Monster, welches als "Ammit" - die Verschlingerin - bezeichnet wurde, auf die Seele, um sie zu verschlingen und zu vernichten. Hat der Verstorbene aber nicht gelogen und blieb sein Herz im Gleichgewicht mit der Feder der Maat, so war er "gerecht an Stimme" und Osiris höchstpersönlich öffnete ihm den Eingang ins Paradies. Des weiteren wurde dem Verstorbenen nun das Herz zurückgegeben.


Ammit, die Verschlingerin, mit dem Hinterteil eines Nilpferdes, dem Körper
eines Löwen und dem Kopf eines Krokodils, 18. Dynastie


Es ist verständlich, das jeder Ägypter sicherstellen wollte, das seine Seele ins Paradies gelangte. Hierfür traf man verschiedene Vorkehrungen. Zum einen nahm man ein Totenbuch mit ins Grab, welches den Spruch 125 enthielt. Darin befinden sich Texte und Bilder, denen man magische Kräfte zuschrieb. Man stellte hier das Herz auf der Waage dar, welches sich im Gleichklang mit der Feder der Maat befand und stellte so ein positives Ergebnis bei der tatsächlichen Wiegung des Herzens sicher. Wer sich den Luxus eines großen Begräbnisses leisten konnte, stattete seine Mumie mit einem sog. "Herz-Skarabäus" aus, der mit dem Körper zusammen einbalsamiert wurde. Dieser Schutz ist seit der 13. Dynastie belegt. Auf der Unterseite des Skarabäus ist der Spruch 30 aus dem Totenbuch eingraviert, ein kurzer Text, der verhindern soll, das das Herz Verbrechen seines Besitzers eingestand:


"Oh mein Herz, das ich auf Erden besaß ... sprich dich nicht
gegen mich aus, wenn es um meine Taten geht ..."

 

Jenseitsliteratur

Jenseitsbücher oder auch Jenseitsliteratur werden Schriften genannt, die von den Toten und dem Jenseits handeln. Sie können auf Grabwänden, Sarkophagen, Stelen oder auf Papyri geschrieben sein. Für die Alten Ägypter besaßen diese Texte eine magische Kraft,  die den Toten anleiteten und ihn bei seiner Reise ins Jenseits schützten.

Die ältesten Totenschriften sind die Pyramidentexte. Die ersten davon fand man in der Pyramide des Unas aus der 5. Dynastie. Danach folgten die Sargtexte und einige Kapitel des Totenbuches, die man als Formelsammlungen bezeichnen könnte. Des Weiteren gab es sog. Karten des Jenseits, das waren erst das Zweiwegebuch und später das Amduat, das Pfortenbuch, das Buch der Nacht, das Buch vom Tage und das Höhlenbuch. In der Spätzeit wurden die üblichen Texte um das Erste Buch des Atmens und das Zweite Buch des Atmens erweitert. Zu weiterer Jenseitsliteratur gehören auch die Begräbnisrituale, das Ritual der Mundöffnung, das Sokar-Ritual und die Gesänge der Isis und der Nephthys

Amduat

Das Buch "Von dem, was in der Unterwelt ist" wurde von den Ägyptern "Schrift der Verborgenen Kammer" genannt. Es ist das früheste Werk, das ausführlich die Reise des Sonnengottes durch die den zwölf Nachtstunden entsprechenden zwölf Abteilungen der Unterwelt beschreibt. Vollständige Abschriften in den Gräbern von Thutmosis III. und Amun-Hotep II. Auszüge aus diesen Büchern findet man in den meisten anderen Gräbern auch.

Litanei des Re

Die aus der 18. Dynastie stammende zweiteilige Sonnenlitanei feiert den Gott Re in 75 verschiedene Gestalten und preist obendrein den mit dieser und anderen Gottheiten vereinten Pharao. Als erstes erschienen diese Werke in der Grabkammer von Thutmosis III. dann wurden sie auch ab Sethos I. verwendet.

Buch der Tore

Dieses Buch wurde manchmal auch als "Pfortenbuch" bezeichnet und tauchte erstmals in der 18. Dynastie auf. Sein Name bezieht sich auf die zwölf Tore, welche die Stunden der Nacht voneinander trennen. man findet die vollständige Version des Buches in dem Grab von Ramses IV. und auf dem Alabastersarkophag von Sethos I.

Totenbuch

Von den Ägyptern wurde es "Buch des Heraustretens bei Tage" genannt. Es stellt eine Sammlung von Zauberformeln dar, die aus den älteren Sarg- und Pyramidentexten stammen. Zuerst wurden Auszüge daraus in den Gräbern von Bürgerlichen verwandt, wurden aber auch in den Vorhallen vieler Ramessiden-Gräber angebracht.

Buch der Höhlen

Hier wird die Unterwelt als eine Abfolge von Gruben oder Höhlen dargestellt. Über diese bewegt sich der Sonnengott hinweg. Mit großem Nachdruck wird größtenteils von Belohnungen und Strafen im Jenseits und von der Vernichtung der Feinde des Sonnengottes gesprochen. Es wurde gelegentlich in den oberen Bereichen späterer Gräber angebracht und im Grab von Ramses VI. findet sich auch eine vollständige Version dieses Buches.

Bücher des Himmels

Diese Texte wurden in der Spätzeit des Reiches verfasst und beschreiben den Weg der Sonne über den Himmel. Am bekanntesten sind diese drei Bücher daraus: "Buch des Tages" - "Buch der Nacht" - "Buch der Himmelskuh". Man findet sie in verschiedenen Ramessiden-Gräbern und einige Passagen der Bücher auch im Grab Ramses VI.

Buch der Erde

Dieses Werk erzählt von der nächtlichen Reise der Sonne durch die Unterwelt in vier Teilen. Dieses Buch taucht wiederum in einigen späten Ramessiden-Gräbern auf.

 

Das Totenbuch an sich kannte insgesamt ca. 200 Sprüche, die meist aber nie komplett in einem einzigen Totenbuch aufgeführt wurden. Der Auftraggeber suchte sich seinen Wünschen entsprechende Spruchformeln aus und ließ sie zu seinem Totenbuch zusammenstellen. Mit Sicherheit spielten hierbei die finanziellen Mitteln derjenigen Person eine große Rolle. Je mehr Zahlmittel = mehr Sprüche und Illustrationen. Für gewöhnlich wurden die Sprüche auf ca. 48 cm breite Papyrusrollen geschrieben. Die längste einer solchen Papyrusrolle, die man bis jetzt gefunden hat, misst ganze 41 Meter. Während der Bestattung wurde die Papyri auf die Mumie oder in deren unmittelbaren Nähe niedergelegt.

Wie oben schon aufgezählt, entwickelten sich aus den Pyramidentexten die Sargtexte. Diese Texte wurden auf die Innen- und die Außenseite des Sarges geschrieben. Diese Totenliteratur war besonders im Mittleren Reich sehr beliebt. Das sich daraus entwickelnde Totenbuch tauchte dann erstmals im Neuen Reich auf. Hier beschäftigten sich die Texte größtenteils mit dem Reich des Osiris. Da gibt es u. a. Sprüche, die die körperliche Unversehrtheit betreffen, wie z. Bsp. den "Spruch, um nicht kopfüber zu gehen ins Reich der Toten". Die magische Kraft der Sprüche beruhte zum größten Teil auf dem Wissen um einen bestimmten Namen einer Gottheit, eines Wächters oder anderem. (siehe Kasten oben)


Mit den auf den Sarg gemalten Augen sollte der Verstorbene aus dem Sarg herausschauen können; Mittleres Reich Vignette im Buch der Zwei Wege vom
Sarg des Oberarztes Gua
aus der 12. Dynastie

Für die Handwerker, die diese Totenbücher schrieben und bemalten war das Anfertigen ein einträgliches Geschärft. Die Handschriften wurden in Hieroglyphen, in hieratischer oder später in demotischer Schrift geschrieben. Die Bilder, die sie enthielten werden heute Vignetten genannt. Sie konnten bunt aber auch nur schwarz-weiß gestaltet sein. Jedoch wurden die Bebilderungen von einem anderen vorgenommen, als die Beschriftung der Papyri. So konnte es natürlich zu unterschiedlichen Qualitäten kommen, die Vignetten konnten hervorragend sein, wogegen die Beschriftung doch schon zu wünschen übrig ließ. Natürlich auch im umgekehrten Fall ;o) Im Normalfall wurde ein Totenbuch vom Auftraggeber individuell zusammengestellt, aber es konnten auch vorkommen, das Schriften schon vorgefertigt waren und nur noch der Name der betreffenden Person in entsprechende Freiräume eingesetzt werden musste.

 

Der Grabkult

Da man glaubte, der Tote brauche im Jenseits auch Fürsorge, begannen die Ägypter schon früh in ihrem Leben, sich sorgfältig auf diese spätere Existenz vorzubereiten. Dafür war nicht nur der Kauf und Erwerb von den Grabbeigaben wichtig, sondern man musste sich auch um den späteren Grabkult, der den Namen des Verstorbenen bei den Lebenden erhalten sollte, kümmern. Dieser forderte rituelle Handlungen, Hymnen und Gebete und auch Opfergaben. Priester sollten dann die Rituale vollziehen. Diese Priester, die sich um den Verstorbenen "kümmern" sollten, hießen "Ka-Priester" oder auch "Diener der Ka-Seele" und die Anzahl dieser hing von den finanziellen Verhältnissen des Stifters ab. Idealerweise übernahm der älteste Sohn bzw. der Erbberechtigte diese Aufgabe. Andere Familienmitglieder konnten auch Aufgaben übernehmen, so das der Kult Beschäftigung und finanzielle Sicherheit für die Nachkommen bedeutete. Die Grabkulte des Adels waren dagegen umfangreicher, mit vielen Priestern, die durch einen Vertrag an ihre Arbeit gebunden waren. Die Mittel stammten aus "Totenländereien". Das war Ackerland, das nicht nur die Finanzierung des Kultes sicherte sondern auch für die nötigen Opferspeisen sorgte.  Mit der Zeit wurden die Grabkulte aber eingestellt, weil entweder die Familie ausgestorben war oder aus Mangel an Ka-Priestern. Um aber das Weiterleben des Toten im Jenseits sichern zu können, wurden später an Stelle der echten Opfergaben, diese in der Grabkapelle oder auf den Inschriften neben dem Altar schriftlich oder malerisch festgehalten. Die prächtigen Malerein in den Gräbern sollten auch eine Vielzahl von Besuchern anlocken, die dann sozusagen indirekt die Stelle der Ka-Priester einnahmen, indem sie einfach Gebete zu Gunsten des Verstorbenen aufsagten und auch manchmal Opfergaben mitbrachten. So konnte der Kult weitergeführt werden und das Weiterleben des Verstorbenen war gesichert. 


Kommunikation mit den Toten

Da man glaubte, der Verstorbene würde durch seine Rechtfertigung vor Osiris zwischen den lebenden Verwandten und Göttern vermitteln, wurden verschieden größere und kleinere Bitten an den Verstorbenen gerichtet. Eine kleine Anzahl dieser Bittgesuche ist erhalten geblieben; es gab sie vom Alten Reich bis hinein in die Spätzeit. Diese Texte wurden immer in Briefform verfasst und auf Leinen, Tongefäßen oder Papyri niedergeschrieben. Auch der Absender und der Empfänger wurden vermerkt. Man begann immer mit einer höflichen Grußformel, z. Bsp:

 

Nachricht von Merirtyfy an Nebetiotef: 
Wie geht es Dir? Ist im Westen alles nach Deinem Wunsch?


Brief an Verwandten, geschrieben in hieratischer Schrift,
die Schüssel enthielt Speisen und wurde im Grab zurückgelassen

Im Grab hinterlegt, wurden die Briefe meist auf Schüsseln geschrieben, die mit Opferspeisen gefüllt waren. In allen Fällen soll der Tote sich für den Verfasser einsetzen, ob nun gegen Geister oder andere Sachen. Dabei wurde mit besorgtem eindringlichem oder sogar empörten Tonfall nicht gespart. Die Briefe an die Toten handelten meist von Themen wie Familienbesitz und Erbe, persönlicher Schuld, Fruchtbarkeit der Ehefrauen oder Töchter und auch von Heimsuchung durch Geister.