Die Kosmogonie von Heliopolis


In der Sonnenstadt Heliopolis befand sich das alte Heiligtum Junu, ein alter bedeutender Tempel des Sonnengottes Re. In dieser Stadt entstand um 3000 v. Ch. eine der Schöpfungslehren von Ägypten. Folgendes soll sich zugetragen haben:

Am Anfang war nichts als eine unendliche regungslose Wasserfläche, die als Nun bezeichnet wurde. Aus dieser stieg der Gott Atum herauf, der die "Ganzheit" verkörperte und sich selbst hervorgebracht hatte. Nun schuf daraufhin den Urhügel und Atum ließ sich darauf nieder. Atum war in der Lage, da er alles in sich vereinte, andere Gottheiten zu erschaffen. Dafür gibt es in den Mythen zwei Erklärungen:


Nun hält in der Hand das Zeichen für ein langes
Leben, er wird meist in blau oder grün dargestellt, die Farben für Fruchtbarkeit;
Papyrus des Ani

1. Atum habe mit Hilfe seiner Hand, die als das weibliche Element gelten kann, aus seinem Samen die Götter Schu und Tefnut erschaffen.

2. Die andere Erklärung besagt, das er den Luftgott Schu durch Niesen und die Göttin der Feuchtigkeit Tefnut durch Ausspucken erzeugt haben soll.

Schu stand für die trockene sonnendurchflutete Luft, die alles haltbar macht und Tefnut stand für die feuchte Luft, die Fäulnis und Zerfall bewirkt.
Jedenfalls wurden die beiden Kinder des Atum von Nun aufgezogen und ihr Vater Atum überwachte sie, indem er eines seiner Augen von seinem Körper trennte und somit die Beiden beaufsichtigen konnte. Um dieses sog. Udjat-Auge rankt sich folgende Geschichte:

Eines Tages verliert der Gott seine Kinder in den Gewässern des Nun. Da er sie nicht finden kann, schickt er sein Auge los, um nach ihnen zu suchen. In der Zwischenzeit hat er dieses durch ein noch strahlenderes Auge ersetzt, was seinem eigentlichen Auge bei seiner Rückkehr mit den Kindern, gar nicht gefallen hat. Also platzierte er es kurzerhand auf seiner Stirn, wo es über die Welt wachen konnte, nachdem er sie erschaffen hatte. Einer anderen Geschichte zufolge, hat Atum über die Rückkehr seiner Kinder so geweint, und mit diesen Tränen hat er schließlich das Menschengeschlecht erschaffen. 


dieser Papyrus zeigt den Leib der Nut, die durch die Barke des Schu 
von Geb, der Erde getrennt wird

Schließlich gingen aus der Verbindung von Schu und Tefnut die beiden Götter Geb, die Erde und Nut, der Himmel, hervor. Bei den Ägyptern verkörperte die Erde das männliche und der Himmel das weibliche Wesen. Diese beiden Geschwister zeugten wiederum 4 Gottheiten und zwar: Osiris und Seth und ihre Gefährtinnen Isis und Nephthys. Somit war die gesamte Götterfamilie komplett und sie wurde unter dem Namen der "Neunheit von Heliopolis" bekannt. Die nächste Generation entstand mit der Zeugung des Gottes Horus durch Isis und Osiris.