Die Wiederentdeckung
Bis zum heutigen Tag fasziniert die Menschen die Schrift der alten Ägypter und man versuchte über einen langen Zeitraum hinweg die Vielfalt und Form der Zeichen zu deuten. Denn leider war nach der Schließung der letzten altägyptischen Tempel im 5. bzw. 6. Jahrhundert n. Chr. sämtliches Wissen über die Funktion der Zeichen verloren gegangen. Mit dem Ägyptenfeldzug Napoleons begann die moderne, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der altägyptischen Kultur und die Ägyptologie entstand. Zweifellos war die wichtigste Entdeckung der noch jungen Ägyptologie die Entdeckung des weltberühmten "Stein von Rosette".

Während Arbeiten zur Sicherung der Küste gegen Angriffe der britischen Flotte wurde die Stele im Juli 1799 nördlich von Rosette (Raschid) in einer alten Festung, die "Fort Julien" genannt wurde, gefunden. Die Leitung dieser Arbeiten stand unter dem Leutnant Pierre Bouchard und offensichtlich war der Block als Ballast auf einem der zahllosen Botte nach Rosette gekommen, denn man nimmt an, daß die Stele sich wahrscheinlich ursprünglich in Sais im Nildelta befunden hatte.

Man erkannte schnell, daß die beschriftete Stele den Schlüssel zu der altägyptischen Schrift beinhalten könnte und schickte den Fund unverzüglich an das Institut d' Égypte. Die Franzosen durften den Stein aber nicht lange behalten, der Stein ging 1801 infolge des Vertrags von Alexandria zusammen mit den anderen wichtigen Funden der Expedition an die Briten und befindet sich heute im Britischen Museum in London. Der Stein trug die Abschrift eines Priesterdekretes aus dem neunten Regierungsjahr von Ptolemaios` V. in einer hieroglyphischen, einer demotischen und einer griechischen Version. Da der griechische Text gelesen und verstanden werden konnte, versuchte man zunächst durch Vergleich die hieroglyphischen und demotischen Schreibungen der Orts- und Personennamen herauszufinden.
der Stein von Rosette

Es entstand ein erbitterter Wettkampf ziwschen dem Engländer Thomas Young, dem Schweden David Akerblad und dem Franzosen Sylvestre de Sacy um die Entzifferung der Hieroglyphen. Doch den richtigen Weg fand ein anderer...


Jean-Francois Champollion (1790 - 1832)

Schon als Kind interessierte sich dieser für das alte Ägypten und studierte mit 13 Jahren neben Griechisch und Latein verschiedene orientalische Sprachen und später auch Koptisch, das er als letzte Sprachstufe des Altägyptischen erkannte. Bereits im Alter von 19 Jahren wurde er in Grenoble zum Dozent für Geschichte des Altertums und Politik berufen, mußte diese Stellung aber aus politischen Gründen kurze Zeit später wieder abgeben. 1821 ging er zu seinem älteren Bruder nach Paris und begann dort als Privatsekretär des Altphiloogen Bon Joseph Dacier. Er beschäftigte sich dort intensiv mit einer Abschrift des "Steins von Rosette" und fand schließlich den Schlüssel zur Grundstruktur des hieroglyphischen Schriftsystems bzw. er erkannte, daß es sich um eine Kombination aus Laut- und Deutzeichen handelte.

In einem Brief vom 27. September 1822 an Monsieur Dacier gibt er einen Bericht über seine ersten erfolgreichen Entzifferungsversuche ab. Die Ermittlung der ersten alphabetischen Lautwerte war ihm über die Schreibung des Königsnamens Ptolemaios gelungen, die im hieroglyphischen Textteil durch einen ringförmigen Rahmen - der Kartusche - hervorgehoben war. Er übertrug den Lautwert der griechischen Zeichen auf die hieroglyphischen und erfaßte so ihre phonetische Bedeutung. Dann überprüfte er das System an der Namenschreibung anderer ptolemäischer und römischer Könige und Königinnen. Nachdem der Schlüssel erst einmal gefundenw ar, gelang es Champollion unter anderem aufgrund seiner guten Koptischkenntnisse, auch andere Texte zu lesen und zu verstehen. Er bemühte sich, so viele
Portrait von Jean-Francois Champollion
schriftliche Quellen wie möglich zu erfassen und erhielt 1824 auch dazu die Genehmigung, die altägyptischen Objekte der Sammlung Drovetti in Turin zu studieren. Zwischen 1828 und 29 reiste er zusammen mit einem Team von Zeichnern nach Ägypten und Nubien und kopierte dort möglichst viele Inschriften, so daß deren Lesung nun auch die letzten Zweifler überzeugte.

 

Hieroglyphen aus Champollions Grammatik,  1836, Paris

- Geboren am 23. Dezember in Figeac, Frankreich
- Schüler am Lyceum in Grenoble 1801 bis 1807; Feststellung der Verwandschaft von Ägyptisch und Koptisch;
- Studien bei Sylvestre de Sacy, Paris 1807 bis 1809
- Dozent für Geschichte und Politik in Grenoble 1809 bis 1816; Promotion 1810
- Professor für Geschichte und Geographie, Grenoble 1818 bis 1821
- Lettre à M. Dacier, relative à l' alphabet des hiéroglyphes phonétiques, employés par les Égyptiens..., 1824
- Direktor der ägyptischen Sammlungen, Louvre, 1826
- Forschungsreise nach Ägypten mit Ippolito Rosellini, 1828/29
- Erster Professor für Ägyptische Geschichte und Archäologie, Collège de France, 1831
- Gestorben im Alter von 42 Jahren am 4. März 1832 in Paris