Das ägyptische Militär

 

Was ich an den alten Ägyptern unter anderem so schätze, ist, das sie im Grunde ihres Herzens kein kriegerischeres Volk waren, welches sich fast ausschließlich durch kriegerisches Verhalten in Szene setzte. Erst ab dem Beginn des Neuen Reiches, als Pharaonen wie Thutmosis III. oder Ramses II. auf Ägyptens Thron saßen,

gewann das Militär zunehmend an Bedeutung. Aber eine gewisse Truppenpräsenz war immer von Nöten gewesen, sei es, um an den Karawanenstraßen Patroullien oder um Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen, die den Händlern mit ihrer kostbaren Fracht sichere Wege gewährleisten sollten. In der Frühzeit und im Alten Reich gab es kein stehendes Heer, also keine Berufsarmee. Bei Bedarf wurden Männer aus dem Volk ausgehoben, welche dann bewaffnet wurden und unter der Führung von Beamten im Einsatz waren. Zu dieser Zeit bestand die Bewaffnung aus Keulen, Streitäxten und Dolchen. Für den Fernkampf benutzte man Lanzen, Schleudern und natürlich Pfeil und Bogen. Die Bögen waren in ihrer Herstellung schon sehr verfeinert und sie besaßen so eine recht große Reichweite und Durchschlagskraft. Sie wurden aus Holzteilen und Hornstücken zusammengesetzt und mit Tiersehnen bespannt. Zur Verteidigung dienten den Soldaten mit Tierfellen bespannte Holzrahmen.
Aushebung von Soldaten; auf den beiden unteren Registern warten die Rekruten im Schatten von Bäumen auf den Barbier; Theben, Grab des Userhat, 18. Dynastie


Mit dem Beginn des Mittleren Reiches begann die Einführung des Söldnertums. Berufssoldaten erhielten einen bestimmten Sold sowie ein Stück Land für ihre Versorgung. Nun wurden die Kampfeinheiten in kleine Gruppen eingeteilt, die zu Untereinheiten gebündelt wurden. Jede dieser Gruppen unterstand einem Gruppenführer. Zu dieser Zeit richtete sich das ägyptische Augenmerk besonders auf die Eroberung und Stärkung der Herrschaft über Nubien. Aus diesem Grund wurden große Festungen zwischen dem 1. und 3. Katarakt im Süden Ägyptens errichtet.

 

Eine revolutionierende Neuheit im Militärwesen erfuhren die Ägypter durch den Einsatz von Pferden und Streitwagen, die die Hyksos zu Beginn des Neuen Reiches mit nach Ägypten brachten. Nach einer ca. 100jährigen Herrschaft dieses Volksstammes aus Vorderasien über die Ägypter wurden sie von vom 1. Pharao
Aufmarsch der Armee von Sethos I. im Kampf gegen die Hethiter

der 18. Dynastie, Ahmose, aus Kemet vertrieben. Die Pferde jedoch blieben und man begann sofort, sich diese neue Kampftechnik mittels von Pferden gezogenen Streitwagen zu eigen zu machen.  Man betrieb Pferdezucht und entwickelte leichte Kampfwagen, die jeweils 2 Männer trugen - einen Wagenlenker und einen Kämpfer, welcher mit einem erstklassigen Kompositbogen und langen Pfeilen ausgestattet war. Auch die Waffentechnik war um einiges verbessert worden. Die Schilde zum Beispiel waren nun aus Holz und mit einem bronzenen Schildbuckel gefertigt. Auch die Lanzen besaßen nun eine Bronzespitze und die Soldaten wurden nun durch einen Bronzehelm und einen Lederpanzer geschützt. Von den asiatischen Stämmen übernahm man auch das Sichelschwert, welches als Nahkampfwaffe diente. Anfangs durfte es nur der König benutzen denn es stellte ein martialistisches Siegeszeichen des Pharao dar, mit dem er seine Feinde erschlug. Solche Niederschlagungsszenen finden sich auf unzähligen Tempelwänden.


Auch wurden nun immer mehr und mehr Söldner, auch aus fremden Ländern angeheuert, die ausschließlich gegen Bezahlung für Ägypten kämpften. So wurden vorzugsweise Nubier als Bogenschützen eingesetzt, wogegen Lybier als leichte Truppen dienten. Oberster Heerführer blieb aber immer noch Pharao selbst, jedoch wurden einzelne Abteilungen von seinen Söhnen oder vom Wesir befehligt.


Dolch aus Bronze, Horn, Elfenbein und Gold
Theben um 1700 v. Ch.


Dolch des Djehuti aus Bronze
Sakkara, 18. Dynastie um 1450 v. Ch.

Im Falle eines Krieges oder eines Feldzuges mussten die Soldaten natürlich mit Lebensmitteln und anderem versorgt werden. Hierfür bediente man sich bewaffneter Nilschiffe. Für solch eine Versorgung waren die beiden Heeresstellvertreter und eine ganze Armee ;o) von Armeeschreibern und Verwaltungsbeamten verantwortlich. Der Transport des Nachschubes konnte sich als recht schwierig erweisen, wenn er durch die Wüste Richtung Osten führen sollte. Transportwagen kannte man noch nicht, und so wurde der Nachschub auf den Rücken von Eseln und Mauleseln zu den Kampftruppen transportiert. Allerdings war auch hier die Gefahr sehr groß, das der Nachschub verspätet bzw. im schlimmsten Falle gar nicht bei der Armee ankam. Aus diesem Grund errichtete man östlich der eigenen Grenzen gelegene Stützpunkte, von den der Transport des Nachschubs leichter zu organisieren und zu bewerkstelligen war. Hierbei war auch die Kontrolle der wichtigen Hafenstädte in Palästina und Syrien besonders wichtig.


Krummschwert aus Bronze und Elektron, Mittleres Reich um 1800 v. Ch.

Ich habe meinen Dienstsitz in Kenkentaui und mir fehlt jede Versorgung. Den Tag verbringe ich damit, in den Himmel zu schauen, und die Nacht verbringe ich unter Palmen, die nicht einmal Früchte zum Essen tragen. Bei Tagesanbruch gibt es Mücken, mittags Bremsen. Es gibt zweihundert Hunde und dreihundert Wölfe: insgesamt fünfhundert.

aus dem Leben eines ägyptischen Beamten in einer von seiner Heimat weit entfernten Garnison.