"[An jenem Tag] kam der Wesir [...]
und verlas einen Brief, der besagte, das sich Neb-Maat-Re
Ramesses Amun-hir-chopsch-ef-Meriamun (Ramses VI. [...]
als der große Herrscher des ganzen Landes erhoben habe [...]
und er sagte: Lasst die Kolonne antreten"
Tonscherbe im Ägyptischen
Museum in Kairo |
Das Arbeiterdorf Deir-El-Medineh
auf der Nilseite der Westberge gehört zu den am besten erhaltenen
Siedlungen in ganz Ägypten. In einer großen Grube außerhalb
des Dorfes und in den Überresten von Steinhäusern wurden
Tausende von Ostrakas gefunden, kleine Tonscherben
auf denen man Notizen und Aufzeichnungen machte. Zu
den Fundstücken gehörten auch zahlreiche Papyri, |
die mit Briefen und
Aussagen über das Leben der Männer und ihre Familien beschriftet
waren. Aus diesen Dokumenten und Inschriften geht hervor,
das während eines Großteils der Geschichte des Dorfes mind.
100 Personen dort gelebt haben, Kinder eingeschlossen. Diese
Gemeinschaft war sogar ziemlich mulit-kulti - dort sind
über 30 ausländische Namen entdeckt worden. Der Großteil
der Einwohner konnte lesen und schreiben. Die tiefe religiöse
Verbundenheit zu ihren Göttern zeigen uns viele Votivstelen,
die den Göttern gewidmet waren. Außerdem besaß das Dorf
mind. 16 kleine Tempel und Kapellen.
dieses Ostraka zeigt einen
Steinmetzen, der gerade bei der Arbeit der ist, Deir-El-Medineh |
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Die Häuser, in denen die Bewohner
lebten, waren meistens sehr klein. Jedoch verbesserten viele
Menschen dort ihr Einkommen durch die Herstellung von Möbeln
und Grabbeigaben für die umliegenden Gemeinden, welches sie
dort verkauften. Während der Arbeit im Tal wurden die Arbeiter
in eigens dafür errichteten Feldlagern untergebracht. Am Wochenende
und an Feiertagen kehrten sie dann wieder zu ihren Familien
zurück. Nach zehn Arbeitstagen folgte |
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die Arbeitersiedlung, 18. -
20. Dynastie, im Hintergrund sind Grabanlagen der Arbeiter
zu erkennen |
Unterkünfte im Tal der Könige,
die auf halber Strecke zw. Tal und dem Dorf errichtet wurden |
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Rekonstruktion
von Deir-El-Medineh
von Jean-Claude Golvin, Paris |
immer ein arbeitsfreier Tag
und gearbeitet wurde acht Stunden täglich. Übrigens wurden die
Arbeiter auch "Diener des Ortes der Wahrheit" genannt.
Sie unterstanden in ihrer Arbeit direkt dem Wesir und waren
beim Arbeiten in eine linke und in eine rechte Kolonne aufgeteilt.
Jede Kolonne wurde von einem Vorarbeiter bewacht, der die Fortschritte
der Arbeit ständig zu kontrollieren hatte. |
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Außerdem mussten sie
die Abwesenheit von Arbeitern, die Zahlungen an die Arbeiter
und den erhaltenen Nachschub schriftlich festhalten.Während
der Arbeitszeit an den Werktagen bestand das Dorf nun aus
einer fast reinen Frauengemeinschaft.
ein Arbeiterhaus in Deir-El-Medineh,
Abb. zeigt den ersten Blick in den ersten Raum des Hauses,
rechts erkennt man den Durchgang zum Hauptraum |
Die
Frauen hatten ihre üblichen Pflichten in ihren Haushalten
zu erledigen . Es ist jedoch auch von einem Fall bekannt,
wo die Frau in Abwesenheit ihres Mannes, der Vorarbeiter
war, die Löhne an die Arbeiter ausgezahlt hat. Es
wird angenommen, das die meisten Frauen zumindest lesen
konnten. Viele Frauen trugen religiöse Titel wie Chorsängerin,
Vorsängerin oder Priesterin und hatten somit auch mit diversen
Kulten zu tun. |
"Man jubelt
bei der Arbeit nur, wenn der Bauch voll ist."
von einer Stele
zur Zeit Ramses III. |
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