Künstlerische Gestaltung der Gräber

 

 

Wie die ganzen Verzierungen der Gräber, also die Wandbemalung, die Ausarbeitung der Flach- und Tiefreliefs, zustande kamen, weiß man heute ziemlich genau. Die gesamten Grabverzierungen dienten nicht nur der Dekoration für ein hübscheres Aussehen,

sondern die Künstler schufen für die verstorbene Person eine ganze Unterwelt. Mit Hilfe von Messlatten und farbigen Fäden wurden die Zeichnungen und Darstellungen an der Wand vorgerastert. Danach wurden die Bilder und Inschriften mit roter Farbe grob umrissen und dann mit schwarzer Farbe gegebenenfalls mit schwarzer Farbe korrigiert. Nun wurden die Bilder und Hieroglyphen von den Malern sorgfältig ausgemalt. Im Tal der Könige wurden größtenteils bei der Dekoration nur 6 Farben benutzt; das waren schwarz, rot, blau, gelb, grün und weiß. Um schönere Ergebnisse zu erzielen, wie etwa Schattierungen, konnten die Farben auch zu verschiedenen Nuancen gemischt werden.
hier erkennt man, wie die erste Zeichnung mit rotem Ocker ausgeführt wurde und anschließend die Korrektur in schwarzer Farbe vorgenommen wurde

In früherer Zeit wurden die Gräber erst kurz vor der Bestattung dekoriert, was sich bei späteren Grabanlagen dann geändert hat und die Steinmetzearbeiten zeitgleich mit den künstlerischen Arbeiten liefen.

 

 
Pinsel und Bürsten zum Auftragen des Gipses und Instrumente zum Ziehen gerader Linien aus dem Inventar eines Künstlers
  dieses Tongefäß aus Deir-El-Medineh enthält noch fein gemahlene Rotpigmente, welche beim Ausmalen der Gräber benutzt wurde

 

Sinn und Zweck der Dekoration

Wie oben schon erwähnt, liefern die Dekorationen eine visuelle Darstellung des Jenseits. In den aufeinanderfolgenden Dynastien wurden immer wieder andere Hauptthemen bei der Gestaltung angewandt. Das waren in der 18. Dynastie die Bahn der Sonne unter der Erde, in der 19. Dynastie ebenfalls die Himmelsbahn der Sonne und die Bedeutung des Osiris und verschiedener Erdgötter in der Unterwelt und schließlich in der 20. Dynastie wurde wiederum die Sonnenbahn unter und über der Erde angebracht. In der 18. Dynastie wurde nur die Grabkammer dekoriert, und zwar so, das sie in Gestalt, Farbe- und Beschriftungsstil einer geöffneten Amduat-Papyrusrolle glich. In der 19. Dynastie wurden die Verzierungen schließlich auf das gesamte Grab ausgebreitet. Ab der Zeit Ramses II. wurde über dem Eingang ins Königsgrab die Sonnenscheibe des Re mit den Darstellungen der Morgen- und Abendmanifestation (Chepre und Atum) des Gottes angebracht. Innerhalb des Eingangs ist der Pharao, wie er den Gott Re-Harachte vor der Litanei des Re begrüßt, zu sehen. Über dem Eingang wird die Sonnenscheibe von den Göttinnen des Nordens - Nephtys und des Südens - Isis flankiert. Außerdem findet man ab dem Grab Ramses II. zwei Darstellungen der Göttin Maat. Jede kniet auf einem Korb, der auf der südlichen Wand auf einer Lilienpflanze und auf der nördlichen Wand auf einem Papyrusbündel ruht. Dieses Pflanzen symbolisieren die beiden Landesteile Ober- und Unterägypten. In der 20. Dynastie brachte die Symbolik der Königsgräber den Pharao mit dem Sonnengott und dessen Vorherrschaft am Himmel in Verbindung. Im Grab Ramses III. befindet sich eine Abbildung. die den Namen des Pharao in einer aus verschlungenen Leibern zweier Schlangen gebildeten Scheibe zeigt. Damit identifizierte sich der Pharao automatisch mit dem Sonnengott und trat in den Tageskreislauf ein. Die unteren Bereiche der Gräber der 20. Dynastie wurden so dekoriert, das sie die gesamte Sonnenbahn bei Tag und Nacht zeigten. Auf der Decke der Sarkophagkammer standen Auszüge aus Himmelsbüchern und die Wände wurden mit Inschriften aus den Büchern der Erde und Unterwelt dekoriert.

 

 Ramses III., hier
wurde die Technik der ausgemalten Tiefreliefs angewandt

Darstellung Amenhoteps II., hier wurde einfach noch  auf den den Verputz gemalt

 

Amduat

Das Buch "Von dem, was in der Unterwelt ist" wurde von den Ägyptern "Schrift der Verborgenen Kammer" genannt. Es ist das früheste Werk, das ausführlich die Reise des Sonnengottes durch die den zwölf Nachtstunden entsprechenden zwölf Abteilungen der Unterwelt beschreibt. Vollständige Abschriften in den Gräbern von Thutmosis III. und Amun-Hotep II. Auszüge aus diesen Büchern findet man in den meisten anderen Gräbern auch.

Litanei des Re

Die aus der 18. Dynastie stammende zweiteilige Sonnenlitanei feiert den Gott Re in 75 verschiedene Gestalten und preist obendrein den mit dieser und anderen Gottheiten vereinten Pharao. Als erstes erschienen diese Werke in der Grabkammer von Thutmosis III. dann wurden sie auch ab Sethos I. verwendet.

Buch der Tore

Dieses Buch wurde manchmal auch als "Pfortenbuch" bezeichnet und tauchte erstmals in der 18. Dynastie auf. Sein Name bezieht sich auf die zwölf Tore, welche die Stunden der Nacht voneinander trennen. man findet die vollständige Version des Buches in dem Grab von Ramses IV. und auf dem Alabastersarkophag von Sethos I.

Totenbuch

Von den Ägyptern wurde es "Buch des Heraustretens bei Tage" genannt. Es stellt eine Sammlung von Zauberformeln dar, die aus den älteren Sarg- und Pyramidentexten stammen. Zuerst wurden Auszüge daraus in den Gräbern von Bürgerlichen verwandt, wurden aber auch in den Vorhallen vieler Ramessiden-Gräber angebracht.

Buch der Höhlen

Hier wird die Unterwelt als eine Abfolge von Gruben oder Höhlen dargestellt. Über diese bewegt sich der Sonnengott hinweg. Mit großem Nachdruck wird größtenteils von Belohnungen und Strafen im Jenseits und von der Vernichtung der Feinde des Sonnengottes gesprochen. Es wurde gelegentlich in den oberen Bereichen späterer Gräber angebracht und im Grab von Ramses VI. findet sich auch eine vollständige Version dieses Buches.

Bücher des Himmels

Diese Texte wurden in der Spätzeit des Reiches verfasst und beschreiben den Weg der Sonne über den Himmel. Am bekanntesten sind diese drei Bücher daraus: "Buch des Tages" - "Buch der Nacht" - "Buch der Himmelskuh". Man findet sie in verschiedenen Ramessiden-Gräbern und einige Passagen der Bücher auch im Grab Ramses VI.

Buch der Erde

Dieses Werk erzählt von der nächtlichen Reise der Sonne durch die Unterwelt in vier Teilen. Dieses Buch taucht wiederum in einigen späten Ramessiden-Gräbern auf.