Hatschepsut,
der weibliche Pharao

 

Eine Frau herrscht über Ägypten, und das über zwanzig Jahre lang. Allerdings war sie nicht der erste weibliche Pharao. Hatschepsut herrschte über ein reiches und mächtiges Ägypten. Sie war klug, hübsch und verfügte über einen ausgeprägten Sinn für Politik und Diplomatie.

Sie war eine der beiden Töchter von Thutmosis I., der seiner Tochter früh den Umgang mit der Macht beibrachte. Sie erbte den starken Charakter ihres Vaters und wurde die Frau Thutmosis’ II. Er war der Sohn einer Nebenfrau mit Hatschepsuts Vater. Ihm war aber nur eine kurze Regierungszeit beschieden, denn der junge König, dessen Laufbahn vielversprechend aussah, starb früh. Thutmosis II. hinterließ zwei Töchter und einen Sohn einer Nebenfrau, den zukünftigen Thutmosis III. Allerdings war dieser noch ein Kind, als sein Vater starb und daher noch zu jung um dieses große Land zu regieren. Hatschepsut verkündete somit, sie werde das Reich ganz nach dem Willen ihres Neffen leiten, schließlich war sie „Tochter des Königs“, „Schwester des Königs“, „Gemahlin des Gottes“ und letzten Endes „Große Königliche Gemahlin“. Die Sache hatte allerdings einen Haken, man war es in Ägypten nicht gewohnt, unter einem fremden Namen zu herrschen, also beschloss Hatschepsut kurzerhand, König zu werden. Es muss deshalb König und nicht Königin heißen, da sie mit der Zeit auch die männlichen Herrschaftssymbole annahm. Also nannte sie sich Pharao, trug ein Männergewand, ließ die weibliche Endung ihres Namens wegfallen, übernahm das Protokoll des Königs und ließ sich auch noch den Zeremonienbart umbinden. 

 

Hatschepsut in der Kleidung des Pharao, mit allem was dazu gehört

Da das Land in Frieden lebte, konnte sie sich ganz der wirtschaftlichen Verwaltung des Landes widmen. Außerdem unterhielt sie ehrgeizige Bauvorhaben. Sie ließ in Karnak vier Obelisken zu Ehren ihres Schutzgottes Amun aufstellen und andere Bauprojekte verwirklichen, unter anderem ein Barkenheiligtum mit mehreren Seitenkapellen. Doch das Meisterstück der Herrscherin war ohne Zweifel der Tempel „Deir-el-Bahari“.
der Terrassentempel von Deir-El-Bahri versinnbildlicht die Einheit von Licht und Stein

Er wurde nahe Theben in einem der Göttin Hathor geweihten Tal erbaut, die alten Ägypter nannten ihn auch „Erhabenste der Erhabensten“ und „ihn zu betrachten, übersteigt alles andere auf der Welt“.

 

Die Legende von der Zeugung der Hatschepsut

Mit Hilfe der thebanischen Priesterschaft entwickelte Hatschepsut einen Mythos, der ihre Macht legitimieren sollte. Und der sah folgender maßen aus: Amun-Re beschloss sich mit der Königin Iahmes zu vereinigen. Die Götterversammlung war einverstanden und so betrat er in Gestalt des Pharao ihr Schlafgemach. Er fand sie schlafend vor, aber sie wurde sofort hellwach, nachdem sie den Wohlgeruch vernahm, der von ihm ausstrahlte. Nun denn, sie brennen in Liebe zueinander, und die Königin wurde schwanger. Die Götter halfen natürlich bei der Geburt des Kindes, so formte Chnum das Kind und dessen Ka auf einer Töpferscheibe, die Froschgöttin Heket erweckte das Kind zum Leben und schließlich verkündete Thot, das die Geburt bevorsteht. Selbstverständlich ist Amun-Re bei der Geburt anwesend und die Neunheit der Götter ebenfalls. Iahmes erfuhr, das ihre die Tochter die Macht übernehmen würde. In einem Text heißt es

 

„Ihre Majestät wuchs vorzüglich heran.
Ihre Gestalt war die eines Gottes, ihr Glanz war der eines Gottes.
Ihre Majestät wurde zu einem schönen jungen Mädchen, das blühte wie der Frühling.“

 

Die Expedition nach Punt

Bei dieser Reise hatte mal wieder ihr Vater, der göttliche Amun, seine Finger im Spiel. In einem Traum gab er ihr nämlich zu verstehen, das sie nach dem sagenhaften Lande suchen sollte, um Weihrauch für seinen Garten zu erstehen. Gesagt – getan. Es standen fünf Schiffe zur Verfügung, die auch das Land Punt erreichten. Sie ankerten in einer Bucht, in dem es von Fischen nur so wimmelte und wurden kurz darauf vom König und seiner Königin freundlich empfangen. Diese soll angeblich sehr unförmig gewesen sein. Die gesamte Begegnung zwischen den ägyptischen Seeleuten und
die dicke Königin von Punt

den Einwohnern von Punt verlief sehr fröhlich und so konnten die Ägypter Ebenholz, Weihrauch!, Elfenbein, Affen, Leopardenfelle und lebende Raubtiere für ihre Königin mit in die Heimat nehmen.Es wurde gefeiert und Bankette fanden statt. Da Hathor die Herrin von Punt war, ließ Hatschepsut ihr zu Ehren an diesem Ort einen Tempel errichten. Wie das leben von Hatschepsut endete, genau wie das ihres Obersten Baumeisters SENMUT ist unbekannt. Senmut war zugleich Zweiter Prophet des Amun und Erzieher von Hatschepsut's Tochter gewesen. Eine erstaunliche Laufbahn, für jemanden, der aus dem einfachen Volk kam. Einige behaupten oder vermuten ja, er sei der Geliebte der Herrscherin gewesen, aber das ist leider nicht sicher. Eine mögliche Version dieser Liebesgeschichte wird von Pauline Gedge spannend und faszinierend in diesem Roman erzählt: „Die Herrin vom Nil“
Relief von der Reise nach Punt

 

Nachdem Hatschepsut gestorben war, bestieg Thutmosis III. den Thron und soll ihren Namen aus den Monumenten getilgt haben. Ihr Grab war das erste, welches im Tal der Königinnen angelegt wurde.