Die Hyksos
In der 15. und 16. Dynastie herrschten die sog. Hyksos, die von den Ägyptern „heqa chasut“ (Herrscher der Fremdländer) genannt wurden, über Ägypten. Semitische Stämme waren vermutlich über einen längeren Zeitraum hinweg nach Ägypten eingewandert und gewannen nach und nach an Einfluß, doch erst im späten 18. Jahrhundert v. Chr. begannen sie ihre Herrschaft über ihre Machtbasis Auaris hinaus auszudehnen.

Den von Manetho identifizierten Hyksos-Herrschern gibt der Turiner Königspapyrus eine Zeitspanne von 108 Jahren, doch ihre einzelnen Regierungsjahre sind ungewiß. Nachdem die Hyksos die Hauptstadt Memphis geplündert hatten, richteten sie ihre Hauptstadt im östlichen Delta ein und gründeten die Stadt Auaris. Die besondere Verehrung der Hyksos galt dem Gott Seth, der in unfruchtbaren Regionen heimisch war. Jedoch führten sie auch eine Vielzahl andere fremdländische Kulte und Gottheiten ein, wie die Kriegsgöttin Astarte und der Sturmgott Reschep.

Die Aufzeichnungen über die Hyksos sind daher so spärlich, weil die Ägypter die Jahre der Fremdherrschaft über ihr Land als furchtbare Schmach ansahen und nach deren Vertreibung alle Andenken und Monumente dieser Herrscher zerstört und somit die Gedanken an sie ausgelöscht wurden.

Nachdem die Hyksos-Könige die Kontrolle über den Norden des Landes übernommen hatten, trat in Theben mit der 17. Dynastie ein neues Herrscherhaus in Erscheinung. Die thebanischen Fürsten regierten über das Land zwischen Elephantine und Abydos und trotz dem Zwang der Fremdherrscher gelang es ihnen, die Kultur des Mittleren Reiches weitgehend zu bewahren. Diese frühen Herrscher stellten auch die Autorität der Hyksos nicht in Frage und eine Zeitlang bestand ein trügerischer Waffenstillstand. Doch unter der Oberfläche brodelte es bereits, wie aus einem fragmentarischen Brief hervorgeht, in dem sich der Hyksoskönig Apophis I. bei seinem thebanischen Kollegen Seqenenre Taá II. darüber beklagt, er könne in Auaris wegen des Gebrülls der Nilpferde im 800 km entfernten Theben nicht schlafen. Hier verlangte der Hyksos-Herrscher von Seqenenre er solle etwas dagegen unternehmen.

Später wurden die Mitglieder der thebanischen Dynastie streitbarer und begannen sich gegen das Joch der Hyksosherrschaft aufzulehnen. Sie lieferten den Fremdherrschern eine Reihe von Schlachten und vertrieben schließlich die Eindringlinge aus dem Delta. Seqenenre selbst wurde wahrscheinlich bei einer dieser Schlachten getötet, denn seine Mumie trug Zeichen schwerer Verletzungen an der Stirn, als sie 1881 im Mumiendepot von Deir el-Bahari entdeckt wurde - die Art der Verletzung lässt auf einen Angriff mit einer Streitaxt schließen.

Zumindest starb Seqenenre nicht völlig sinnlos, denn sein Sohn, der spätere Ahmose I., verdrängte die Hyksos endgültig und begründete die 18. Dynastie.

Die Jahre der Hyksosherrschaft waren aber dennoch für Ägypten von Vorteil, brachten sie doch Pferd, Streitwagen, Sichelschwert, Panzerhemd und Helm ins Land.