Sesostris I., das Lächeln
des Mittleren Reiches

 

Die Überlieferung verwandelte Sesostris in einen universellen Monarchen, dessen Ruf weit über Ägypten hinaus ging. Er kämpfte siegreich gegen die Libyer und führte neun Jahre lang in Asien und in Europa Krieg, wo er zahlreiche Stelen hinterließ. Er entging einer Verschwörung, die sein Bruder gegen ihn angezettelt hat, um ihn aus dem Weg zu räumen. Unter seiner Herrschaft war das Steuersystem gerecht und die Agrarpolitik effektiv. Sesostris war großzügig und schenkte vielen Kriegsgefangenen und Schuldnern die Freiheit. Tja, so schön sich das alles auch anhören mag – es ist nur Legende.

 

Allerdings gar nicht so weit hergeholt. Aber fangen wir von vorne an: Der Vater von Sesostris war Amen-em-het I., der ihn zum Mitregenten ernannte. Er lehrte seinen Sohn alles was er über das Amt des Pharao wissen musste. Diese „Lehre des Amen-em-het“ wurde auch auf Papyri, Holztafeln und Ostraka (Tonscherben) verewigt und gilt als ein Meisterwerk der literarischen Kultur im alten Ägypten. Angeblich soll Amen-em-het ermordet worden sein. Sesostris tat zu Lebzeiten seines Vaters seinen Dienst als Heerführer in Libyen, Asien und Nubien und vereitelte von vornherein jeden Versuch eines Aufruhrs.. Als Sesostris selbst Pharao wurde regierte er das Land mit einem Stab von Beratern und an seiner Seite stand ein kompetenter Wesir namens Mentuhotep. Unter diesem König gelangte Ägypten zu Wohlstand, was größtenteils den Verwaltungsreformen zu verdanken war.
Statue des Sesostris

Unter anderem schränkte er die Machtbefugnisse der Gauvorsteher ein und nahm die Zügel des Staates wieder selbst in die Hand.

 

Der Pharao richtete seinen Sitz nicht mehr in Theben ein sondern in Mittelägypten. Er errang das Wohlwollen der Amunpriester aber ohne die anderen Gottheiten zu vergessen, wie den  Ptah von Memphis. Sesostris war ein großer Bauherr. Ihm verdanken wir die Pyramide von Lischt, eine Kapelle in Karnak, weitere Gebäude im Amun-Tempel. Ein Obelisk eines Tempel in Heliopolis ist erhalten geblieben. Von dem Rest des Tempels ist leider nichts mehr übrig.

Viele Bauwerke dieser glanzvollen Epoche sind fast vollständig verschwunden, da es im Neuen Reich üblich war, Steine der alten Bauten für neue Bauvorhaben wieder zu verwenden. Darin darf man aber keine böse Absicht sehen. Es bestand einfach das Bestreben, die Werke der Vergangenheit in jene der Gegenwart zu integrieren. Der große Verdienst von Sesostris war die Urbarmachung der südwestlich von Kairo gelegenen Region des Fayum. Sesostris verwandelte dieses Gebiet in eine der fruchtbarsten Regionen Ägyptens und vergrößerte seine Hauptstadt Schedet „Ort, der durch Aushebung entstanden ist“. Von den Griechen wurde sie auch Krokodilopolis genannt, weil dort der krokodilköpfige Gott Sobek verehrt wurde.  
Kapelle, die er anlässlich seines Sed-Festes erbauen ließ

Unter anderem nannte man Sesostris auch: „Stern, der die zwei Länder erleuchtet“ (Rolle als geistiger Führer) „Falke, der Dank seiner Macht erobert“ (Rolle als Kriegsherr) „Sohn des Atum“(Erbe des Schöpfers) des Universums“