Tut-Ankh-Amun

 

Wenn es einen Pharao gibt, den nun wirklich jeder kennt, dann ist es Tut-Ankh-Amun. Laut Archäologen war er eigentlich ein unbekannter und auch unbedeutender König und doch ist er durch die Entdeckung seines Grabes im Jahr 1922 durch Howard Carter weltberühmt geworden. 

Der junge Prinz

Damals noch Prinz Tut-Ankh-Aton lebte er am Hofe von Achet-Aton und bestieg mit zarten neun Jahren den ägyptischen Thron. Seine Herkunft ist umstritten, einige halten ihn für einen Sohn von Teje, siehe Echnaton, andere sagen er sei der Sohn von Echnaton und wieder andere behaupten, er war gar bürgerlicher Herkunft. Selbst bei der Übersetzung seines Namens ist man sich nicht sicher, heißt es nun „Freundlich an Leben ist Aton“, „Lebendes Abbild des Aton“ oder „Mächtig ist Aton“?? Seine Zeit als Kind verbrachte er möglicherweise teilweise in Achet-Aton und in Theben, bei der Königinmutter Teje.

Als Kind wurde er schon verheiratet mit einem genauso jungen Mädchen – Anchesenamun, eine Tochter Echnatons. Allem Anschein nach waren ihm in dem Alter das Schicksal Ägyptens und seine Probleme relativ egal, er zeigte mehr Interesse für Feste und Spiele. Meiner Meinung nach verständlich für einen neunjährigen Jungen. Die Krönung fand auch wieder in Theben statt und zwei Männer wachten über den kleinen König. Das waren zum einen Aja, „Gottesvater, Aufseher der Streitwagen und ein Höfling mit diplomatischem Gespür und auf der anderen Seite Haremhab, Oberbefehlshaber des Heeres und ein Mann mit unbestechlichem Charakter.

 

Leopardenkopf mit durch

scheinenden Quarzaugen

 

Amun kehrt zurück

Mit der Zeit wurde aus dem kleinen Tut-Ankh-Aton Pharao Tut-Ankh-Amun und der große Gott Amun kehrte zurück. Er wurde wieder zum Obersten aller Götter. Auf einer Granitstele wird berichtet, wie der junge Pharao sein Land mit Amuns göttlicher Hilfe wieder auf den rechten Weg bringt. So heißt es in den Inschriften, er hält Rat mit seinem Herzen und erkennt, das Echnatons Regierung falsch war und er, Tut-Ankh-Amun die Harmonie wiederherstellen muss, um den Gottheiten und allen voran Amun zu gefallen. Denn die Tempel vom Norden bis zum Süden des Landes sind in recht jämmerlichem Zustand. Überall wuchert Unkraut, die Heiligtümer sind verlassen und die Rituale werden nicht mehr vollzogen. Die Götter hatten Ägypten verlassen. Nun ist Tut-Ankh-Amun fest entschlossen alles wieder herzustellen. Er will die verfallenen Tempel und Monumente restaurieren lassen, damit Ägypten wieder geliebte Tochter der Götter wird. Die ehemaligen Würdenträger und ihre Söhne werden wieder in ihre Ämter versetzt und den Tempeln werden ihre Reichtümer, die ihnen zustehen, zurückgegeben. Nun sollte man diese kleine Geschichte nicht allzu wörtlich nehmen, denn tatsächlich hatten die Tempel nur wirtschaftlich gelitten. Was die internationale Situation betraf, so hatte sich die Lage verschlechtert. Die ägyptische Armee hatte unter Echnaton stark gelitten und ihre Kampfeskraft und ihr Umfang war dahin. Aber General Haremhab vereitelte jeden Invasionsversuch und der Pharao verlieh ihm alle Vollmachten. Er war „Günstling des Königs“ und der Vertraute der Vertrauten. Haremhab war ein gebildeter Schreiber mit Sinn für das Recht und die Gerechtigkeit.

Aber später mehr zu ihm. Der junge Pharao gewöhnte sich mittlerweile an seine neue Rolle und an die Macht. Er war sozusagen in die Lebensweise bei Hofe hineingewachsen und er nahm sein Amt als König ernster. Seine beiden Berater standen ihm hilfreich zur Seite, alles lief bestens. Tut-Ankh-Amun schien eine große Zukunft vor sich zu haben. Jedoch das Schicksal wollte es wohl nicht. Mit nur 18 Jahren starb der junge König und sein Grab war noch nicht fertig gestellt, so das er in einer bescheidenen Gruft beigesetzt wurde.
Tut-Ankh-Amun und Anchesenamun, Abbildung auf dem Thron gefunden im Grab von Tut

 

Die wahnwitzige Idee der Anchesenamun

Man soll es nicht glauben, aber die königliche Witwe schrieb tatsächlich einen Brief an den hethitischen König Suppiluliuma. Dieser ist in den hethitischen Archiven erhalten. Anscheinend war die Zukunft der jungen Frau ungewiss oder ihr war die Macht zu Kopf gestiegen, jedenfalls beschloss sie, sich mit einer sehr gewagten Bitte an den Herrscher zu wenden. Sie erklärte: „Mein Gemahl ist tot, deine Söhne sind erwachsen. Schicke mir einen von ihnen, ich werde ihn heiraten und zum Herrscher machen.“ Ich nehme an, der hethitische König war ziemlich überrascht, als er den Brief las und als nächstes recht misstrauisch, was auch verständlich ist. Da er zwar um die politische

Lage Ägyptens wusste, er aber trotzdem nicht recht sicher war, schrieb er der Königin folgendes : “ Wo ist der Sohn Königs Tut-Ankh-Amun? Wie ist der König ums Leben gekommen?“ Natürlich war die junge Witwe enttäuscht, denn ihr blieb nicht mehr

viel Zeit. Und dieser Austausch von Nachrichten verzögerte die Angelegenheit nur unnötig. Also antwortete sie dementsprechend schnell : “Mein Gemahl ist tot und ich habe keinen Sohn.“ Nachdem Suppiluliuma den zweiten Brief erhalten

hatte und sich die ganze Sache reiflich überlegt hat, kam er wohl zu der Ansicht, das Anchesenamun nicht log und er womöglich Nutzen aus der Situation ziehen konnte. Also schickte er einen seiner Söhne nach Ägypten. Tja, dieser ist leider nie angekommen, er wurde unterwegs gefangen genommen oder getötet. Und was Anchesenamun betraf, die hatte in der Zwischenzeit Aja geheiratet und dieser war der neue Pharao. 
Das Bild in der Mitte des Textes zeigt einen Prunkdolch mit Scheide der mit floralem Muster und mit Goldperlen verziert wurde

 

 
Eje

Eje war bereits am Hofe Amun-Hotep des III. ein bedeutender Mann und in  Achet-Aton nahm sein Ansehen noch zu, denn er war ein Vertrauter Echnatons. Als es soweit war, war er geschickt genug, rechtzeitig nach Theben zurückzukehren, ohne etwas von seinem Einfluss einzubüßen. Nach dem Tod von Tut-Ankh-Amun regierte er schließlich noch 4 Jahre lang (1337 – 1333 v. Ch.) die beiden Länder. In seinem Grab sieht man jedoch nicht Anchesenamun als Gattin an seiner Seite, sondern Nofretetes Amme, Eje's erste Frau. 
Prunkwagen

 

Haremhab

Haremhab stand schon im Dienste Echnatons, und gehorchte seinem Befehl Frieden zu halten, obwohl er gern gegen die Asiaten gezogen wäre. Nachdem er schon den Wesiren Befehle erteilen konnte, lag es nach Aja’s Tod nahe, das er auch den thron besteigen würde.  Er regierte von 1333 – 1306 v. Ch. 27 Jahre lang. Und es sollte sich einiges verändern. Haremhab ließ die Inschriften auf den Monumenten seiner Vorgänger durch seine eigenen ersetzen und stellte sich somit unmittelbar in Verbindung mit Amun-Hotep III. Echnatons Bauten in Theben ließ er abtragen und für neue Monumente verwenden.

Nachdem er sein Volk in schrecklichem Elend vorfand und überall Plünderung, Korruption und Betrug herrschten, erließ er mehrere Dekrete. Die Zentralmacht wurde wieder hergestellt und korrupte Beamte und Soldaten wurden streng bestraft. Obwohl er ein gläubiger König war, misstraute er den Priestern und verhielt sich ihnen gegenüber sehr zurückhaltend. Er besetzte die Gerichte neu mit vertrauenswürdigen Männern. Er behauptete zwar, sämtliche fremdländischen Völker bezwungen zu haben, miteingeschlossen auch die Hethiter, doch tatsächlich hielten beide Parteien nur ihre Stellungen. Mit seiner friedlichen Regierungszeit, beendete der Pharao die XVIII. Dynastie und ihm folgte ein weiterer Soldatenkönig auf den Thron – Ramses I.
Parfümbehälter aus dem Grab von Tut-Ankh-Amun mit zwei Nilgöttern und der Hieroglyphe für Vereinigung

 

Das Grab des Tut-Ankh-Amun

Am 25. November 1922 war ein großer Tag in der Geschichte der Ägyptologie. Zwei Männer, zum einen Howard Carter und der reiche englische Lord Carnarvon öffneten die Tür zum Grab des Tut-Ankh-Amun. Natürlich kennt jeder die Geschichte vom Fluch dieses Pharao. Anlass für solche Spekulationen waren der Tod Carnarvon’s am 05. April 1923. Dann fiel zur leben Stunde seines Todes in ganz Kairo der Strom aus „????“ und in den nachfolgenden Monaten starben wohl einige Leute, die irgendwie mit dem Grab zu tun hatten. Das waren der Halbbruder des Lords, ein Arzt, der die Mumie geröntgt hatte sowie ein amerikanischer Milliardär, welcher das grab wohl besichtigt hatte. So entstand also diese Legende vom Fluch. Seltsamerweise  wurde der Hauptverantwortliche für die Öffnung des Grabes, nämlich Carter persönlich, nie vom „Fluch“ betroffen. Um genau zu sein, er überlebte ihn 13 Jahre.Am 17. Februar 1923 wurde die Grabkammer nun endlich geöffnet. Was die Wissenschaftler vorfanden, verschlug ihnen wahrscheinlich die Sprache. Der ganze Raum war fast vollständig mit einem Schrein aus vergoldetem Holz (4m x 6,40m) ausgefüllt. Tatsächlich handelte es sich dabei um vier ineinandergeschachtelte Schreine. Die Grabkammer war unbeschädigt. Allein im ersten Raum fand man 171 Gegenstände oder Möbel, darunter Truhen, Thronsessel, Statuen, zerlegte Streitwagen, Gefäße, Schalen, Schreine..... Auf einem Kelch aus Alabaster zum Beispiel steht folgende Inschrift:

 

„Möge Dein Ka leben!
 
Mögen Dir Millionen von Jahre vergönnt sein,
 o Du, der Du Theben liebst.
 Dein Gesicht in den Nordwind gewandt,
 Deine Augen erblicken den Seelenfrieden.“

 

auf dem rechten Bild sieht man, wie ein Bett und auf dem linken wie eine Statue weggetragen wird

 

Auf einem Kästchen in Form einer Königskartusche fand man schließlich den Namen Tut-Ankh-Amun. Man glaubt seinen Tod genau auf Januar 1338 v. Ch. Datieren zu können, und zwar aufgrund der Blumen, die man bei seinem Begräbnis beigelegt hatte.

Die Mumie ist stark ausgetrocknet, der Schädel ist rasiert, wie der eines Priesters. Bei der Einbalsamierung hatte man sich nicht sonderlich viel Mühe gegeben, da ein Übermaß an Salben hat Stoffe und Knochen angegriffen. Aufgrund einer Verletzung an seiner rechten Wange, nehmen einige an, er sei ermordet worden. Das lässt sich aber nicht beweisen, aber das kennen wir ja schon ;-)) . Seltsamerweise findet man der Mumie Binden, die den Namen Semench-Ka-Re tragen. 


auf dieser Truhe sieht man, wie Tut-Ankh-Amun gegen syrische Feinde in seinem Streitwagen kämpft

Die meisten Gegenstände diesen kostbaren Schatzes, die man in der Grabkammer gefunden hatte, sind kostbar gearbeitet und zeugen von großem Luxus. Gold war in großem Maße verarbeitet worden, es galt als das Fleisch der Götter.

In der mittleren Grabkammer fand man die Sarkophage und die Kanopenschreine, das sind vier Gefäße in denen jeweils Leber, Lunge, Magen und Eingeweide enthalten waren.  Der innere Sarg des Königs bestand aus purem Gold, er war von zwei größeren, vergoldeten Holzsärgen umschlossen, die wiederum in einem Quarzitsarkophag lagerten. Alle Sarkophage kamen auf ein Gewicht von 1375 kg!!! 


goldener Salbentiegel in der Form von zwei Kartuschen, mit Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen