... auf dem Speiseplan
Über die Ernährung der alten Ägypter wissen wir heute recht gut Bescheid. Dies verdanken wir Darstellungen von Nahrungsmittelherstellung und -konsum in der ägyptischen Grabkunst, aber auch Resten von Nahrungsmitteln aus dem Tempel- und Totenkult sowie dem häuslichen Bereich. Rezepte sind allerdings nicht erhalten geblieben und so empfehle ich in diesem Bereich keine altägyptischen Rezepte, sondern jene aus der Arabischen Küche - die den antiken aber recht nahe kommen dürften. Guten Appetit und viel Spaß beim Nachkochen!

Fleisch, Fisch und Geflügel
Mit ihren Viehherden zogen die Nomaden früher durch die Wüste. Ihre Herden dienten ihnen dabei zum einen als Lasttiere, die im Auftrag von Kaufleuten Waren transportierten und zum anderen als Hauptnahrungslieferant. Außer verschiedenen Gewürzen standen den Nomaden früher kaum weitere Zutaten zur Verfügung. Fleisch war deshalb immer Hauptbestandteil der Mahlzeiten, ergänz durch getrocknetes Obst oder Hülsenfrüchte. Erst als die Araber auch fruchtbare Landstriche, wie die Flusstäler des Euphrat und des Nil erobert hatten, wurde ihre Küche um zahlreiche Zutaten, vor allem frisches Obst und Gemüse, reicher. Auch Geflügel konnte man nun halten.

Fisch stehen die Araber eher skeptisch gegenüber. Er verdirbt im heißen Wüstenklima sehr schnell, weshalb er auch nur sehr schlecht zu transportieren ist. Fisch hat traditionell in der arabischen Küche nur im Küstengebieten Bedeutung, am Mittelmeer und am Persischen Golf, an der Atlantikküste und im Niltal.


Obst und Gemüse
Datteln gelten als das Brot der Wüste. Seit etwa viertausend Jahren werden sie im arabischen Raum kultiviert. Viele Nomaden konnten sich auf ihren Wanderungen oft wochenlang ausschließlich nur von ihnen ernähren. Einer alten Legende nach soll Allah bei der Erschaffung des Menschen aus zwei übriggebliebenen Lehmstücken das Kamel und die Dattel erschaffen haben!

Es gibt mehr als hundert Dattelsorten. In den Oasen Arabiens gedeihen daneben auch Trauben, Melonen, Zitrusfrüchte, Granatäpfel, Aprikosen und Feigen.

Ebenso sämtliche Gemüsesorten. Besonders beliebt sind Auberginen, die auch "Fleisch des armen Mannes" genannt werden. Jede arabische Hausfrau kennt Dutzende von Auberginenrezepten.

Hülsenfrüchte
Getrocknete Hülsenfrüchte sind lange haltbar und lassen sich gut transportieren. Allein schon deshalb sind sie "wüstentauglich". Ful, DAS ägyptische Nationalgericht schlechthin, ist ein Eintopf aus dicken Bohnen und Fleisch. Sehr beliebt sind Kichererbsen. Aus ihnen lässt sich "Falafel" bereiten, kleine Frikadellen aus Kichererbsenteig, eine vegetarische Spezialität aus Jordanien und Syrien. Die Frikadellen werden mit Tomaten und Sesamsauce (Tahina) in Fladenbrot gewickelt. Diese Eiweißkombination aus Kichererbsen, Sesam und Weizen ist ebenso wertvoll wie tierisches Eiweiß. Ebenfalls aus Kichererbsen besteht Hummus, ein Brei aus gekochten pürierten Kichererbsen und Sesammus.

Brot, Kuskus, Bulgur
Ein weiteres Grundnahrungsmittel ist Brot, das in allen arabischen Ländern vom Staat subventioniert wird. Brot wird zu jeder Mahlzeit gegessen und sein Preis ist bis heute ein wichtiges Politikum. Weizen ist die Grundlage von Kuskus, dem Nationalgericht der maghrebinischen Staaten Marokko, Tunesien und Algerien. Kuskus herzustellen ist nicht so einfach: Der grob gemahlene Weizengrieß wird in einem aufwendigen Verfahren mit einer dünnen Mehlschicht überzogen, die verhindert, dass die Körnchen beim Garen zusammenkleben. Heute wird diese Arbeit von Maschinen erledigt. In manchen ländlichen Gebieten kann man mit etwas Glück die traditionelle Herstellung von hand beobachten. Man bereitet ihn zu, indem man ihn zunächst mit Wasser anfeuchtet, damit er quellen kann. Sind die Kügelchen etwa Schrotkugel groß, wird der Kuskus über Wasserdampf in speziellen Töpfen gegart. Dafür verwenden die Araber einen speziellen Topf mit einem passenden Aufsatz. Im Nahen Osten dagegen wird der Weizen nicht zu Kuskus, sondern zu Bulgur verarbeitet: Bulgur besteht aus vorgekochtem, wieder getrocknetem und geschrotetem Weizen.

Gewürze
Der Gewürzhandel hat im arabischen Raum eine lange Tradition. Einst beherrschten die Araber den gesamten Gewürzhandel zwischen dem Orient und dem Okzident und noch heute kann man nirgendwo ein reicheres Gewürzangebot finden als auf den Basaren arabischer Städte. Gewürze sind die Seele der arabischen Küche. Großzügig wird Kreuzkümmel. Koriander, Kardamom, Safran, Muskat, Zimt, Ingwer, Anis und Pfeffer gewürzt. Nüsse, Sesam, Pinienkerne, Pfefferminze, Petersilie und Zitrone werden ebenso häufig verwandt. Auf Fleischgerichte streut man Sumak, die getrockneten Beeren des Essigbaumes.

Süssigkeiten
Arabisches Naschwerk ist sehr süß und sehr schwer. Da sie aus hochwertigen Zutaten wie Hasel- und Walnüssen, Mandeln, Pistazien und viel Honig bestehen, sind sie meist sehr teuer.

Baklawa gehört zu den beliebtesten Delikatessen, Machmunia, eine süße Grießspeise, wird vor allem in Syrien angeboten. Man ist sie gerne mit Aischta, dicker Sahne aus Büffelmilch.

Getränke
Der Koran verbietet den Alkoholgenus und so wird zum Essen meistens Wasser getrunken. Kaffee, Kahwa, wird in kleinen Mokkatassen angeboten mit viel Zucker (hulwa), mit nur einem halben Stück Zucker (madbuta) oder ohne Zucker (murra). Für die meisten ist Kaffee jedoch unerschwinglich. Um so mehr wird Tee (Schai) getrunken. Stark gesüßter schwarzer Tee wird in kleinen Gläsern serviert und manchmal mit Anis, Kardamom oder Jasmin aromatisiert. Als Willkommenstrunk für Gäste ist er obligatorisch. Die Teehäuser haben zudem noch eine wichtige soziale Funktion, hier trifft man sich mit Freunden und Verwandten, hier tauscht man Neuigkeiten aus oder raucht nur eine gemütliche Wasserpfeife. Laban oder Ayran, mit Wasser verdünnter, leicht gesalzener Joghurt und Tamarindensaft werden ebenfalls angeboten.

Essgewohnheiten
Morgens gibt es zumeist nur Obst und Brot mit Tomaten, Schafskäse und Oliven. In Syrien reicht man gerne zum Fladenbrot Pita eine Gewürzmischung aus Sesam, Nelken, Kreuzkümmel, Koriander und Haselnüssen. In den Großstädten wird das Frühstück eher vernachlässigt als auf dem Land. Meist beginnt man erst zur Mittagszeit etwas zu sich zu nehmen. Da die Mittagsstunden sehr heiß sind, beschränkt man sich auf kleinere Snacks, vor allem an den Falafelständen herrscht dann reger Andrang. Die Hauptmahlzeit wird in den kühleren Abendstunden eingenommen, oft erst sehr spät am Abend, wenn die gesamte Familie versammelt ist. Die arabische Gastfreundschaft, die bei uns schon legendär ist, hat ihre Wurzeln im Islam. Für jeden Araber ist es heilige Pflicht, Fremde, Freunde und Verwandte als Gäste zu betrachten und sie, ohne Kosten und Mühen zu scheuen, zu bewirten. Zum Essen gruppiert man sich auf Kissen oder Teppichen am Boden um ein niedriges Tischchen oder eine große Metallplatte. Die Nahrung wird als ein Geschenk Gottes verstanden und so darf erst mit dem Essen begonnen werden, wenn der Hausherr mit den Worten 'Bismillah' (Im Namen Gottes) das Mahl eröffnet. Jeder bedient sich selbst. Gegessen wird mit den Fingern und zwar ausschließlich mit der rechten Hand, da die linke als 'unrein' gilt. Fladenbrotstücke werden zu einer kleinen Schaufel geformt und mit drei Fingern festgehalten, sie ersetzen das Besteck. Es ist ungeschriebenes Gesetz, am meisten von dem Gericht zu essen, das einem am nächsten steht. Der Gastgeber wird immer darauf achten, daß diese die in seinen Augen besten Gerichte sind. Er beendet das Essen mit den Worten: 'Alhamdu lillah' (Gelobt sei Gott)