TEIL 2
Mir wurde mulmig. Wurde das Fest etwa meinetwegen
abgehalten? Mein Vater wird doch nicht in Erwägung ziehen mich anlässlich
meines 15ten Geburtstag, der erst vor ein paar Wochen gefeiert worden
war, zu verheiraten? „Kiya-Nut, meine Tochter, ich habe dich in
den letzten Jahren zu einer wunderschönen Frau heranwachsen sehen
und nun, da du 15 Jahre alt geworden bist, ist es für dich an der
Zeit zu heiraten!“ Er machte eine kurze Pause, während sich
mein Vater verlegen im Raum umsah, sah ER mich mit einem leichten Lächeln
an. Ihm schien das zwar zu gefallen, aber er schien sich dennoch nicht
allzu wohl zu fühlen. „Während der letzten paar Wochen
vor, sowie auch nach deinem Geburtstag haben mehrere junge und durchaus
gute Männer bei mir um deine Hand angehalten und um dich nicht zu
beunruhigen verschwieg ich es dir, denn ich hoffte, dass Snorif dich heiraten
würde.“ Als er den Namen aussprach blickt er zu meinem Gegenüber,
jenem Mann der mein Herz so ins Rasen gebracht hatte und nun sollte ich
ihn heiraten? „Bei diesem Fest wollte ich die bevorstehende Vermählung
bekannt geben jedoch nicht ohne dich darüber zu informieren. Bis
alle Gäste eingetroffen sind, lasse ich euch allein!“ Ohne
meine oder seine Reaktion abzuwarten verlies er den Raum.
Es herrschte Stille ich hörte nur mein schweres Atmen und sein schweres
Atmen und das Lachen im Hof. Ich sah ihn an. Was wollte ich eigentlich?
Er war nett, höflich und sah ziemlich gut aus. Warum war ich so schockiert
und entsetzt? Snorif schien auch nicht so recht zu wissen wie er sich
nun verhalten sollte. Verlegen sah er sich um. Wie alt war er eigentlich?
20? 25? Oder älter? Während ich so darüber nachgrübelte
fing ich aus irgendeinem Grund an zu weinen, ob nun aus Freude oder Trauer
oder Verzweiflung, ich weiß es nicht. Schüchtern trat er auf
mich zu und seinen starken Arme umarmten sanft meinen, seinem gegenüber,
zierlich wirkenden Körper. „Ich wollte es dir eigentlich vor
deinem Vater sagen, aber ich konnte es nicht! Es tut mir leid, dass er
dich jetzt so damit überrumpelt hat, ich nahm an er würde es
dir vorher schon sagen.“ Wir standen da, ich heulte und er versuchte
sich irgendwie zu entschuldigen und mich zu trösten. „Es ist
doch nicht deine Schuld – ich meine ich mochte dich schon, als ich
dich zum erstem mal gesehen hatte und ich wusste nicht einmal wer du warst
und Vater hat dich immer nur gelobt ohne deinen Namen zu erwähnen.“
Es war irgendwie ein verklemmtes Gespräch – wir wussten beide
nicht was nun zu tun oder zu sagen war – woher auch? Und wieder
fing ich an darüber nachzugrübeln, wie alt er wohl war und woher
er meinen Vater kannte. Und als könnte er Gedanken lesen, erzählter
er leise weiter. „Ich bin vor einem Jahr zu meinem 19 Geburtstag
hierher gekommen. Vorher diente ich in Theben als Tempelpolizist und hier
bin ich nicht nur für einen Tempel verantwortlich, sondern für
alle drei Tempel. Dein Vater kontrolliert das natürlich alles und
muss mit dem obersten Tempelpolizisten – in diesem Fall mir –
zusammenarbeiten, da seine Polizisten zu den Tempeln keinen zutritt haben.
Vor einigen Monaten bat er mich zu sich und wir unterhielten uns über
unsere Aufgabe, seine und meine Familie. Dabei hat er immer von dir erzählt
und wie glücklich er mit seiner Frau ist. Ich war noch nie verheiratet
und meine Mutter ließ sich von meinem Vater scheiden – daraufhin
habe ich ihn nie wieder gesehen.“ Ich hatte mich durch seine sanfte
Stimme beruhigen lassen und sah ihn die ganze Zeit während er erzählte,
wahrscheinlich ohne, dass er es merkte, an. Er erzählte mir wie oft
mein Vater von mir erzählt hätte und wie oft er ihn gebeten
hatte auf die Feste zu kommen, damit wir uns kennen lernen würden
und das es ihm leid tat mich so verwirrt zu haben. Als er fertig war sahen
wir uns wieder an und wieder hörte ich das Lachen im Hof, aber er
und ich atmeten erleichterter und ruhiger. Und was nun? Das hatte mein
Vater ja toll hinbekommen – hatte uns einfach hier stehen lassen.
Würden wir zusammen rausgehen wären wir das Gesprächthema
und die Mütter und Töchter würden mich ausfragen was wir
gemacht hatten und er würde von den Männern ebenso in Beschlag
genommen werden und wenn wir einzeln den Hof betrete, sieht es so aus
als würden wir uns nicht verstehen. Und was mach ich? Ich habe eine
Idee.
„Lass uns gehen!“ Schlug ich vor. Er blickte mich fragend
an „Wohin denn?“ „Weg von hier – aufs Dach, zum
Tempel oder in die Felder!“ Noch immer schien er nicht verstanden
zu haben. Ich erklärte ihm also meine Gedanken und zog ihn dann aufs
Dach, zu einer Leiter die auf die Strasse führte. Unten angekommen
wechselten wir die Rollen und er zog mich in einen Stadtteil, der mir
bis dahin noch nie so aufgefallen war. Es war ein Stadtteil nahe den Tempeln,
wo viele Priester wohnten, ein paar kamen uns auch entgegen und sahen
uns verdutzt nach – sie schienen ihn zu kennen, mich jedoch nicht.
In einer engen Seitengasse führte er mich in ein kleines gemütliches
Haus – es war nicht so groß wie das unsere aber trotzdem gemütlich.
Im Vorraum lagen einige Teppiche aus Pflanzenfasern und im großen
Hauptraum gab es zwei Altare. Der eine galt dem großen und mächtigen
Gott Re und der andere der Göttin Nut, wie es auch bei meiner Familie
der Fall war. In demselben Raum war auch eine Treppe nach unten, in den
Keller und eine breitere nach oben, die wir hintereinander hinaufgingen.
Wir betraten einen weiteren größeren Raum, in dem es nur noch
einen Durchgang auf das Dach gab. Was würde denn jetzt noch kommen?
Er verließ mich und eilte wieder nach unten. Kurze Zeit später
kehrte er mit einer kleinen Amphore zurück. Mit einem weichen Tuch
aus Leinen verband er mir die Augen und gab mir den Krug. „Probier
das mal und versuche zu erraten was es ist.“ Ich setzte den Krug
an und erkannte den Geschmack sofort, ich hatte ihn zwar erst einmal kosten
dürfen, aber ich hatte es nie vergessen – es war Wein, süßer
gutschmeckender Wein.
Wir setzten uns auf die Matten, unterhielten uns und rückten immereger
aneinander. Als gerade Pause war, fing er an, mir zärtlich über
das Gesicht zu streicheln, durch das Haar, über die Schulter, die
Arme und die Brust und küsste mich. Seine Hände streiften über
mein Kleid, bis sie langsam darunter gleiteten. Er zog mich aus, küsste
meinen Hals, meinen Busen,bis hinunter zu meinem Schritt, doch dann stand
er abrupt auf und entledigte sich seines Schurzes. Nun stand er splitter
nackt vor mir. Ich spürte wie sehr ich ihn begehrte, wie sehr mein
Körper nach ihm verlangte. Seine Hand streichelte sanft meinen Körper
bevor er sich auf mich legte. Wirküssten uns lange und er drang in
mich ein. Wir bewegten uns eine Weile rhythmisch, bis ich von einer Welle
des Glücks erfasst wurde und auch ein Keuchen seinerseits vernahm.
Wir küssten uns noch einmal zärtlich und schliefen Hand in Hand
ein.
Am diesem morgen drehte sich in meinem Kopf
alles und mir war warm. Draußen hörte ich den Betrieb der Strasse.
Esel die schrien, Führer, die Esel anschrien und Kindehrlachen. Ich
drehte mich um und wollte Snorif wecken – er war fort! Ich schreckte
nach oben. Seine Sachen fehlten. Vor der Treppe nach unten lag ein zusammengeschnürtes
Leinenpacket und ein Armreif. Das fängt ja gut an – wofür
will er sich denn entschuldigen, wenn er mir am ersten morgen Geschenke
macht? Ich zog mich also an – natürlich das Kleid, das er mir
geschenkt hatte und ging die Stufen nach unten um die Küche zu suchen.
Unten angekommen schlug mir ein Brotduft entgegen, ich folgte ihm in die
Kochniesche, die sich halb unter der Treppe befand. Dort lag ein kleines
Stück duftendes Brot, dass ich genussvoll aß. Danach räumte
ich das Obergeschoss auf, legte Decken zusammen und schaffte den Weinkrug
in den Keller. Nun wollte ich zu meinen Eltern, wobei mein Vater sicher
schon arbeiten ist.
Als ich nach draußen auf die Straße trat, wurde ich von der
Realität eingeholt. Überall waren beschäftigte Menschen
und Händler, die die Gassen auf und ab liefen um ihre Waren zu verkaufen.
Nach Hause gehen – das war leichter gesagt als getan, dann ich hatte
keine Ahnung in welchen Stadtteil ich war und welche Wege nach hause führten.
Plötzlich berührte mich eine schwitzende Hand am Bein und das
dazugehörige Gesicht näherte sich dem meinen. Der Mann roch
nicht nur nach Bier – er stank nach diesem Gesöff. Seine Zähne,
zumindest die, die noch da waren, waren gelblich fast schwarz und rochen
verfault und sein Schurz war vollkommen verdreckt und zerrissen. Während
seine eine Hand mich an die Wand drückte fing die andere, an der
sich nur noch 4 statt der 5 Finger befanden, an, die Stellen, die Snorif
am Abend zuvor so zärtlich umschmeichelt hatte, grob zu berühren.
Bevor ich überhaupt wusste wie mir geschah, sank der stinkende Mann
in meinen Armen zusammen. Hinter ihm stand Snorif, der den Übeltäter
mit seinem Amtsstab niedergeschlagen hatte. Ich fing an zu zittern und
am ganzen Körper wurde mir warm und kalt. Nun fing ich an zu registrieren
was eben beinahe geschehen wäre. Bevor ich gänzlich zusammen
brach, brachte Snorif mich ins Haus. Wo ich für einen kurzen Augenblick
das Bewusstsein verlor.
„Schwester, Schwester!“ Ich schien mich in einem abgeschlossenen
Raum zu befinden und von außen drang eine bekannte Stimme an mein
Ohr – sie schien aber seltsam weit weg zu sein. „Kiya-Nut
– wach auf!“ Meine Lider schmerzten leicht als ich die Augen
aufschlug und in Snorifs besorgtes Gesicht blickte. Ich richtete mich
auf und sah zwei mächtige Polizisten hinter Snorif stehen und einen
dritten hinter mir. „So, nun ist sie wach und wir können gehen
– nicht war Snorif?“ Sagte der eine in einem gehässigen
Ton und packte Snorif mit festem Griff an der Schulter. Diese Männer
schienen keine Tempelpolizisten zu sein und es waren alles Ägypter.
Der Polizist der sich hinter mir befand half mir beim Aufstehen, während
die anderen zwei Snorif als ihren Gefangen abführten. „Aber,
aber was machen Sie den da – Er hat mich doch vor diesem Lüstling
beschützt!“ Lüstling? Was vielen mir denn da für
Wörter ein? „Herrin, das mag ja sein aber mit Ihrer Rettung
hat er den Mann umgebracht und das war nicht rechtmäßig. Das
wäre Sache des Bürgermeisters gewesen, außerdem hat niemand
gesehen, dass der Mann Sie unzüchtig berührt hat. Damit wäre
Snorif der Täter und Mörder!“ Ohne jegliche Gefühlsregung
führten die zwei Polizisten ihren Gefangen ab, während der dritte
mich nach Hause brachte.
Ich war verzweifelt, was sollte mir denn
noch alles passieren? Amun, du großer Gott was habe ich verbrochen
und Maat, du mächtige Göttin – das ist doch keine Gerechtigkeit!
Ich fluchte und heulte nur so vor mich hin! Meine Mutter versuchte mich
zu trösten, mir wieder auf die Beine zu helfen, aber vergebens! Was
sollte ich schon tun können, wenn ich, die so etwas behauptet zum
Bürgermeister gehen würde müsste ich doch auch sagen das
mein Vater mich mit dem Schuldigen vermählen wollte und jeder würde
denken ich log um meinen Zukünftigen zu schützen, aber eigentlich
hatten sie doch recht! Der Mann war vollkommen betrunken und Snorif müsste
doch klar gewesen sein und hätte die Wucht seines Schlages abbremsen
können! Amun hilf mir doch – was soll ich jetzt tun?
Ich beschloss halb vor Wut zu meinem Vater zu gehen und ihm von der Sache
zu berichten. Gerade als ich aufbrechen wollte, stand er in der Tür
und drängte mich zurück ins Haus. Wieder fing ich an zu weinen,
voller Verzweiflung, weil ich nicht wusste wie ich Snorif helfen sollte.
Ruhig und bedacht setzte sich mein Vater auf einen herumstehenden Schemel
und nahm mich in seine Arme. „Meine Tochter, wenn du es so erzählen
würdest wie es war, würde dir niemand Glauben schenken! Du kannst
ihm nicht helfen! Du müsstest jemanden finden, der gesehen hat was
passiert ist, sonst ist Snorif zum Tode verteilt.“ Ich blickte in
strenge Augen die auch nicht fassen konnten was da eben passiert war,
aber auch Augen, die die Hoffnung auf Rettung verloren hatten, denn sie
wussten wie das Rechtssystem funktionierte. „Aber du kannst ihn
doch nicht so einfach aufgeben – ohne zu wissen was da passiert
ist! Er wollte mich doch nur beschützen!“ Seine großen
Hände strichen mir über den Kopf „Liebes, niemand weiß
was dort passiert ist außer du, Snorif und dem Toten. Und eventuell
einem Blinden Jungen.“ Ich sah ihn fragend und enttäuscht an,
weil er einen Blinden für eine Hilfe hielt und nicht den geringsten
Versuch unternahm Snorif zu helfen. „Du bist eiskalt!“ Schrie
ich ihn wütend an, stand auf, bereit zu gehen. „Kiya!“
(Kiya nannte er mich nur wenn er böse auf mich war, deshalb lies
er auch den Namen der Göttin Nut aus meinem Namen weg) „Ich
bin nicht eiskalt; ich bin nur nicht naiv! Finde jemanden der gesehen
hat was dort passiert ist und ich werde Snorif helfen, sonst ist er verloren!“
Er ließ mich allein.
Erneut sank ich auf die Knie und fing an zu weinen. Im Hof hörte
ich meine Mutter mit meinem Vater streiten, was das erste mal war –
ich hatte nie zuvor erlebt wie sie sich stritten! Meine Mutter nahm mich
in Schutz und wollte nicht, dass mein Vater mir alle Hoffnung nahm. Er
dagegen fand es besser alles klarzustellen, damit ich mich nicht in irgendwelche
Wunschträume verrennen würde. Inser der im Hof spielte, verstand
das nicht so recht Aker-Tiyu dagegen umso besser. Ich lag auf dem Boden.
Meine Beine waren erschöpft und ich hätte gern geschlafen, als
mein großer Bruder schüchtern den Raum betrat und ohne ein
Wort zu sagen mich in seine Arme schloss. Es waren nicht Snorifs Arme,
aber sie schenkten mir Trost und Geborgenheit. „Schwester, lass
uns den blinden Jungen suchen – ich weiß wer es ist. Ich weiß
nur nicht wo er ist!“ „Du warst dort?“ „Nein,
aber der Blinde hat es mir erzählt, dass er dort war und alles gesehen
hat!“ Verdutzt sah ich meinen Bruder an – ich wusste nicht
so recht was ich davon halten sollte, denn wenn ich nicht wusste, wer
der Blinde war, weiß ich natürlich auch nicht wo er ist! „Ka.“
Hörte ich „Ka?“ Fragte ich nach. Im ersten Moment begriff
ich nicht was mein Bruder mir sagen wollte, aber nach einem zweiten Moment
begriff ich das er Ka, den Jungen aus der Nachbarschaft meinte.
„Wenn du ihn zu Hause suchen willst,
ist es Zeitverschwendung – da war ich nämlich schon!“
„Na dann ist er bestimmt draußen bei den Felsen – dort
geht er zumindest ziemlich oft hin!“ „Gut, dann gehen wir
auch dorthin!“ Mit großen Schritten ging Aker-Tiyu durch die
engen Straßen voran, während ich ihm dicht auf war. Nach einiger
Zeit hatten wir das Stadttor erreicht und passierten es Richtung Nil.
In der Ferne sahen wir bereits die ersten Steine und einen kleinen Jungen.
Wir gingen schneller, doch als wir ankamen entpuppte sich der kleine Junge
als Felsformation, doch die war mir noch nie zuvor aufgefallen.
Mein Bruder riss mich aus meinen Gedanken „Schwester!“ Er
hielt ein Stück Beigefarbenes Leinen hoch „sieh mal! Das habe
ich dort drüben gefunden.“ „Aber warum liegen hier mitten
in der Wüste Leinen herum?“ „Ich habe keine Ahnung aber
hier scheint Ka ja nicht zu sein, also können wir genauso gut wieder
nach Hause gehen.“ Ich murmelte nur ein kurzes ja und lief ihm enttäuscht
hinterher. Mitten in einer Gasse kam mir eine Idee. Erst wollte ich meinem
Bruder davon erzählen, lies jedoch von dem Gedanken ab und entfernte
mich unauffällig.
Mein Ziel war das Leinenhaus, wo ich einen Tag zuvor das selbe Stück
Leinen gekauft hatte, was ich jetzt in der Hand hielt. Als ich ankam begann
es bereits zu dämmern und die Göttin Nut würde bald Re
verschlingen um ihm am Morgen darauf neu zu gebären. Ich war erschöpft
und ziemlich kaputt von den ganzen Aufregungen des Tages. Als plötzlich
Ka auf mich zukam und mich in eine Seitengasse stieß. Mir wurde
unwohl, da die Erinnerungen des Vormittags in mir hoch kamen, panisch
stieß ich Ka weg und lief davon. Doch er hatte mich rasch eingeholt
und drängte mich erneut in eine Seitenstrasse, die nicht mehr als
ein kleiner Raum zwischen zwei Häusern war.
Mit großen und furchterfüllten Augen muss ich ihn wohl angesehen
haben, denn Ka lies von mir ab und ging entsetzt über sich selbst,
einige Schritte nach hinten. „ Es tut mir leid aber ich war so wütend
auf dich!“ Stammelte er vor sich hin „Ich dachte du empfindest
etwas für mich und als du dann mit diesem aufgeblasenen Medja-Polizisten
weggerannt bist.....“ „Ka – hast du gesehen was vor
Snorifs Haus geschehen ist oder hast du nicht?“ er wurde immer leiser
und ging immer weiter nach hinten. „Ja schon, ich hab es gesehen.“
„Dann musst du zu den Polizisten gehen und ihnen das sagen, sonst...
sonst stirbt Snorif!“ „Ich kann das nicht, denn... “
nervös blickte er sich um, dann sah er mich an, dann die Wände
und wieder mich „... denn ich bin dafür verantwortlich. Ich
hatte dem Mann gesagt wo du bist und was er machen soll!“ Ich war
total geschockt, schließlich ging ich aber auf Ka zu, baute mich
vor ihm auf, gab ihm eine ordentlich Ohrfeige und zerrte ihn hinter mir
her zu dem Polizeistützpunkt des Stadtviertels, wo sie Snorif festhielten.
Dort angekommen stieß ich Ka, der während des gesamten Weges
kein Wort gesagt hatte, in die Amtstube des obersten Medja-Polizisten
und wartete hinter ihm bis er anfing zu reden.
„Das ist nicht euer ernst, Herrin! Erwartet ihr von mir, das ich
das glaube?“ „Ja das erwarte ich, denn er hat gesagt das es
so war, wie ich es erzählt habe und das er der Anstifter war!“
Ich war entschlossen und von Ka enttäuscht, das einzige was ich jetzt
noch wollte ist, Snorif wieder bei mir zu haben. Wahrscheinlich so entsetzt
über meine Entschlossenheit lies er Ka noch im selben Augenblick
festsetzten. „Snorif, kann ich allerdings nicht freilassen, denn
er hat den Mann trotzdem umgebracht.“ „Aber das ist doch nicht
fair!“ „Tut mir leid, das ist nun mal so!“
Der Baum in der Mitte unseres Hofes lag
im dunkeln und Nut hatte alles mit ihrem Körper bedeckt. Die Nacht
war sehr klar und man sah jeden einzelnen Stern. Ich hatte mich in den
Hof gelegt, nicht wie die anderen, die auf den Dächern ihrer Häuser
schliefen. Plötzlich trat mein Vater an mich heran. Er hatte nur
seinen Schurz lose umgebunden und eine Fackel in der Hand. „Kiya-Nut,
du musst doch auch mal schlafen!“ „....Sie lassen Snorif nicht
frei. Er sagt er ist trotzdem ein Mörder“ ich blickte meinen
Vater an, der sich in der Zwischenzeit neben mich gesetzt hatte. „Es
ist so unfair! Maat müsste sehr enttäuscht sein!“ „Aber
worüber denn?“ Ich erzählte ihm alles, als ich fertig
war, streichelte er mir über den Kopf und brachte mir eine Schlafmatte.
„Schlaf ein bisschen, meine Göttin. Morgen früh ist ein
neuer Tag!“ Ich verstand ihn nicht, vielleicht aber auch weil ich
so erschöpft war. Kaum war er weg schlief ich ein. Später erfuhr
ich, dass mein Vater den Fall dem Bürgermeister vorgetragen hatten
und dieser wiederum den Polizeichef anwies, meinen Zukünftigen unverzüglich
auf freien Fuss zu setzen.
Etwas kaltes,raues und nasses berührte
meine Füße. Es war sehr warm um mich herum und ich spürte
keinen Lufthauch. Re musste schon wieder erwacht sein. Ich blinzelte und
fand mich im dem Schlafraum wieder, den ich mir mit meinen Brüdern
teilte. Eine unserer Katzen hatte an meinen Füßen geknabbert,
wahrscheinlich, weil sie sonst immer auf dieser Matte schlief, auf der
ich nun noch lag. Ich richtete mich auf und nahm die Katze hoch. Sie miaute
und sprang aus meinen Armen. Mein Kleid vom Vortag hatte ich noch an –
es war das Kleid das Snorif mir geschenkt hatte. Langsam trat ich auf
den sich aufwärmenden Hof, auf dem diesmal nicht einmal Inser spielte.
Dort stand nur eine große Person im Schatten und redete mit meinem
Vater. Als mein Vater mich kommen sah, unterbrach er das Gespräch
und auch sein Gesprächspartner drehte sich um. Es war Snorif –
zwar etwas verstaubt und mit zerrissenem Schurz, aber wen interessiert
ein verschlissener Schurz? Eilig rannte ich auf ihn zu. Während wir
zwei uns umarmten als hätten wir uns Ewigkeiten nicht mehr gesehen,
ließ uns mein Vater allein. Ich hielt Snorif so fest, als wollte
ich hin nie wieder loslassen auch er verengte seine Umarmung. Einige Minuten
standen wir so eng verschlungen da.
Ich hatte meinen Liebsten wieder!
Re hatte uns seinen schönsten Tag geschenkt.
Mutter war so in eile das, sollte man sich ihr in den Weg stellen wollen,
man damit rechnen musste umgerannt zu werden. Sie scheuchte unsere Dienerin
hin und her und dazu die zwei Diener, die sie zusätzlich einstellen
musste um alles zu bewältigen. Neugierig beäugten die Katzen
das ganze treiben. Meine Mutter hatte mir ein wunderschönes Kleid
geschenkt und hatte sich selbst auch ein neues gekauft. Snorif war nicht
da. Er suchte wahrscheinlich noch den passenden Schurz. Mein Vater stand
verwegen in der Ecke und wusste nicht so recht wie er helfen sollte. Im
ganzen Hof duftete es nach einem Festschmaus, mit Fisch, Ente, Schwein,
Brot und feinstem Wein. Während Aker-Tiyu die letzten Namens-Tonscheiben
vollendete, legte ich die bereits fertigen auf ihrem Platz an der großen
Festtafel. Als die ersten Gäste eintrafen, war Snorif noch immer
nicht da und ich wurde langsam ungeduldig. Ich war ziemlich glücklich
und meine Familie sichtlich auch, nur Mutter hatte im Augenblick mehr
mit dem Brot zu tun, als sich für mich zu freuen.
Schließlich kam auch Snorif in einem strahlendweißen, knielangen
Schurz. Dazu trug er einen blauen Gürtel und einen mit Jadeperlen
bestückten Halskragen. Dazu einen Armreif. Einfach perfekt. Ich ging
auf ihn zu und umarmte ihn. Vorsichtig drückte er mich an sich. Mein
großer Bauch schien ihn dabei sichtlich zu behindern.
Mein erstes eigenes Heftchen!
Ganz, ganz großen Dank an meine Mama, Micky R. (die meine Rechtschreibung
korigiert und ein kleines Textstück für mich geschrieben hat)
und Lisa R. (die auch die Rechtschreibung korigiert hat). Und einen inofizellen
Dank an die Seite selket.de (auf der ich erfolgreich nach Bildern und
Infos gesucht habe).
Anne Zöllner ^.^
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