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Gans
3pd = aped [auch Geflügel]
Das Alten Ägypten brachte mehrere Arten von Gänsen hervor. Jedoch waren abgesehen von der Nilgans und der Rostgans alle anderen Arten Zugvögel. Gänsen wurde sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Magie und der Religion eine bedeutende Rolle beigemessen. So wünschten sich die toten Pharaonen im Alten Reich in den Pyramidentexten als Gans zum Himmel emporzusteigen. Große Bedeutung erhielt die Gans im Zusammenhang mit der typischen Opferliste, mit Darstellungen von Schlachtungsszenen und dem Rituellen Darbringen des Vorderbeins. Aus dem Alten und dem Mittleren Reich kennt man heute die meisten solcher Szenen.
Wie schon geschrieben, erhielt die Geflügelzucht eine tragende Rolle in der ägyptischen Landwirtschaft und damit in der Ernährung der damaligen Bevölkerung. Man kann jedoch davon ausgehen, dass von allen Gänsearten nur die Graugans, ägypt.: srw=seru domestiziert wurde und dies vor allem in der Ptolemäerzeit, was zahlreiche Knochenfunde aus dieser Epoche belegen.
Die Graugrans zeichnet sich durch ihres silbergraues Gefieder mit hellen Vorderflügeln und einem orangefarbenen Schnabel aus. Zahlreiche Belege für die Existenz dieser Gänseart machen deutlich, dass sie wohl die beliebteste Gans der Alten Ägypter gewesen war. Da sie das ganze Jahr über in Ägypten anzutreffen war und ihr Fleisch wohlschmeckend ist, konnte sie das ganze Jahr über gejagt werden. Aber auch die Zucht auf ensprechenden Geflügelhöfen schien nicht kompliziert gewesen zu sein und man war sogar in der Lage, die Graugänse zu mästen. So erwähnt eine Inschrift aus dem Alten Reich Gänse, "die auf ihren Bäuchen liefen".
Abgesehen von der Graugans war die Nilgans, ägypt.: smn=semen eine weitere bedeutende Gänseart. Sie hatte lange Beine, ihre Federn waren facettenrech gefärbt. Weitere Merkmale waren jeweils dunkle Flecken um die Augen und auf der Brust. Ihre Oberflügel zierten schwarze Querstreifen. Leider kann man heute die Nilgans auf Darstellungen bzw. Zeichnungen nicht mehr genau von anderen Gänsearten unterscheiden, da ihre Bemalung häufig verloren ging oder aber die Färbung der Gans nicht detailgenau wiedergegeben wurde. Über die Nilgans gibt es entschieden weniger Zeugnisse, als über ihre Verwandten, die Graugänse. Dies deutet daraufhin, dass man ihr nicht so eine große wirtschaftliche Bedeutung beigemessen hat. So spielt sie auch als Opfervogel eine eher untergeordnete Rolle. Dies kann evtl. daran liegen, dass die Nilgans als aggressiver Vogel bekannt war, dessen Weibchen sich während der Paarungszeit das aggressivste Männchen als Bräutigam aussuchten. In der Mythologie brachte man die Nilgans mit dem Gott Amun in Verbindung. Dieser konnte auch den Beinamen "Der große Gackerer/ Schnatterer" erhalten. Ursprünglich galt diese Bezeichnung allerdings für den Ur- und Sonnengott von Hermopolis, der als Nilgans aus zwei Eihälften hervorkam. Erst später wurde er mit Amun identifiziert.
Manchmal ist die Nilgans auch als sog. Lieblingstier in darstellerischen Szenen zu sehen, in denen sie unter dem Stuhl ihres Herrn hockt oder ihn sogar auf der Jagd mit dem Wurfholz begleitet. Wahrscheinlich sollte sie hier als Lockvogel dienen.
Eine weitere Gänseart ist die Blässgans, ägypt.: Trp=tjerep . Sie ist seit der 2. Dynastie belegt und hat ihren festen Platz in der Opferliste (siehe oben). Berühmt sind hier die "Gänse von Meidum", auf deren Darstellung auch zwei dieser Gänse erscheinen und naturgetreu wiedergegeben wurden. Die Blässgans wurde oft in großer Zahl auf Festen gereicht und wurde nicht selten als mumifizierte Beigabe in Gräbern gefunden. Daraus kann man schließen, dass sie bei den Alten Ägyptern eine recht beliebte Gans gewesen zu sein schien.
Als weitere Gänsearten sind zu nennen:
die Hedj-Gans, ägypt.: HD = hedj ,
die Djenu-Gans, ägypt.: Dnw = djenu sowie die
Geb-Gans, ägypt.: gb = geb
.

Bis auf die erste der genannten Arten lassen sich zu den anderen beiden kaum Belege finden.
erstellt von:
Datum
Merit-Isis
26.09.05
Quelle: KEMET, Heft 04/2004 "Tiere am Nil"
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