Die Harfnerlieder bezeichnen eine Textgattung, welche
in verschiedenen Gräbern und einem Papyrus des Neues Reiches enthalten
sind. Diese Versionen beziehen sich auf das berühmte, aber bis
jetzt noch nicht gefundene, Original eines gewissen Antef, welches sich
das "Lied, das im Hause des gerechtfertigten Antef vor dem Harfner
steht" nennt. Dieses Lied spiegelt in seiner Anmut und Melancholie
den hoffnungslosen Pessimismus zwischen der ersten Zwischenzeit und
dem Mittleren Reich wieder.
Hier ein Auszug:
"Generationen verschwinden, andere bleiben
seit der Zeit der Ahnen. Die Götter, die einstmals entstanden,
ruhen in ihren Pyramiden, und die Edlen und Verklärten liegen
in ihren Gräbern. Von den Häusern, die sie einst gebaut,
ist nichts mehr übrig. Was ist aus ihnen geworden? Ich habe
die Worte des Imhotep und Djedefhor gehört, deren Sätze
in aller Munde sind: Wo sind jetzt ihre Stätten? Ihre Mauern
sind zerstört, ihre Stätten sind nicht mehr. Es ist, als
hätten sie nie existiert. Keiner kommt zurück von dort,
um uns zu sagen, wie es ihnen geht und welches ihre Bedürfnisse
sind, um unser Herz zu beruhigen bis zu dem Moment, in dem auch
wir dorthin gehen, wohin sie gegangen sind. Da aber erfreue dein
Herz und denke nicht daran! Solange du lebst, folge der Neigung
deines Herzens. Bedecke deinen Kopf mit Myrrhe, kleide dich in feines
Leinen, reibe dich ein mit den wunderbarsten Essenzen der Götter.
Sei immer sehr fröhlich, das dein Herz nicht niedergeschlagen
sei. Folge Deinem Herzen und deinem Wunsch. Erfülle dein Schicksal
auf Erden und kränke dein Herz nicht, bis das für dich
der Tag der Totenklagen kommt. Denn der "Herzensmüde"
[Osiris] hört nicht ihre Klagen, und ihr Seufzen rettet niemanden
vor dem Grab. So feiere den schönen Tag und ermüde nicht
dabei. Sieh, niemand nimmt seine Habe mit sich und keiner ist zurückgekommen
von denen, die gegangen sind." |
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