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Herz
jb = ib
Im „Denkmal memphitischer Theologie“ heißt es vom Wirken des Schöpfergottes Ptah: „Das Herz läßt alle Erkenntnis hervorkommen, und die Zunge wiederholt, was vom Herzen gedacht wird. Und so werden alle Arbeiten verrichtet... gemäß diesem Befehl, den das Herz erdachte, der aus der Zunge hervorging und der das Wesen aller Dinge ausmacht.“ Das Herz, als Sitz der Erkenntnis sowie die Zunge, als befehlendes Wort, haben demnach also die Welt geschaffen.

Für die alten Ägypter war das Herz – hati oder ib - der Sitz der Intelligenz und des Gedächtnisses, die Quelle menschlicher Weisheit sowie das Zentrum der Gefühle. Zwar war seine Funktion im Blutkreislauf noch nicht bekannt, aber man erkannte in ihm das zentrale Organ, welches sich in alle Glieder ausströmt. Laut Papyrus Ebers ist es das, „was aus den Gefäßen aller Glieder spricht“ und dieses „Sprechen“ verkündete das Leben. Der im Todesschlaf befindliche Osiris wird daher auch als „dessen Herz matt ist“ bezeichnet, ebenso wie alle anderen Toten. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß das Herz als wichtigstes inneres Organ galt.

Durch den allgemeinen Glauben, daß das Herz selbst nach dem Tod das wahre Wesen eines Menschen enthüllen könne, verblieb es bei der Mumifizierung im Körper und wurde sogar bei einer versehentlichen Entfernung wieder an seinen richtigen Platz eingenäht. Da man auch befürchtete, daß das Herz vor dem Totengericht gegen seinen Besitzer Zeugnis ablegen und damit zu dessen Verurteilung beitragen könnte, wurde in der Regel ein sog. Herzskarabäus in die Mumienbinden miteingewickelt. Auf dem Skarabäus befand sich meist eine Inschrift aus dem Kapitel 30 B des Totenbuches: „Oh mein Herz, das ich von meiner Mutter hatte, oh Herz meiner wechselnden Formen, stehe nicht auf gegen mich als Zeuge, tritt mir nicht entgegen im Gerichtshof, maach keine Bewegung wider mich vor dem Wägemeister [...]“.

Bei Darstellungen des Totengerichts wird gezeigt, wie das Herz des Verstorbenen gegen die Feder der Maat aufgewogen wird. Manchmal sieht man dann, wie Anubis das Herz zugunsten des Verstorbenen einstellt, um dessen sicheren Übergang in die Unterwelt zu gewährleisten. Auch glaubte man, daß der Verstorbene im Jenseits sein Herz zurück erhalte. Ab dem Neuen Reich gab es sog. „Herzamulette“ in Form einer Vase mit Henkeln.

erstellt von:
Datum
Mut
03.11.2004
Quelle:
Guy Rachet – Lexikon des alten Ägypten
Ian Shaw & Paul Nicholson – Reclams Lexikon des alten Ägypten
Wolfgang Schuler – Taschenlexikon altes Ägypten
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