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Lotos
sSn = seschen
In Ägypten seschen-Blüte genannt, war der Lotos eine ausgesprochen wichtige Pflanze, da er als Gegenstück zum unterägyptischen Papyrus als Symbol für Oberägypten galt. Wie uns aus unzähligen Bildnissen und Darstellungen bekannt ist, gab es während der Pharaonenzeit zwei verschiedene Lotosarten: Die weiße Nymphaea mit gezahnten Blättern und runden Blüten sowie die blaue Nymphaea caerulea mit geraden Blättern und spitzen Blüten und –blättern. Erst sehr viel später, etwa im 6. Jahrhundert v. Chr., als Ägypten von den Persern erobert wurde, fand auch der indische Lotos (Nelumbo nucifera) in Ägypten Verbreitung.

Der blaue und weiße Lotos unterschied sich nicht nur aufgrund der Farbe, sondern auch in anderen Details. So sind die Spitzen der Blütenblätter des weißen Lotos an der Spitze oval, während die des blauen Lotos spitz sind. In ihren Darstellungen haben die Ägypter diese Unterschiede sehr genau wiedergegeben. Der blaue Lotos duftet sehr intensiv und hat außerdem ein ganz besonderes Blühverhalten. Am frühen Morgen öffnen sich die Blüten und am Abend schließen sie sich wieder – genau dem Verhalten der Sonne entsprechend. Diese Tatsache führte dazu, daß für den Ägypter diese Blüte zu einem Symbol der Regeneration des Menschen nach dem Tode wurde. Hinzu kam die regenerierende Kraft des ausgeprägten Duftes, so daß man in vielen Grabdarstellungen sieht, wie sich die Verstorbenen die Blüte an die Nase halten, um deren Duft einzuatmen. Speziell wurde der Lotos die Symbolpflanze des jugendlichen, morgendlichen Sonnengottes Nefertem, aus dessen Blüte er sich aus dem Urgewässer Nun erhebt und von dem es im Totenbuch heißt: „Ich bin jene reine Lotosblüte, die hervorging aus dem Lichtglanz, die an der Nase des Sonnengottes Re ist.“ (Totenbuch Spruch 81 A)

erstellt von:
Datum
Mut
03.11.2004
Quelle:
Ian Shaw & Paul Nicholson – Reclams Lexikon des alten Ägypten
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