Kleidung und Mode |
Als kleine Einleitung möchte ich anmerken, das die gesamte ägyptische Gesellschaft super-großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres hatte. Wohlhabende Leute waren stets darauf bedacht, nach der neuesten Mode gekleidet zu sein. Der Grieche Herodot war sogar davon überzeugt, die Ägypter seien geradezu besessen von ihrer Körperpflege und stellen "Reinlichkeit über Sittlichkeit". |
Eine
gepflegte Erscheinung |
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Die
Königin Kawitt bei Ihrer Morgentoilette, Relief aus dem Mittleren
Reich |
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wirkungsvolle, wenn auch recht schäumende
"Waschmittel", da Seife unbekannt war. Zum Abtrocknen benutzte
man Leinentücher. Die allgemeine Bevölkerung wusch sich im Nil, wogegen
sich die reichere Gesellschaft durchaus den Luxus eines Badezimmers
leistete. Falls das Baden vergebene Mühe war und man immer noch "müffelte",
so sollte dieses Mittel - eine Art Deodorant - Abhilfe schaffen: |
Um Körpergeruch bei Männern und Frauen zu bekämpfen, werden Straußenei, |
Nach einem Bad war es für die Ägypter ein Genuss, ihre Körper mit wohlriechenden Ölen einreiben zu lassen. Das Öl verlangsamte den Alterungsprozess der Haut und sollte sie glätten, Runzeln vorbeugen und in einigen Fällen Narben, hervorgerufen durch Pocken oder andere Krankheiten, zu verbergen. |
kunstvoll gestalteter Salbenlöffel,
der Griff stellt eine Schwimmerin
und die Schale eine Ente dar, 18./ 19. Dynastie
Gummiharz des Weihrauchbaums, Wachs, frisches Meerreichöl und Erdmandel - fein gemahlen und täglich aufs Gesicht aufgetragen - beseitigt Gesichtsfalten. Versuch es, und Du wirst staunen. |
Um das Haar auch vor Hitze und Trockenheit
zu schützen, konnte die Kopfhaut nach dem Waschen mit parfümierten
Pflegeölen eingerieben werden. |
Wie sich Frauen kleideten |
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Auf den ersten Blick verdanken wir den Ägyptern eine Fülle an Zeugnissen, was die Art ihrer Kleidung betrifft anhand von schriftlichen Auskünften, erhaltenen Kleidungsstücke, Statuetten und zahlreicher Malereien. Die meisten Kleidungsstücke waren aus Leinen gefertigt. Es gab zwar Schafe, von denen Wolle gewonnen werden konnte, jedoch eigneten die sich nicht für eine groß angelegte Wollproduktion. Da bunte Kleidungsstücke eher selten waren, entwickelte man die Kunst, die Kleider mit mit fabelhaften Knittern und Falten zu versehen. Mit den Fortschritten der Kleiderherstellung wurden auch die Falten immer kniffliger. Zwar ist noch immer nicht geklärt wie die Ägypter die Falten in die Kleidung brachten, wahrscheinlich ist aber, das das Kleidungsstück auf ein gerilltes Brett gelegt wurde und mit einer Art Stärke behandelt wurde, die die Falten haltbar machte. Die meisten Frauen waren eher schlicht mit einem nachthemdähnlichen Gewand gekleidet. Sie waren leicht anzufertigen und praktisch bei der Arbeit. |
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Die Kleider der modebewussten Ägypter und Ägypterinnen waren ebenfalls sehr schlicht geschnitten. Sie bestanden immer nur aus einem Stück Stoff, das je nach Lust und Laune um den Körper drapiert werden konnte. Im Alten Reich trug die Frau ein langes, |
wie angegossen sitzendes weißes Kleid, das von der Brust bis ans Schienbein reichte. Es wurde von zwei breiten Trägern gehalten und war aus einem in der Mitte gefaltetem Stück Stoff geschneidert. Mit Trägern oder geometrischen Mustern konnte das strenge Kleid etwas "aufgepeppt" werden. Die eher zurückhaltende |
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Eleganz im Alten Reich wurde schließlich von einer phantasievolleren Mode im Neuen Reich abgelöst. Üblicherweise trug man ein wallendes Gewand, welches aus einer langen Stoffbahn bestand und unter dem Busen zusammengehalten wurde. Kunstvoll gefältelte Ärmel bedeckten die Oberarme bis zum Ellbogen. |
Tunika, Theben-West, 18. Dynastie um 1400 v. Ch. |
Wie sich Männer kleideten |
Im alten Reich trugen die Männer
einen Schurz um die Hüfte, der ungefähr einem Wickelrock geglichen
hat und an einem Gürtel befestigt war. Der Oberkörper blieb unbedeckt.
Der Schurz konnte in seiner Form unterschiedlich variieren, mal war
er lang, dann wieder kurz, manchmal eng anliegend und dann auch wieder
unförmig weit geschnitten. Dann im Mittleren Reich war der innere
und äußere Schurz bei den Männern sehr beliebt. Die beiden Schurze
hatten unterschiedliche Längen und wurden übereinander getragen. Der
äußere Schurz konnte durchscheinend sein und wie bei den Frauen war
auch er plissiert. Schließlich im Neuen Reich kam ein hemdartiges
Obergewand hinzu und endete am Gürtel, wo es auch befestigt war. |
Haartrachten |
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Die weibliche Haartracht wurde vor allem durch die gesellschaftliche Stellung der Frau und deren Beruf beeinflusst. Zum Beispiel trugen Tänzerinnen ihr Haar lang, obwohl vielleicht Kurzhaarfrisuren gerade in Mode waren. Sie flochten sogar Gewichte in die Spitzen der Haare, damit diese beim Tanzen besser schwingen konnten. Jungen und Mädchen der Oberschicht liefen oft bis zur Pubertät mit der sog. "Seitenlocke" herum. Das heißt, der |
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ganze Kopf war kahlgeschoren, bis auf eine lange Locke, die an der Seite herabhing. An den Spitzen der Locke hingen dann meist Talismane zum Schutz der Träger.Zu dynastischen Zeiten trugen Männer wie auch Frauen das Haar meist sehr kurz geschnitten, was bei dem heißen Klima sicherlich praktischer war. Dafür trug man dann bei offiziellen Anlässen eine kunstvoll geflochtene Perücke. Die Herstellung |
von solchen Haarteilen wurde zu einem wichtigen Industriezweig, und jeder Wohlhabende besaß mindestens ein solches Stück. Am besten sahen solche Perücken aus, die aus 120.000 menschlichen Haaren verwoben und mit Bienenwachs und Harz angeklebt wurden. |
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dieser wunderschöne Kopfschmuck besteht aus unzähligen kleinen goldenen Rosetten, sie gehörte einer Frau Thutmosis' III. und ihr lasteten über 2kg Gold und Edelsteine auf dem Kopf |
Haarwuchsmittel für Kahlköpfige: Fett von Löwen, Nilpferden, Krokodilen, Katzen, Schlangen und Steinböcken wird vermischt und der Kopf des kahlköpfigen damit bestrichen. |
dieses Relief zeigt eine Prinzessin bei Ihrer Morgentoilette, die Dienerin
setzt gerade einen Lockenwickler an, um den langen haaren Pracht zu verleihen,
aus dem Grabbezirk des Mentu-Hotep II.
Die Mode der Frisuren und Perücken wechselte schneller als bei Schmuck und Kleidung. So trug man während des Alten Reiches noch strenge Haarschnitte. Man lief mit einem glatten, kurzen Bubikopf herum. Diese Frisuren gingen jedoch allmählich in kunstvollere Langhaarfrisuren über und im Mittleren Reich wurde das Haar schulterlang getragen und auch die Perücken wurden so frisiert. Eine beliebte Frisur war zum Beispiel der "dreiseitige Schnitt", bei dem das Haar in drei Teile geteilt wurde, wobei die Haare am Hinterkopf offen herunterhingen, |
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und die beiden Seitenteile zu Zöpfen geflochten wurden und so
das Gesicht einrahmten. In der 18. Dynastie trugen die Königinnen
am liebsten den sog. "Hathor-Schnitt". Dabei wurde
das Stirnhaar rechts und links des Scheitels mit Schleifen zusammengebunden
und jeweils um ein flaches, scheibenförmiges Gewicht gewickelt. In
der 19. Dynastie kamen dann üppigere Perücken in Mode und man kam
vom "Dreiseitigen Haarschnitt" wieder weg |
und trug das Haar eher lockig zerzaust oder mit geflochtenen ausgefransten Zöpfen. Wohlhaben Frauen frisierten sich natürlich nicht selber, sondern ließen das von ihren Dienern oder Töchtern erledigen. Der Beruf des Friseurs war ein angesehener Beruf, und meistens war ein solcher direkt in einem Haushalt beschäftigt oder stellte seine Künste den Mitgliedern der Gesellschaft zur Verfügung. |
Bei seiner Arbeit stand er direkt
hinter der Frau, die den Vorgang dann mit einem scharfen Blick in
ihren Metallspiegel beobachtet hatte. |
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Make-Up | |
Sowohl Frauen als auch die Männer!!
schminkten sich das Gesicht. Schwarze Augenschminke aus Antimonpulver
sollte die Schönheit steigern und gleichzeitig vor der sengenden Sonne
schützen. Die Schminke wurde auf das obere und untere Augenlidaufgetragen
und der Lidstrich wurde dann bis an die Schläfen verlängert. Seit vordynastischen
Zeiten gab es zwei Pigmentfarben, im Alten Reich war Grün (Malachit)
weit verbreitet, im Neuen Reich wurde es von dem schiefergrauen Galenit
abgelöst. Modebewusste Frauen benutzten die zwei Farben aber auch gleichzeitig;
Brauen und Augenwinkel wurden grün geschminkt und Augenränder und Wimpern
grau. Auch heute benutzen ägyptische Bäuerinnen das schwarze Antimonpulver
noch, um ihre Augen vor dem grellen Sonnlicht zu schützen und Augenentzündungen
vorzubeugen. Die Wangen wurden mit einem Rouge aus Ocker betont. Handflächen
und Füße konnten mit Henna verziert werden. Auch die Haare wurden mit
Henna gefärbt. |
Glitzer und Glamour |
Schmuck war bei jung und alt und
in allen Gesellschaftsschichten schon seit vordynastischen Zeiten
überall beliebt und sollte nicht nur als Zierde dienen, sondern den
Träger auch vor allerlei bösen Mächten oder Krankheiten schützen.
Die bunten, großen Perlen, die in Serie zu einfachem Modeschmuck verarbeitet
wurden, bildeten einen schönen Kontrast zu den schlichten weißen Kleidern.
Dieser einfache Schmuck wurde eher für die unteren Schichten hergestellt,
während die Oberschicht Schmuck aus Edelmetallen, Edel- und Halbedelsteinen
bevorzugte. Der Schmuck für die königliche Familie wurde ausschließlich
in den Werkstätten innerhalb des Palastbezirkes gefertigt. |
Armreife, die für Ramses II.
gefertigt waren, sie zeigen zwei Vögel und waren mit Scharnieren versehen,
damit man sie besser überstreifen konnte |
Pektoral, gefunden im Grab des Tut-Ankh-Amun; in der Mitte sieht man einen geflügelten Skarabäus, darüber sitzt das "Udjat-Auge" in einer Barke |
Der beliebteste und auch erschwinglichste Schmuck bestand aus einfachen Perlen, Muscheln oder Talismanen, die auf Schnüre gefädelt wurden. Perlen waren aus Fayence, Glas oder Steatit gefertigt und aus ihnen machte man Halsketten, Armbänder und Fußreifen. Tanzende Mädchen trugen um die Hüfte einen Perlengürtel, wobei die Perlen beim Tanzen verführerisch rasselten. Die wohlhabende Gesellschaft begnügte sich freilich nicht mit Perlenschmuck, es musste schon aufwendig gestalteter Schmuck in Form von Colliers aus verbundenen Reihen aus Fayence-Perlen sein. Auch Brustplatten, das ist ein großer Anhänger mit eingelegtem Edelmetall, wurde gern von Reichen Bürgern, vor allem von Frauen getragen. Armbänder | ||
und Fußringe waren ein beliebter
Schmuck für Frauen unterschiedlichster Herkunft. Ringe galten im Neuen
Reich als eleganter Modeschmuck und wurden in Massen aus Fayence hergestellt.
Ringe konnten an jedem beliebigen Finger getragen werden, nur der Skarabäus-Siegelring
trug man am linken Mittelfinger. Dieser Ring wurde allerdings nur von
hohen Beamten getragen und zeugte von hohem gesellschaftlichen Rang.
Ohrringe waren bis zum Neuen Reich so gut links: Krone der Prinzessin Sat-Hathor, die Strähnen ihrer Perücke waren mit tausend kleinen Goldröhrchen umhüllt rechts: durchbrochenes Pektoral (innen) u. Kaurimuschelgürtel der Sat-Hathor, auf dem Gürtel wechseln sich Muscheln und Halbedelsteinperlen ab |
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wie unbekannt,bis sie dann durch ausländische Einflüsse den Weg in die Modewelt Ägyptens fanden. Sehr beliebt waren Goldringe, anmutende Ohrstecker aus Glas und verzierter Fayence-Ohrschmuck. Auch Männer trugen Ringe in den Ohren, so wurden bei der Mumie von Tut-Ankh-Amun auch Löcher in den Ohren gefunden. Für Männer galt so ein Ohrring weniger der Zierde, sondern war meist eine Auszeichnung für besondere Dienste und wurde vom Pharao verliehen. Daneben gab es noch "Das Gold der Tapferen", welches für großartige Leistungen im Militärdienst verliehen wurde. |